Originelle Spendenboxen:Der Sound der guten Tat

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Wer in Großbritannien oder Irland am Tresen steht, sieht sich nicht selten einer solchen Spendenbox gegenüber. (Foto: RNLI)

Seit 200 Jahren treiben die ehrenamtlichen Seenotretter in Großbritannien und Irland Spendengelder ein. Doch nur eine simple Münzenbox im Pub reicht heute nicht mehr.

Von Martin Zips

Ist er nicht schön, dieser metallische Klang einer Münze, welche auf andere Münzen fällt? Im Hut eines Straßenkünstlers zum Beispiel oder im Plastikschwein, das man von der örtlichen Sparkasse geschenkt bekommen hat? In den Büchsen der Heilsarmee scheppert es laut, meist auch in den Kollekte-Körben der Kirchen, die dem Gläubigen diverse Ablasszahlungen ermöglichen.

Berühmt sind auch die Spendenboxen in Form von Rettungsbooten, welche sich zehntausendfach auf den Theken britischer und irischer Pubs finden. Das hier gesammelte Geld geht an die "Royal National Lifeboat Institution" (RNLI), die gerade ihren 200. Geburtstag feiert. Die Vereinigung ehrenamtlicher Seenotretter ist mit Hunderten Rettungsschiffen auch rund um die Kanalinseln und die Isle of Man im Einsatz und hat bereits unzähligen Menschen aus lebensgefährlichen Situationen geholfen. Auch hierzulande finden sich da und dort sogenannte "Spendenschiffchen" zur Unterstützung deutscher Seenot- oder Lebensretter. Auf der anderen Seite des Ärmelkanals sind sie allerdings noch wesentlich verbreiteter. Als Mahnung, das vielfältige Leid auf den Meeren, so gut es eben geht, zu lindern - und sein Geld mit anderen zu teilen.

Das Sammeln für die Seenotretter hat sich auch die Prominenz zur Aufgabe gemacht, hier im Jahr 1948 der Filmstar Patricia Roc mit Polly Bowles und der russischen Tänzerin Irina Baronova (Foto: Warburton/Getty Images)

An britischen und irischen Bierzapfhähnen gesammelt wird bereits seit 1860, die älteste bekannte RNLI-Box ist ein schmuckloses Holzkästchen, später werteten kleine Gemälde mit schäumenden Wellen ihre Optik auf, dann setzten sich vor allem maßstabsgetreue Holz-, Blech- oder Kunststoff-Miniaturen von Rettungsringen, -booten und -schiffen als Sammelbehälter durch. Die Spendenbereitschaft der Kneipenbesucher wurde durch mechanische Raffinessen zusätzlich erhöht! Mal schoss ein kleines Schiff nach dem Münzeinwurf auf der Theke aus einem Mini-Bootshaus heraus oder ein Wasserfahrzeug begann recht hübsch zu schaukeln. Den Trick hatte man sich von den sogenannten "Missionsspardosen" der Kirchen abgeschaut. Auch bei ihnen sorgte der Einwurf einer Münze (leider nicht der eines Scheins) etwa dafür, dass eine Figur das Kopfnicken begann (daneben fand sich der Spruch: "Willst Du den Heiden Hilfe schicken,/so lass mich Armen freundlich nicken"). Als Dank für die Großzügigkeit wurde oft auch eine feine Melodie abgespielt, oder ein Globus begann sich zu drehen.

Heute, da Spenden nur noch selten allein in Form von Hartgeld eingetrieben werden, setzt auch die RNLI neben der schlichten Variante auf eine moderne Pub-Box mit blitzenden LED-Lichtern, Vibrationseffekten und einem Boot, welches sich in einem Kasten über schaukelnde Wellen bewegt- sobald man während des Feierabendbiers seine Debitkarte mit Kontaktlosfunktion an das Sensorfeld hält. "Eine spannende Ergänzung" zum klassischen orange-gelb-blau-weißen Bootsmodell, so nennt es die gemeinnützige Organisation.

Denn längst ist es ja nicht mehr das (von der britischen Band Pink Floyd im Song "Money" einst so großartig eingefangene, fast beängstigend angeberische) Münzgeklimper, welches persönlichen Reichtum angemessen akustisch spiegelt. Ob man will oder nicht: Auch als Spendenbox sollte man mit der Zeit gehen.

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