Tourismus:So ein schönes Land!

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Wo Reisterrassen sind, müssen nicht unbedingt die Philippinen sein: Ein Blick über Sidemen auf Bali. (Foto: Robert Harding/Imago)

Die Philippinen bewerben mit einem Clip den Liebreiz des Landes, das soll die Touristen wieder zurückholen. Jetzt stellt sich heraus: Zu sehen sind Strände in Brasilien und Reisterrassen von der Insel Bali.

Von David Pfeifer, Bangkok

Die Philippinen sind ein besonders schönes Land, traumhafte Strände, üppige Natur, noch dazu günstig im Vergleich zu Dubai oder der Schweiz beispielsweise, unberührt im Vergleich zu Brasilien oder Bali. Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig, doch im vergangenen Jahr wurden nur 2,7 Millionen Besucherinnen und Besucher auf den Philippinen gezählt, 68 Prozent weniger als vor der Pandemie. Zum Vergleich: Thailand kann sich 2023 wieder über 25 Millionen Touristen freuen. Die philippinische Tourismusbehörde hat also eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die ergab, dass Besucher sich vor allem "authentische Interaktionen mit der Bevölkerung" wünschen - und einen Werbespot.

Der verursacht seit dem vergangenen Wochenende Aufregung, obwohl er bereits seit dem 27. Juni läuft. In dem Spot sieht man Menschen beim Tanzen, beim Tauchen und beim Essen, dazu die Slogans "Love the Adventure", "Love the Moments" und auch "Love the Culture". Die gesamte Kampagne heißt "Love the Philippines" und sollte das alte Motto "It's more fun in the Philippines" ablösen - mehr Liebe als Spaß also. Doof nur: Die Aufnahmen, die man dazu sieht, stammen teilweise gar nicht von den Philippinen. Es sind Strände aus Brasilien zu sehen und die wirklich sehr berühmten Reisterrassen von Bali, es wurden Schnittbilder aus der Schweiz und den Emiraten verwendet.

Ein auf den Philippinen bekannter Blogger hatte Zweifel an der Provenienz der Aufnahmen geäußert, dann kam eine Analyse der Nachrichtenagentur Agence France-Presse (AFP), die bestätigte, dass sich die beauftragte Werbeagentur offenbar an sogenanntem Stock Footage bedient hat, also bereits existierende Aufnahmen, die gegen Gebühr von Bildagenturen angeboten werden. Solche Clips sind zwar rechtefrei, aber nicht immer sinnfrei einsetzbar. Nicht so sehr der neue Spot ging daraufhin viral, sondern der Spott deswegen.

Das Tourismusministerium bestätigte am Sonntag die Peinlichkeit, das Video wurde von der Facebook-Seite entfernt und die Schuld der Werbeagentur DDB Philippines zugeschoben, die sich auch gleich entschuldigte für ein "unglückliches Versehen". Das allerdings minderte kaum die Kritik an dem Tourismusministerium, das das eigene Land nicht zu kennen scheint. Der Spot, der für 49 Millionen philippinische Peso, etwa 900 000 Dollar, produziert wurde, soll nicht bezahlt werden.

Auf den Philippinen ist die Sache politisch geworden. Einerseits wird dem Tourismusministerium vorgeworfen, einen "faulen Job" zu machen. Andererseits beschweren sich nun einzelne Provinzen, dass sie mit ihren Attraktionen in dem Spot nicht vorkommen. Touristen würden in die Irre geführt, außerdem sei die Kampagne zu nah dran an der Eigenwerbung von Zypern ("Love Cyprus"). Laut dem philippinischen Nachrichtensender One News gab es sogar schon den Slogan "Love Barbados".

Dabei ist eigentlich eher interessant, dass sehr, sehr vielen Menschen gar nicht aufgefallen war, dass die Bilder nicht zum Land gehörten und dass der Slogan auf sehr viele Länder zutrifft. Essen, Tanzen, Freundlichkeit - es sind überall ähnliche Versprechen, die Menschen locken. So gesehen haben die Philippinen einen Werbespot für Urlaub überall gedreht. Love the World. Schöner Slogan eigentlich.

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