Unwetter in Slowenien und Österreich:Damm bricht im Osten Sloweniens

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Ein Gebiet nahe der slowenischen Stadt Kamnik steht unter Wasser. (Foto: Miro Majcen/dpa)

Starker Regen führt in Slowenien und Österreich zu teils dramatischen Fluten. Nach dem Bruch eines Dammes müssen in Slowenien mehrere Hundert Menschen in Sicherheit gebracht werden.

Nach dem Bruch eines Damms zum Schutz vor Hochwasser am Fluss Mur sind in Slowenien etwa 500 Bewohner des Dorfes Dolnja Bistrica in Sicherheit gebracht worden, wie das staatliche Fernsehen RTV Slovenija berichtet. Der Bruch ist die Folge von Überschwemmungen nach den schweren Regenfällen der vergangenen Tage. Neun weitere Dörfer an der Mur sind dem Kommandanten des Katastrophenschutzes Srecko Sestan zufolge noch gefährdet. Dort seien Evakuierungsmaßnahmen im Gange.

Man versuche nun, per Hubschrauber das mehrere Meter breite Loch am Damm mit Betonblöcken abzudichten. Nach Angaben von Hydrologen steigt der Pegel der Mur an ihrem österreichischen Oberlauf bei Graz.

Auch in anderen Landesteilen Sloweniens laufen Rettungs- und Aufräumarbeiten an. In der Gemeinde Ljubno ob Savinji nahe der Grenze zu Österreich rissen Erdrutsche vier Häuser weg. In Dravograd mussten nach einem Erdrutsch am Samstag 110 Menschen, darunter 30 Touristen, in Sicherheit gebracht werden. Dort drohte ein weiterer Erdrutsch. Bei dem Ort fließen die drei Flüsse Drau, Meze und Mislinje zusammen. Bürgermeister Anton Preksavec sprach laut STA von einer "Apokalypse wahrhaft biblischen Ausmaßes".

Wegen eines befürchteten Erdrutsches in Crna na Koroskem, ebenfalls nahe der österreichischen Grenze, würden Bewohner in mehreren Orten am Fluss Meza vorsichtshalber in Sicherheit gebracht, berichtete die slowenische Nachrichtenagentur STA. An anderen Orten stürzten Brücken ein, Straßen und Bahnschienen standen unter Wasser. Menschen wurden gerettet, die sich auf Bäumen oder Hausdächern in Sicherheit gebracht hatten.

Zwar gingen die Wasserpegel an den Flüssen teils zurück oder blieben stabil, aber die hohe Bodenfeuchtigkeit mache Erdrutsche derzeit wahrscheinlicher, warnte der Geologische Dienst Sloweniens nach Angaben der slowenischen Nachrichtenagentur STA am Sonntag. Er rief die Bevölkerung auf, stärker auf Veränderungen am Boden, an Gebäuden und an Hängen zu achten. Viele Menschen bleiben weiter in provisorischen Notunterkünften Der Katastrophenschutz meldete am Samstag innerhalb von 36 Stunden landesweit mehr als 3700 Einsätze. In der Nacht zum Sonntag wurden 230 Einsatz in insgesamt 186 Orten gezählt.

Von der Leyen: Schäden sind "herzzerreißend"

Die Polizei prüft derzeit für vier Todesfälle, ob es einen Zusammenhang mit dem Unwetter gibt. Im Gebirge bei Kranj kamen zwei Niederländer im Alter von 50 und 20 Jahren ums Leben, es handelte sich den Angaben zufolge um Vater und Sohn. Über die Umstände ihres Todes ist noch nichts bekannt. 400 Niederländer mussten nach schweren Überschwemmungen einen Campingplatz verlassen, fünf weitere Niederländer, deren Lage unklar war, haben sich inzwischen gemeldet. In der Stadt Kamnik, 20 Kilometer nördlich der Hauptstadt Ljubljana, starb nach Polizeiangaben eine Frau, vermutlich bei Überschwemmungen. Am Nachmittag wurde zudem bekannt, dass die Leiche eines Mannes am Ufer des Flusses Save in der Hauptstadt Ljubljana entdeckt wurde. Auch hier werde geprüft, ob der Todesfall mit dem Unwetter zusammenhängt.

Starke Regenfälle verursachten in Teilen Sloweniens Sturzfluten und Erdrutsche, die Straßen und Brücken blockierten und Gebäude überfluteten, wie hier am Freitag bei Ravne na Koroškem. (Foto: Gregor Ravnjak/dpa)

Bereits am Freitag waren mehrere Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten. Die Bewohner wurden teils per Hubschrauber mit Trinkwasser und Lebensmitteln versorgt, teils versuchten Soldaten, zu Fuß in diese Orte zu gelangen.

Nach Angaben von Sloweniens Ministerpräsident Robert Golob sind zwei Drittel des Landes vom Hochwasser betroffen. Die Regierung schätze den Gesamtschaden auf voraussichtlich mehr als 500 Millionen Euro. Es seien die größten Schäden einer Naturkatastrophe seit mehr als drei Jahrzehnten im Adria-Land.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sicherte Slowenien Hilfe zu. Die Schäden seien "herzzerreißend", twitterte sie. Über Einzelheiten wollte der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic, noch am Samstag mit der Regierung in Ljubljana beraten.

Auch das südliche Österreich ist stark betroffen

In den nach heftigen Regenfällen bereits teils überschwemmten Gebieten im Süden Österreichs schüttete es in der Nacht zum Samstag weiter. Die Niederschläge fielen zwar zunächst weniger stark aus als befürchtet, Entwarnung gab es am Samstagmorgen von Feuerwehr und Behörden aber nicht: Im südlichsten Bundesland Kärnten und in der Steiermark drohten weitere Überschwemmungen, Campingplätze wurden geräumt. Mehr als 2500 Feuerwehrleute und Dutzende Soldaten waren nach Angaben des Rundfunksenders ORF im Einsatz.

Ein Campingplatz am Gösselsdorfer See und einer am Turnersee waren nach Angaben der Behörden von Hochwasser bedroht. Camper wurden teils in nahe gelegenen Schulgebäuden untergebracht. In der Ortschaft St. Paul im Lavanttal in Kärnten waren am Freitagabend 70 Haushalte evakuiert worden.

In einem südlichen Vorort der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee musste ein Rückhaltebecken ausgepumpt werden, weil es überzulaufen drohte. In Lavamünd gerieten völlig durchnässte Hänge ins Rutschen und bedrohten Wohnhäuser. In Leibnitz in der Steiermark wurde ein Seniorenheim vorsorglich geräumt. In einer anderen Ortschaft wurden Menschen mit Booten aus ihren Häusern abgeholt und in Sicherheit gebracht.

In Bad Eisenkappel musste nach Murenabgängen und Überflutungen erst einmal aufgeräumt werden. (Foto: Gert Eggenberger/dpa)

Massive Verkehrsbehinderungen inmitten der Sommerreisezeit

Nach Angaben des österreichischen Autofahrerclubs ÖAMTC waren zahlreiche Grenzübergänge zwischen Österreich und Slowenien wegen Überflutungen sowie Schlamm- und Gerölllawinen gesperrt, darunter der Loiblpass, wo in der Nacht auf Freitag bereits knapp 200 Liter Regen pro Quadratmeter niedergingen. Als Ausweichroute stand nur der Karawankentunnel, eine der Hauptrouten für Urlauber Richtung Süden, zur Verfügung. Dort kommt es in den Sommermonaten ohnehin häufig zu Staus.

"Wenn möglich, sollten Fahrten, die nach oder durch den Norden Sloweniens führen, verschoben werden", schrieb der ÖAMTC am Freitag auf seiner Webseite. "Ausweichen ist zwar möglich, etwa über den Karawankentunnel (A11) und die slowenische A2, hier werden allerdings lange Staus erwartet!"

Am Samstagmorgen warnt ein Verkehrsschild Autofahrer auf einer überfluteten Straße bei Viktring nahe Klagenfurt. (Foto: Gerd Eggenberger/APA/dpa)

Am Samstagmorgen hat sich diese Vorhersage bereits bestätigt, etwa auf der A11 im Karawankentunnel. Teils gesperrt ist auch die slowenische Autobahn A1, eine wichtige Transitroute für viele Kroatien-Urlauber. Nach Angaben des ORF soll die Strecke zwischen Maribor und Triest noch bis Sonntag teils unterbrochen bleiben.

Österreichs staatliche Wetteranstalt Geosphere Austria warnte davor, dass das Tiefdruckgebiet über Italien auch am Samstag weitere große Regenmengen von bis zu 60 Liter pro Quadratmeter bringen werde. "Besonders im Süden Österreichs sind daher weitere Überschwemmungen und Muren zu erwarten, da die Böden durch den Regen der letzten Zeit schon gesättigt sind", sagte Meteorologe Hannes Rieder. Eine Mure ist eine Schlammlawine, in der sich Geröll und anderes Material angesammelt hat.

Anwohner und Touristen filmen am Freitag einen über die Ufer getretenen Bach in Ika. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Kroatien versetzt Einsatzkräfte in Alarmbereitschaft, weitere Regenfälle vorhergesagt

Derweil bereitet sich auch Sloweniens Nachbarland Kroatien auf Hochwasser vor. In Teilen des Landes kam es zu Starkregen. Zudem wurde erwartet, dass der aus Slowenien kommende Fluss Save und dessen Nebenflüsse auf kroatischem Territorium anschwellen, berichtete das kroatische Nachrichtenportal index.hr. Mit dem Höhepunkt dieser Flut sei Samstagabend zu rechnen.

Vereinzelt mussten bereits Menschen gerettet werden. In der Gemeinde Brdovec nahe der Hauptstadt Zagreb wurden Häuser evakuiert, da sie bereits vom Wasser erfasst worden waren. Im Norden des Landes, bei Varazdin und Karlovac, errichteten die Katastrophenschützer vorsichtshalber Dämme aus Sandsäcken.

Betroffen ist teilweise auch die Adria-Küste. In Split mussten nach Sturm und Starkregen Fahrzeuge aus überschwemmten Straßen in Sicherheit gebracht und Keller ausgepumpt werden.

© SZ/dpa/nadl/ihe/lala/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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