Kriminalität - Potsdam:Straftaten gegen Homosexuelle, Behinderte und Obdachlose

Brandenburg
Ein Polizei-Schild hängt an einem Polizeipräsidium. Foto: Roland Weihrauch/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Potsdam (dpa/bb) - Die Polizei in Brandenburg hat im vergangenen Jahr erheblich mehr Straftaten gegen Menschen mit anderer sexueller Orientierung, Behinderte und Obdachlose registriert als 2019. Allein die Zahl der attackierten Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und intergeschlechtlichen Menschen hat sich im Jahresvergleich von acht auf 19 mehr als verdoppelt. Dies geht aus den am Mittwoch veröffentlichten Antworten des Innenministeriums in Potsdam auf Anfragen aus der Linke-Landtagsfraktion hervor. Laut Sozialministerium wird jedoch nur jeder dritte Übergriff auf Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung angezeigt.

Die Zahl der gemeldeten Angriffe und Bedrohungen von Obdachlosen stieg laut Innenministerium im Berichtszeitraum von drei auf zehn. Sechs Straftaten gegen Behinderte registrierte die Polizei im vergangenen Jahr. 2019 gab es erst einen Fall dieser Art. Bei allen angezeigten Delikten handelte es sich laut Ministerium um Fälle, in denen Menschen körperlich geschädigt wurden oder werden sollten. Gründe, weshalb nicht alle Obdachlosen und Behinderten Strafanzeige gestellt hätten, seien der Polizei nicht bekannt, hieß es.

Dagegen hatten Interessenverbände von Homo-, Bi-, Trans- und Intersexuellen sowie Transgender in Brandenburg laut einer früheren Antwort des Innenministeriums Vorbehalte gegenüber den Strafverfolgungsbehörden genannt. Wegen einer vermuteten fehlenden Sensibilität beim Umgang mit den Opfern würden Übergriffe oftmals der Polizei nicht gemeldet. Zwischen den Behörden und Opfern gebe es Berührungsängste und Unsicherheiten.

Laut Innenministerium deckt sich diese Einschätzung mit den Ergebnissen einer Online-Befragung des Sozialministeriums vom Januar 2018 unter Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung, die eine Straftat nicht angezeigt hatten. Danach hatten 92 Prozent geantwortet, eine Strafanzeige habe einen zu hohen Aufwand ohne entsprechenden Nutzen. 91 Prozent hätten bei einer Anzeige nicht mit einem Ergebnis gerechnet, während 83 Prozent befürchteten, sie würden von den Behörden nicht ernst genommen.

© dpa-infocom, dpa:210224-99-574901/2

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