SZ-Kolumne "Mitten in ...":Klarer Fall von Dampfplauderei

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(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Eine SZ-Redakteurin hat schon genug mit der Hitze in einer echten finnischen Sauna zu kämpfen. Und dann setzt sich auch noch Renate aus Bonn neben sie. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Helsinki

Das erste Mal Sauna, und das gleich in Finnland: In der kleinen Holzkabine mit Fenster und Blick auf den Hafen in Helsinki geht es zunächst gemächlich zur Sache: "Do you mind?", fragt eine Einheimische höflich, bevor sie einen Aufguss macht. Ein paar Aufheizungen und Abkühlungen später wird nicht mehr gefragt, eine Kelle Wasser landet auf den heißen Steinen, die zweite, die dritte, der Schweiß brennt auf der Haut, draußen leuchtet der blaue Himmel. Und von der Seite meldet sich Renate aus Bonn. Sie hätte doch gerade Deutsch gehört, sie mache drei Monate Interrail mit ihrem Mann. Man schwitzt und tropft und hört Renate, die demnächst ihre Reise für eine Woche mit den Enkeln zu Hause unterbricht, danach geht es weiter mit dem Zug. Dann steht Renate auf und verlässt die Kabine, man bleibt selbst noch ein bisschen sitzen. Vierte Kelle, egal. Endlich Stille. Saskia Aleythe

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Lugo

Quietschgrün ist es hier in der nordwestlichen Ecke von Spanien. Die Wandergruppe stapft durch vielerlei blühendes und wucherndes Kraut - und wieder einmal bedauert man zerknirscht die eigene Unwissenheit, was die Pflanzenbestimmung angeht. Aber gut, kann man ja das Handy mit der Bestimmungsapp draufhalten. Was das digitale Helferlein nicht kann: vierblättrige Kleeblätter identifizieren. Dafür braucht es die Mitwanderin, die nur einmal rechts und einmal links schaut und schon wieder einen ganzen Strauß Glück gepflückt hat. Sie teilt es großzügig, doch der Ehrgeiz ist geweckt. Die Wanderer inspizieren jedes Büschel am Wegesrand. Einer triumphiert schließlich: "Sogar mit fünf Blättern!" Als Glückssymbol allerdings taugt diese Variante offenbar nicht: Ausgerechnet sein Koffer bleibt beim Umstieg am Flughafen zurück. Eva Dignös

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Dambulla

Sri Lanka und Kuba haben ein paar Gemeinsamkeiten: Beides sind Inseln mit tropischem Klima, beide Länder sind bitterarm, beide Regierungen neigen zu Korruption und Vetternwirtschaft. Und auf beiden Inseln wird Ernesto Che Guevara fast religiös verehrt. In Sri Lanka begegnet einem der Revolutionär auf vielfältige Weise: Als Graffito an Häuserwänden, als Namensgeber eines Medical Camps, als Poster im Frisiersalon. Die Begeisterung für Che hat historische Gründe: Der kubanische Industrieminister Guevara besuchte das damalige Ceylon im August 1959, um den Zuckerhandel zu fördern. Das wirkt bis heute nach, auch wenn die Details manchmal nicht mehr so genau genommen werden. Ein Tuktuk-Fahrer hat sein Dreirad mit einem Che-Foto geschmückt und dazugeschrieben: "Cheguwera". Viva la rewulocoin oder wie das heißt! Titus Arnu

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