Hitze in Spanien:Lebensgefährliche Palmen

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In Barcelona ist vergangene Woche eine junge Frau von einer abgebrochenen Palme erschlagen worden. (Foto: David Zorrakino/Europa Press/dpa)

In Spanien herrscht seit Monaten Dürre - mit schwerwiegenden Folgen. Nach dem Tod einer jungen Frau lässt Barcelona Hunderte Bäume untersuchen.

Von Celine Chorus

Spanien trifft es mit aller Härte. Teile des Landes stehen in Flammen, die Temperaturen werden immer unerträglicher, seit Wochen fällt im Süden kein Regen mehr - und nun brechen wegen der Hitze auch noch Palmen ab. In Barcelona werden seit Montag 800 Exemplare untersucht, bei denen der Verdacht besteht, dass sie umstürzen könnten. Was klingt wie eine reine Vorsichtsmaßnahme, hat einen tragischen Hintergrund: In der vergangenen Woche ist eine 20-Jährige von einer plötzlich zusammenbrechenden Dattelpalme erschlagen worden.

Nach Behördenangaben war diese erst im März untersucht worden, ohne dass sich Auffälligkeiten gezeigt hätten. Die Stadtverwaltung vermutet einen Wassermangel wegen der anhaltenden Trockenheit - und verweist auf ähnliche Geschehnisse an der Costa Blanca. Dort waren im Juli ebenfalls mehrere Palmen umgestürzt und hatten teilweise Menschen verletzt. Fachleute erklärten die Vorfälle damals mit dem "Wasserstress" während der Hitzewelle, die die Pflanzen geschwächt habe.

Die Situation ist aber nicht nur hier dramatisch, überall im Land herrscht seit Monaten Dürre. Die Lage ist so ernst wie lange nicht mehr: 2021 und 2022 waren die trockensten Jahre seit dem Beginn der Aufzeichnungen. Mit der Folge, dass sich die Stauseen, aus denen Trinkwasser für die Bevölkerung gepumpt wird, nicht richtig auffüllen konnten: Derzeit werden im nationalen Durchschnitt nur noch 42 Prozent des maximalen Pegels gemessen.

In etlichen Regionen gibt es deswegen schon Beschränkungen für den Wasserverbrauch. Die spanische Zeitung El País schätzt, dass fast neun Millionen Menschen davon betroffen sind. In mindestens 600 Gemeinden ist der Verbrauch demnach eingeschränkt, in einem Landstrich bei Málaga kommt es zu Versorgungsausfällen in den frühen Morgenstunden. An vielen Badeorten wurden auch die Strandduschen abgestellt.

Katalonien hat Sparmaßnahmen angeordnet

Vergangene Woche hat nun die Regierung von Katalonien den Notstand ausgerufen: Schwimmbäder dürfen nicht mehr aufgefüllt, öffentliche Flächen und private Gärten nicht mehr bewässert werden, die Landwirtschaft muss ihren Wasserverbrauch um 80 Prozent, die Industrie um 25 Prozent senken, und die tägliche Wassermenge pro Einwohner wird auf 200 Liter reduziert. Notgedrungen, denn die Reserven leeren sich mit jeder Woche - und eine Besserung ist erst Ende September zu erwarten.

Problematisch ist die Lage insbesondere am Riudecanyes-Stausee, der die Menschen in den umliegenden Dörfern mit Wasser versorgt. Sein Pegelstand liegt aktuell bei sechs Prozent des Füllvermögens. Auch die Flüsse Fluvià und Muga, zwei der wichtigsten Wasserversorgungsquellen für die Region Alt Empordà, befinden sich auf einem "historischen Tiefstand". "Dies ist eine der schlimmsten Dürreperioden der letzten 50 Jahre", sagt der katalanische Regionalpräsident Pere Aragonès.

Es sind Verhältnisse, an die sich die Menschen wohl gewöhnen müssen. Der spanische Wetterdienst warnt bereits vor einer "langfristigen Dürre". Und die Regierung in Madrid befürchtet: Wenn sich nichts ändert, könnten zwei Drittel des Landes zur Wüste verkommen.

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