Kaukasus:Mehr als 100 000 Menschen aus Bergkarabach geflohen

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Auf dem Weg ins Ungewisse: Ethnische Armenier aus Berg-Karabach fahren am 29. September mit dem, was sie einpacken konnten, in einem Kleinbus ins armenische Goris. (Foto: Vahan Stepanyan/dpa)

Diese Zahl nennt das UN-Flüchtlingshilfswerk. Damit hat ein Großteil der ethnischen Armenier die Konfliktregion verlassen. "Viele sind hungrig und erschöpft", sagt Flüchtlingskommissar Grandi.

Nach der angekündigten Aufgabe des Gebiets Bergkarabach in Aserbaidschan sind nach Angaben des UN-Flüchtlingskommissariats UNHCR mehr als 100 000 Geflüchtete aus der Region in Armenien angekommen. "Viele sind hungrig und erschöpft und brauchen sofort Unterstützung", sagte Flüchtlingskommissar Filippo Grandi.

"Internationale Hilfe wird sehr dringend benötigt", fügte er hinzu. Armenien rechnet nach früheren Angaben damit, dass alle rund 120 000 ethnischen Armenier die selbst ernannte Armenier-Republik inmitten Aserbaidschans verlassen werden. Um das Gebiet hat es seit Jahrzehnten Kämpfe mit Tausenden Toten gegeben.

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Der kurze Krieg um die Region Bergkarabach wird noch nicht das Ende gewesen sein. Denn Aserbaidschan verfolgt weitergehende Ziele - selbstverständlich ganz im Sinne der Türkei.

Kommentar von Tomas Avenarius

Vergangene Woche hatte Aserbaidschan eine Offensive gestartet, kurz darauf kapitulierten die Machthaber der international nicht anerkannten Republik, die nun zum 1. Januar 2024 aufgelöst werden soll.

Aserbaidschan hat erklärt, die Rechte der ethnischen Armenier zu respektieren, die in Bergkarabach bleiben wollten. Das Konzept einer eigenständigen armenischen Region dort sei aber für alle Zeiten beendet. Viele Armenier haben erklärt, aus Sorge vor Unterdrückung und Gewalt nicht in Bergkarabach bleiben zu wollen.

Bisher keine EU-Sanktionen gegen Aserbaidschan

Am Freitag hatte das UNHCR mitgeteilt, etwa ein Drittel der Flüchtenden seien Kinder, viele seien von ihren Familien getrennt. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz teilte mit, man werde Zurückbleibenden mit Grundnahrungsmitteln und Hygieneartikeln helfen.

Die Bundesregierung macht Sanktionen gegen Aserbaidschan davon abhängig, ob das Land die armenische Bevölkerung in der Region schützt und die Grenzen zu Armenien wahrt. Auf EU-Ebene seien Sanktionen Teil der Beratungen, betonte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Er verwies auf eine EU-Beobachtermission an der Grenze zwischen beiden Ländern. In der EU hat bisher Ungarn Sanktionen gegen Aserbaidschan verhindert.

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