Wahl des Bundespräsidenten:Eine Frau aus dem Osten gegen drei Männer aus dem Westen

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Stefanie Gebauer, Physikerin aus Kremmen in Brandenburg, tritt für die Freien Wähler zur Wahl des Bundespräsidenten an. (Foto: dpa)

Stefanie Gebauer tritt für die Freien Wähler zur Wahl des Bundespräsidenten an. Politische Erfahrung hat die promovierte Astrophysikerin aus Brandenburg bisher kaum.

Von Boris Herrmann, Berlin

Falls es noch nicht alle mitbekommen haben: Die Freien Wähler existieren auch außerhalb Bayerns. Die Existenz des Bundesvorsitzenden Hubert Aiwanger in einem Hotel unweit des Berliner Kanzleramts ist an diesem Tag schon deshalb schwer zu leugnen, weil er mit großer Geste verkündet, "Glanz und Bodenständigkeit" in die für Sonntag anberaumte Bundesversammlung zu bringen. Aiwanger, Stellvertreter und Nervensäge des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, spricht auch davon, "ein neues Kapitel" aufzuschlagen in der bundesrepublikanischen Geschichte. Aber eigentlich ist das ja gar nicht seine Show, sondern die von Stefanie Gebauer.

Gebauer ist die Kandidatin der Freien Wähler bei der Wahl des Bundespräsidenten am 13. Februar. Sie sagt: "Ich war mutig genug, Ja zu dieser Kandidatur in kürzester Zeit zu sagen." Ein wenig Mut gehört schon dazu, wenn man sich als weitgehend unbekannte Kommunalpolitikerin für das höchste Amt im Staat bewirbt.

Aiwanger nennt die 41-jährige Gebauer eine "junge Powerfrau", was der 51-jährige Powermann sicherlich nicht ganz so großväterlich meint, wie es klingt. Und dass Gebauer nicht die allererste Wahl der Freien Wähler für das de facto ja gar nicht frei werdende Bellevue war - da ist und bleibt Frank-Walter Steinmeier der Hausherr - mindert nicht den Charme dieser Kandidatur: Gebauer ist eine Frau aus dem Osten, die gegen drei Männer aus dem Westen antritt.

Zunächst hatten auch Union und Grüne damit geliebäugelt, eine Kandidatin ins Rennen zu schicken, sich dann aber entschieden, mit SPD und FDP Amtsinhaber Steinmeier zu unterstützen. Dessen Wiederwahl gilt deshalb als sicher. Die Linke hat den Sozialmediziner Gerhard Trabert aufgestellt, die AfD den demnächst wohl ehemaligen CDU-Politiker Max Otte.

Die promovierte Astrophysikerin Gebauer lebt in Kremmen in Brandenburg. Dort ist sie Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung sowie Kassenwartin der Freiwilligen Feuerwehr. Seit 2021 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Brandenburger Landtagsfraktion der Freien Wähler. Dass sie den Berliner Politikbetrieb nicht von innen kennt, sieht sie als Ausweis ihrer Bürgernähe. Gebauer sagt, sie wolle mit ihrer Kandidatur ein Zeichen setzen: "Frauen an die Macht. Traut euch. Geht raus und übernehmt Verantwortung."

Mit mehr als den 18 Stimmen der Freien Wähler in der Bundesversammlung wäre sie am Sonntag schon zufrieden.

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