Ann Romney:Mitts blonde Geheimwaffe

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Locker, volksnah und beliebt: Ann Romney ist in vielen Dingen das Gegenteil von Mitt. Die fünffache Mutter übernimmt eine immer wichtigere Rolle im Wahlkampf und erzählt sogar im Werbevideo von ihrer Liebesgeschichte. Das wird ihren Mann zwar nicht zum Erfolg in Louisiana führen, doch im Duell gegen Obama könnte Ann noch sehr hilfreich werden.

Matthias Kolb, Washington

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Dieser Werbespot fällt auf. Ausnahmsweise geht es nicht darum, den Gegner zu beschimpfen, sondern um etwas Positives. In drei Minuten erzählt Ann Romney von ihrer Liebe zu Mitt, den ersten Küssen, der Hochzeit im März 1969 und zeigt alte Familienfotos. Das ist Kitsch pur, doch bei vielen Wählern kommt es an. Seit Wochen übernimmt Ann Romney eine immer größere Rolle in der Kampagne ihres Mannes. Kein Wunder: Im Gegensatz zu ihm ist sie locker, volksnah und beliebt.

Die Email mit dem Link zu Anns Video-Liebeserklärung wurde am 21. März verschickt - pünktlich zum 43. Hochzeitstag. Abends musste sich die 62-Jährige noch mal ran: Einen Tag nach dem Sieg ihres Manns in Illinois hatte dessen Berater Eric Fehrnstorn erklärt, natürlich werde die Kampagne im Herbst neu aufgestellt. "Das wird ganz ähnlich sein wie bei dieserZaubertafel Etch-A-Skretch", sagte er zu CNN und weckte erneut Zweifel von der Standfestigkeit des Multimillionärs.

Ann Romney tat ihr Bestes, den Zuschauern im gleichen Sender zu versichern, dass ihr Mann natürlich seinen konservativen Werten treu bleiben werde. Der Auftritt ist in doppelter Hinsicht aufschlussreich: Einerseits engagiert sich Ann fast rund um die Uhr dafür, dass es ihr Mann ins Weiße Haus schafft - und andererseits traut ihr das Romney-Team solch knifflige Aufgaben auch zu. Bereits vorher hatte sie alleine Wahlkampfauftritte absolviert.

Unter den Journalisten, die seit Wochen und Monaten die Kandidaten begleiten, herrscht schon lange Einigkeit, dass Ann Romney ihren Mann menschlicher mache. Beim Townhall-Meeting in Bexley war Romney am entspanntesten, als seine Frau ihn vorstellte.

Und beim Kontakt mit der republikanischen Basis oder bei Veranstaltungen wie der Hispanic Leadership Conference, wo ich Ann Romney das erste Mal live erlebte, kommt es natürlich gut an, dass der Kandidat seit Ewigkeiten glücklich verheiratet ist und neben fünf Söhnen auch 16 Enkel präsentieren kann. Am Sieg von Rick Santorum bei der heutigen Vorwahl im Südstaat Louisiana, den alle Demoskopen vorhersagen, wird aber auch "Mitts Geheimwaffe", wie einige Medien seine Gattin getauft haben, nichts ändern können.

Seit längerem übernimmt es Ann Romney, nach gewonnenen primaries ihren Mann anzukündigen und mit dem Publikum zu spielen. "Ihr dürft erst am Ende klatschen, bitte haltet euch dran", ruft sie den Fans zu, die natürlich Sekunden später losjubeln. Ann Romney lächelt dann wie eine nachsichtige Mutter - und präsentiert den "nächsten Präsidenten der USA".

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In Illinois wurde an diesem Dienstag deutlich, dass Ann bereit ist, um die Stimmen der Wählerinnen zu kämpfen, die sich vom Dauerstreit der Republikaner um Abtreibung, Verhütungsmittel und Feministinnen abgestoßen fühlen. "Viele Frauen bitten mich, über das Haushaltsdefizit und Arbeitslosigkeit zu sprechen", sagte sie. Dazu sei sie gern bereit, denn wie viele Mütter und Großmütter in Amerika ärgere sie sich über den Schuldenberg, der den Kindern und Enkeln aufgebürdet werde. Die Botschaft ist klar: Mein Mitt kann das wichtigste aller Probleme lösen, das jede einzelne Amerikanerin am stärksten betrifft.

Ann und Mitt Romney: Für den Wahlkampf des Republikaners wird seine Ehefrau immer wichtiger. (Foto: AFP)

Nicht nur bei Medienmenschen ist Ann Romney beliebt. In einer aktuellen Umfrage gaben 31 Prozent der Teilnehmer an, eine positive Meinung von ihr zu haben, 22 Prozent hatten eine negative Meinung. Ihr Ehemann kommt nur auf 33 Prozent Zustimmung bei 58 Ablehnung. Allerdings wird auch die aktuelle First Lady, Michelle Obama, mit 54 Prozent Zustimmung und 34 Ablehnung deutlich besser bewertet als ihr Gatte: Jeweils 48 Prozent haben eine gute bzw. schlechte Meinung von US-Präsident Barack Obama.

Nach der Heirat kümmerte sich Ann um die Erziehung der fünf Söhne. Zahlreiche Interviews belegen, dass Mitt Romney die Arbeit seiner Frau als mindestens gleichwertig zu seiner eigenen empfand und sie gern Chief Family Officer nannte. Tagg Romney, der älteste Sohn, nennt die wichtigste Regel im Hause Romney: "Wir Kinder durften nichts Schlechtes über Mutter sagen, sie nachäffen oder respektlos behandeln." Bis zum heutigen Tag können sich die Söhne an keinen Streit der Eltern erinnern und enge Freunde versichern, dass Mitt keine Entscheidung trifft, ohne sie mit Ann besprochen zu haben.

Dass Ann Romney "ein paar Cadillacs" fährt, ist seit einem Wahlkampfauftritt in Michigan hinlänglich bekannt. Doch als Tochter eines reichen Industriellen und Lokalpolitikers wuchs Ann Davies in einem ebenso wohlhabenden wie gut behüteten Umfeld auf und besuchte ein Elite-Mädcheninternat in der Nähe von Detroit. Dem zwei Jahre älteren Mitt Romney, der im Jungentrakt lernte, fiel die begeisterte Reiterin sofort auf und er begann um sie zu werben.

Nach der Feier zu Anns 16. Geburtstag waren die beiden ein Paar. Die Beziehung überstand auch jene zweieinhalb Jahre, die Mitt für die Mormonen in Frankreich als Missionar tätig war. Die Kisten mit den Briefen habe sie immer noch, erzählt Ann Romney in ihrem Hochzeitstagsvideo. Wenn es der Wahlkampf also erforderlich macht, dann kann sie jederzeit nachlegen, um die menschliche Seite ihres Mannes hervorzuheben.

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