SZ-Kolumne "Mitten in ...":Völlig gebeutelt

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(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Eine SZ-Redakteurin erlebt in Brasilien Dauerregen statt des erhofften Traumwetters. Wehe dem, der im Land des Caipirinhas einen Pfefferminztee bestellt. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in... Abraão

Die brasilianische Ilha Grande, eine tropische Insel mit weißen Stränden, ist angeblich der perfekte Ort, seit Monaten hat man sich dorthin geträumt. Doch nicht perfekt ist er, wenn es zwei Tage dauerregnet - und Touristen in Flip-Flops und Regencape keinen Caipirinha, sondern lieber etwas Warmes trinken wollen. Ein eifriger Gastronom versichert, dass er in seinem Lokal auch heißen Tee serviere, jede Sorte, und einen besonders guten Cappuccino. Er scheut keine Mühen: Die Packung Tee muss erst von einem Keller im Supermarkt nebenan gekauft werden, zur anschließenden Cappuccino-Zeremonie folgen ihm gleich zwei Angestellte an den Tisch. Das Instantkaffeepulver gießt er aus Versehen mit Wasser auf, bevor er zur Milch greift. Beim Pfefferminzteebeutel ist es umgekehrt, statt Wasser kriegt er Milch ab. Wann ist endlich wieder Caipi-Wetter? Nadja Lissok

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Erfurt

Der Termin in Berlin ist beendet, es geht per Zug zurück nach München, aber Verspätung ist angesagt. Also bringe ich erst meine Kollegin zu ihrem ICE, bevor ich mich an meinen Bahnsteig begebe. Doch der Zug ist früher gefahren, als es in der App stand. Die Alternative? Jener ICE, in den ich soeben die Kollegin entließ. Also schnell wieder rüber ans andere Gleis, knapp erwischt, großes Wiedersehen. Kurz vor Erfurt wollen wir darauf anstoßen. Auf der Bahnbonus-App sind noch genug Punkte für zwei Getränke, außerdem ein Verzehrgutschein fürs Bordbistro. Der Kellner bringt Wein, doch bei den Snacks muss er passen, der Gutschein funktioniert anders. Man muss ihn bestellen, dann wird er ausgedruckt und kommt per Brief. Darauf befindet sich ein Code, den der Kellner digital auslesen kann. Wie lange das Prozedere dauert? Etwa zehn Tage. Na dann Prost. Ohne Mahlzeit. Felix Hartmann

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Prag

Dieses Dach ist schief, voller Schnee und sieht rutschig aus. Das stört den Mann nicht, der durch ein Fenster dort hinaufklettert, Turnschuhe an den Füßen und eine kleine Kehrschaufel in der Hand. Schon geht es mit dem Schneeräumen los, während sechs Stockwerke weiter unten der Verkehr braust. Sicherung? Fehlanzeige. Nachdem ein paar Quadratmeter Schnee weggefegt sind, ist die Dachrinne dran, auf Knien wird sie von Eis befreit. Vom Haus gegenüber beobachtet man die Aktion, einen Gedanken im Kopf: Bloß nicht fallen! Aufatmen, als der Mann wieder durch die Luke verschwindet. Doch kurz darauf kehrt er mit einem antik aussehenden Seil zurück. Eine Sicherung? Nein, das Seil wird über die Dachrinne geworfen und erleichtert wohl nur den Ausstieg. So geht das eine Weile, man kann nicht hinsehen, man kann nicht wegsehen - und kippt selbst fast um. Christoph von Eichhorn

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