Lotto Bayern:Millionär gesucht

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Holen Sie bitte Ihre Million ab! Ansonsten landet der Lottogewinn eventuell im bayerischen Staatshaushalt. (Foto: imago/Future Image)

Warum es keinen wundern muss, dass ausgerechnet im Allgäu ein Lottospieler seinen Gewinn nicht abholt. Seit vier Jahren.

Von Elisa Britzelmeier, München

Der Allgäuer ist kein Schwätzer, er drängt sich nicht auf. Man kann ihn für wortkarg bis unfreundlich halten oder für jemanden, der sich aufs Wesentliche besinnt. Je nach Sichtweise ist er - oder sie, Ähnliches gilt für die Allgäuerin - verdruckst oder standhaft. Ein oft verwendetes Sprichwort lautet: "It gschimpft isch globt gnua", also: Nicht zu schimpfen ist genug des Lobes. Da kann man natürlich darüber nachdenken, was das Allgäuer Wesen mit dem früher doch eher harten Leben in den Bergen zu tun hat, abgeschottet vom Rest der Welt, bei schönster Aussicht und besten Kässpatzen. Was gibt's da noch zu wollen? Der Allgäuer jedenfalls hält sich zurück.

In Memmingen haben sie es allerdings zuletzt beinahe übertrieben mit der Allgäuer Zurückhaltung. Memmingen, muss man dazu wissen, ist eine kreisfreie Stadt, die ans Unterallgäu grenzt und fast an Baden-Württemberg, aus Oberallgäuer Perspektive also praktisch Ausland. Bekannt ist die Stadt unter anderem für ihr kürzlich eröffnetes Katzen-Denkmal und dafür, dass ein Billigflieger den örtlichen Kleinflughafen mal als "München-West" beworben hat. In Memmingen jedenfalls erweist sich jemand trotz Randlage gerade als der allgäuerischste Allgäuer oder die allgäuerischste Allgäuerin überhaupt.

Denn seit vier Jahren warten die Leute von Lotto Bayern darauf, dass die Person endlich ihren Millionengewinn abholt. Am 21. Dezember 2019 um 11.30 Uhr wurde im Raum Memmingen ein Spielauftrag für die "Bayernmillionen" abgegeben, teilt Lotto Bayern mit, Losnummer 426492, Ergebnis: Hauptgewinn, eine Million. Allerdings kam nie jemand mit diesem Los in die Lottostelle, um die Million abzuholen, weswegen Lotto Bayern nun per Pressemitteilung freundlich erinnert: "Die Uhr tickt!" Ausrufezeichen. Schließlich hat der Gewinner oder die Gewinnerin nur noch bis Ende des Jahres Zeit. Wird die Million bis dahin nicht abgeholt, wandert sie in einen neuen Topf für Sonderauslosungen - oder sie kommt in den bayerischen Staatshaushalt und dort gemeinnützigen Zwecken zugute. Vorgekommen ist das bisher selten, erst recht nicht bei höheren Summen. In Sachsen-Anhalt ist Anfang des Jahres ein Gewinn von ebenfalls einer Million Euro verfallen, der dortige Lotto-Geschäftsführer sagte dem MDR: "Leider gab es kein Happy End."

Lotto Bayern jedenfalls will den Gewinner oder die Gewinnerin finden und hat Plakate im Raum Memmingen aufgehängt, wanted: Lottogewinner. Zudem ruft die Lotterieverwaltung dazu auf, "in Jacken, Mänteln, Hosen, Schränken, Papierstapeln oder Schubladen" nachzuschauen, ob sich da womöglich das wertvolle Stück Papier findet. Und Freunde, Familie und Bekannte zu informieren.

Eine Million Euro! Was man damit alles machen könnte. Tausend Schultoiletten sanieren, zum Beispiel. Zwanzigtausend 49-Euro-Tickets kostenlos verteilen. Vielleicht reicht's auch für die ein oder andere neue Buslinie im ländlichen Raum (für einen Flughafen wohl kaum). Womöglich weiß der große Unbekannte aber einfach, dass das Geld der Allgemeinheit zugutekommen könnte. Und hält sich allein zu deren Wohl derart zurück.

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