Überschwemmungen:Deutschland schickt THW nach Slowenien

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In dem Ort Kamnik in Slowenien sind die Schäden durch die Übeflutungen besonders groß. (Foto: Luka Dakskobler/Imago)

An den Flüssen Save, Drau und Mur sind zwar die Pegel etwas zurückgegangen. Doch an vielen Orten ist die Gefahr von Erdrutschen groß. Für die Aufräumarbeiten hat die slowenische Regierung internationale Hilfe angefordert.

Über die Ufer getretene Flüsse, großflächige Überschwemmungen und evakuierte Dörfer: Slowenien, der Süden Österreichs und Teile Kroatiens haben auch am Montag noch immer mit den Folgen des heftigen Starkregens der vergangenen Tage zu kämpfen. Zwar hat sich die Hochwasserlage ein wenig entspannt, aber die Rettungskräfte sind dennoch alarmiert. An zahlreichen Orten ist die Erdrutschgefahr extrem hoch.

Ein Überblick über die Situation in den einzelnen Ländern:

(Foto: SZ-Karte: jje/Mapcreator.io/OSM)

Für Slowenien ist es die schwerste Naturkatastrophe in der Geschichte des seit 1991 unabhängigen Landes. Am Montagmorgen stehen noch immer Gebiete in den Tälern der Flüsse Save, Drau und Mur unter Wasser, wie die Nachrichtenagentur STA berichtet.

Viele Orte sind durch das Wasser und Geröll von der Außenwelt abgeschnitten. Helfer versorgen die Menschen per Hubschrauber mit dem Nötigsten. Der geologische Dienst Sloweniens warnte am Sonntag, die hohe Bodenfeuchtigkeit mache Erdrutsche wahrscheinlicher. Mindestens sechs Bergdörfer seien akut bedroht.

Die Behörden sprechen von bislang sechs Toten im Zusammenhang mit den Unwettern und Überschwemmungen, unter ihnen zwei Niederländer, die beim Wandern in den Bergen vom Blitz getroffen wurden. Hunderte Menschen wurden am Sonntag wegen drohender Erdrutsche in Sicherheit gebracht.

Nachdem das gelungen ist, steht am Montag vielerorts der Beginn der Aufräumarbeiten an. Sloweniens Ministerpräsident Robert Golob schätzt den Gesamtschaden allein in seinem Land auf mehr als eine halbe Milliarde Euro. Betroffen seien Straßen- und Energieinfrastruktur sowie Hunderte Wohngebäude.

Eine Frau wirft ein Teil von einem Möbelstück auf einen Schutthaufen - vieles ist durch die Wasser- und Schlammmassen zerstört und unbrauchbar. (Foto: Luka Dakskobler/Imago/Zuma Wire)

Über den EU-Katastrophenschutzmechanismus beantragte Slowenien 30 Bagger, 30 Spezialfahrzeuge zur Regulierung von Wasserläufen sowie die Entsendung von Ingenieurteams für all diese Geräte. Auf der Liste der angefragten Hilfsgüter stehen zusätzlich 20 vorgefertigte Brücken von bis zu 40 Metern Länge. Auch bei der Nato hat Slowenien Hilfe erbeten. Das Militärbündnis soll fünf schwere Militärhubschrauber liefern, die mindestens fünf Tonnen Gewicht transportieren können sowie 200 Soldaten für die Katastrophenhilfe abkommandieren.

Deutschland schickt das Technische Hilfswerk nach Slowenien. Ein auf Rettungsarbeiten spezialisiertes Vorausteam soll nach Angaben des Innenministeriums noch am Montag im Katastrophengebiet eintreffen. In den kommenden Tagen werde das THW Bagger sowie voraussichtlich zwei mobile Brücken nach Slowenien bringen, heißt es aus dem Innenministerium. Die Kosten von 700 000 Euro soll das Auswärtige Amt tragen. "Bestürzt schauen wir auf die schreckliche Hochwasserkatastrophe", schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz auf Twitter.

Insbesondere der steigende Wasserstand der 450 Kilometer langen Mur beschäftigt die Rettungskräfte - nicht nur in Slowenien. Die Mur entspringt in Österreich, fließt durch Slowenien und mündet in Kroatien in die Drau.

Im Süden Österreichs ist nach den verheerenden Niederschlägen die Gefahr von Hangrutschen groß. In den Überflutungsgebieten waren am Sonntag 5000 Feuerwehrleute im Einsatz, unterstützt von Soldaten. Betroffen waren die Bundesländer Kärnten und Steiermark sowie teilweise das Burgenland.

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In Zollfeld in Kärnten stürzte eine Person am Sonntag in den Hochwasser führenden Fluss Glan und konnte nur noch tot geborgen werden. Dutzende Häuser und Wohnungen mussten evakuiert werden, etwa in den Kärntner Gemeinden Brückl und Keutschach, weil durch das Abrutschen durchnässter Hänge Schlammlawinen drohten.

In Kroatien sind die Pegelstände der aus Slowenien kommenden Flüsse gestiegen. Teilweise wurden Rekordwasserstände verzeichnet. Die Überschwemmungen ergossen sich auf Straßen, Felder und Siedlungen, wie das kroatische Fernsehen HRT am Montagmorgen berichtete. In Rugvica an der Save nahe Zagreb, in Botovo an der Drau und Mursko Sredisce und Gorican an der Mur war die Lage zwischenzeitlich besonders kritisch. Durch die Errichtung von Dämmen aus Sandsäcken konnten größere Schäden an Wohngebäuden verhindert werden.

Mit Sandsäcken konnte in Kroatien bislang schlimmeres verhindert werden. (Foto: Igor Soban/dpa)

Auch in Polen warnten Meteorologen davor, dass nahe der im Nordosten des Landes liegenden Stadt Olsztyn Flüsse über die Ufer treten könnten.

In Tschechien ist die Lage unter Kontrolle. Zeitweise galten in einigen Regionen wegen der ergiebigen Regenfälle Hochwasserwarnungen. An Elbe, Moldau und Oder lagen die Wasserstände am Montagvormittag jedoch wieder im normalen Bereich. In Kezmarok im Norden des Landes drohte am Sonntag der Fluss Poprad über die Ufer zu treten. Im Nationalpark Slowakisches Paradies wurden die Schluchten für Besucher geschlossen. Die Bergwacht rief Touristen auf, nicht durch Bäche zu waten. Auch in der Hohen Tatra waren mehrere Wanderwege unpassierbar.

In der Slowakei standen am Wochenende im Bezirk Roznava in einigen Dörfern Straßen, Gärten, Keller und Häuser unter Wasser. Zwar entspannte sich die Lage rasch, aber das hydrometeorologische Institut der Slowakei warnte vor steigenden Pegeln und einer angespannten Lage in den Regionen an den großen Flüssen.

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