SZ-Kolumne "Bester Dinge":Endlich nach Hause

(Foto: ITF)

Mohammed Aisha war Erster Offizier, als Ägypten sein Schiff festsetzte. Nach vier Jahren darf er nun zu seiner Familie in Syrien zurückkehren.

Von Paul-Anton Krüger

Für Mohammed Aisha war es die Entlassung aus der "Einzelhaft in einem Gefängnis aus Metall". Der Syrer aus der Hafenstadt Tartus hat sich nichts zuschulden kommen lassen - und trotzdem fast vier Jahre seines Lebens verloren.

Im Mai 2017 heuerte er auf dem Container-Frachter MV Aman als Erster Offizier an. Im Juli setzten die ägyptischen Behörden das 100-Meter-Schiff im Suezkanal wegen Sicherheitsmängeln fest. Ein ägyptisches Gericht ließ zwar den ägyptischen Kapitän von Bord, bestellte aber Mohammed Aisha zum rechtlich Verantwortlichen. Was der erst später verstand: dass er das Schiff nicht verlassen dürfte.

Nach und nach gingen die anderen Besatzungsmitglieder von Bord, Mohammed Aisha musste bleiben. Die Behörden hatten seinen Pass einkassiert. Bald war der Frachter ohne Diesel, Wasser, Strom. Sein Bruder, ebenfalls Seemann, fuhr mehrmals an ihm vorbei durch den Suezkanal. 2018 starb seine Mutter, ohne dass er sie noch einmal hätte sehen können.

Irgendwann hatten Polizisten so viel Mitleid, dass Mohammad Aisha kurz an Land durfte, um Ärzte zu sehen und Essen zu holen. Vor Sonnenuntergang schwamm er zurück zu seinem Schiff. (Foto: ITF)

Im März 2019 riss sich das Schiff im Sturm los, lief 300 Meter vom Ufer auf Grund. Jeden zweiten oder dritten Tag musste er fortan an Land schwimmen, um Essen und Trinkwasser zu besorgen und sein Handy aufzuladen. Jetzt hat die Internationale Transportarbeiter-Föderation ITF erreicht, dass einer ihrer Repräsentanten Mohammed Aisha ablösen darf. Der konnte nach Kairo reisen und am Donnerstag nach Damaskus fliegen. "Ich werde meine Familie wiedersehen", sagte er in einer Sprachnachricht aus dem Flugzeug an die BBC. Danach will er wieder zur See fahren. "Das habe ich gelernt, und ich liebe meinen Job."

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