Berlin (dpa/bb) - Der Berliner Senat muss das Thema Wasserversorgung der Stadt nach Überzeugung der Grünen-Fraktionschefin Bettina Jarasch dringend ernster nehmen. „Noch können wir planen und klug gegensteuern. Wenn das klappt, müssen wir uns auch keine Sorgen machen. Aber wir müssen jetzt aktiv werden“, sagte Jarasch der Deutschen Presse-Agentur. Es sei zum Beispiel notwendig, in Wasserwerke zu investieren, aber auch in eine bessere Aufbereitung von Abwasser. „In den nächsten Jahren müssen die Berliner Wasserbetriebe ihre Gewinne behalten und investieren dürfen, statt sie an den Haushalt abführen zu müssen“, sagte Jarasch.
Die Grünen-Fraktion beschäftigt sich am Wochenende bei einer Klausur im brandenburgischen Nauen mit dem Thema Wasserknappheit. „Wir sind beim Trinkwasser abhängig von anderen Bundesländern. Denn das Wasser kommt zum Beispiel mit der Spree zu uns“, sagte Jarasch. „Und die Gefahr, dass der Fluss Niedrigstände hat, wächst natürlich, denn wir leben in einer der trockensten Regionen Deutschlands.“
In den vergangenen Jahrzehnten sei der Spree durch den Braunkohleabbau Grundwasser in großen Mengen zugeführt worden, das aus den Abbaugebieten raus- und in den Fluss gepumpt worden sei. „Ohne den Braunkohleabbau wird sich das in Zukunft massiv ändern“, warnte die Grünen-Politikerin. „Das kommt zur wachsenden Bevölkerung und zur immer dichteren Besiedlung in der Metropolregion noch hinzu. Das bedeutet, für uns wird Wasser ein Riesenthema in den nächsten Jahren.“
Deshalb sei es wichtig, mit diesem kostbaren Gut sparsamer und intelligenter umzugehen. Das Ziel müsse sein, dafür zu sorgen, dass es weiterhin günstiges Trinkwasser für alle gebe, aber Luxusnutzung durchaus auch teurer werden könne. „Also abgestufte Preise: günstiger Grundbedarf, aber hoher Verbrauch muss kosten“, sagte Jarasch.
„Wir können es uns auch nicht mehr leisten, Regenwasser in die Kanalisation zu spülen.“ Bei Neubauten werde heute nicht mehr erlaubt, dass der Regen in die Kanalisation geleitet werde. „Aber das brauchen wir stärker auch bei Bestandsbauten, also bei Umbau oder umfassenden Sanierungen“, so die Grünen-Fraktionsvorsitzende. „Wir müssen vor allem mehr asphaltierte Flächen entsiegeln und überall, wo es geht, dafür sorgen, dass Regen versickern kann.“
Das Ziel, bis 2030 nicht mehr Flächen zu versiegeln, als Flächen anderswo entsiegelt werden, müsse verbindlich werden. „Bei Schwarz-Rot ist das nur eine unverbindliche Absichtserklärung im Koalitionsvertrag“, kritisierte Jarasch. „Das bedeutet auch: so bauen, dass möglichst viele Wohnungen entstehen und möglichst wenig Fläche verschwindet.“ Wie das geht? „Die Antwort kann nur sein, dass wir höher bauen und mehr Lückenschlüsse nutzen.“
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