SZ-Kolumne "Bester Dinge":Es ist nie zu spät

Lesezeit: 1 min

Nicola Sturgeon, damals noch am politischen Steuer, sitzt 2017 auf einem Fahrersitz. Den Führerschein hat sie erst jetzt gemacht - mit 53. (Foto: Andrew Milligan/dpa)

Nicola Sturgeon wollte Schottland in die Unabhängigkeit führen. Nun kam sie mit 53 Jahren auf einem ganz anderen Weg zu neuer Freiheit: mit einem Führerschein.

Von Marcel Laskus

Martin Schulz schaufelte im Endspurt des Bundestagswahlkampfes 2017 eine Currywurst nach der anderen in sich hinein. Ohne Wurst war das alles nicht mehr auszuhalten für den SPD-Kanzlerkandidaten und Parteivorsitzenden. Der Druck, die Umfragewerte, die Besserwisser. Journalist Markus Feldenkirchen begleitete ihn monatelang und beschrieb ihn ein paar Wochen nach der verlorenen Wahl so: "Es ist das erste Mal in diesem Jahr, dass ich ihn ohne Anzug und Krawatte sehe. Er trägt Freizeithose, offenes Hemd, Strickjacke. Er schaltet sein Handy stumm und bestellt eine Blaubeertarte." Keine Macht zu haben, kann für den currywurstgeschundenen Magen gesund und für den Geist befreiend sein.

Nicola Sturgeon hatte die Macht. Zehn Jahre lang regierte sie Schottland. Im Frühjahr trat sie überraschend zurück. Ein politisches Leben, beendet reichlich vor der Rente, überschattet von Vorwürfen rund um den Verbleib von Spendengeldern. Da sollte, nein, da musste also noch etwas kommen. Und so machte es sich Sturgeon im Alter von fast 53 Jahren zur Aufgabe, sich eine Sache zu erarbeiten, die Millionen anderer Menschen längst haben: einen Führerschein.

Instagram

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von Instagram angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von Instagram angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Sturgeon gelang es nicht, die fünf Millionen Schottinnen und Schotten in die Unabhängigkeit zu führen, ihre Fahrstunden kommentierte sie anfangs dafür umso rührender: Sie tue das, um "ein bisschen persönliche Freiheit zu erlangen". Dann hörte man lange nichts mehr. Hatte sie aufgegeben? Hatte ein vorbeifahrender Monarchie-Befürworter sie bei der Prüfung zum Vorfahrtsfehler genötigt? Nein. Sieben Monate später reckt sie nun ihre Fahrerlaubnis in die Kamera. "Bestanden beim ersten Mal", schreibt sie dazu. Und: "Es ist im Leben nie zu spät, etwas Neues zu tun."

Weitere Folgen der Kolumne lesen Sie hier .

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: