Kirche - Stuttgart:Millionen Christen feiern Weihnachten: Predigten gegen Hass

Stuttgart (dpa/lsw) - Mehr als Brauchtum und Tradition: Millionen katholische und evangelische Christen haben in Baden-Württemberg Weihnachten gefeiert. Dass die Botschaft des religiösen Festes heute noch aktuell ist, zeigten die Bischöfe in ihren Predigten. Darin behandelten die Kirchenvertreter vor allem Themen wie Populismus, Hassreden, Fake News und Krieg - Dinge, die die Menschen in diesem Jahr besonders bewegt haben dürften.

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Stuttgart (dpa/lsw) - Mehr als Brauchtum und Tradition: Millionen katholische und evangelische Christen haben in Baden-Württemberg Weihnachten gefeiert. Dass die Botschaft des religiösen Festes heute noch aktuell ist, zeigten die Bischöfe in ihren Predigten. Darin behandelten die Kirchenvertreter vor allem Themen wie Populismus, Hassreden, Fake News und Krieg - Dinge, die die Menschen in diesem Jahr besonders bewegt haben dürften.

Man sei oft sprachlos angesichts solcher Entwicklungen, sagte etwa Erzbischof Stephan Burger am ersten Weihnachtsfeiertag im Freiburger Münster. Gottes Wort könne aber helfen, wieder eine Sprache zu finden, die gegen die negativen Einflüsse gehört werde. Manches möge zwar auf Missverständnissen beruhen, sagte er. "Anderes wird auch gezielt als "Fake News" gesetzt, um zu schaden".

Das Kind in der Krippe sei "das Fleisch gewordene Wort Gottes". Es mache die Menschen sprachfähig. "Einmal, indem wir uns von diesem Wort selbst ergreifen lassen, darüber reden, diese Botschaft, dieses Wort weitersagen. Und zum anderen, indem wir dieses Wort selbst durch unser Tun und Handeln Fleisch werden lassen."

Zahlreiche Christen im Südwesten taten das an den Feiertagen auch - etwa indem sie selbst Gottesdienste mitgestalteten oder die Weihnachtsgeschichte nachspielten wie beispielsweise an Heiligabend in Weingarten in der barocken Basilika. Wieder andere interpretierten das Fest sehr modern: Biker eines Motorradclubs aus Eschenbach fuhren verkleidet als Weihnachtsmänner über die Bundesstraße 31.

"Weihnachten geht weit über Brauchtum und Tradition hinaus", betonte der württembergische Landesbischof Frank Otfried July am zweiten Weihnachtsfeiertag in der Plochinger Stadtkirche. Gottes Geist öffne neue Horizonte und Perspektiven. July erinnerte anlässlich des Stephanustags zum Gedenken an die Märtyrer der Christenheit, der auf den zweiten Weihnachtstag fällt, auch an verfolgte Christen, an Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung.

Am ersten Weihnachtsfeiertag hatte er sich in seiner Predigt in der Stuttgarter Stiftskirche gegen Hassreden und Fake News gewandt. "Gott kommt in seinem Sohn zur Welt. Eine Welt, in der in manchen Ländern Unrecht Recht genannt wird, Lüge Wahrheit, Menschen zu Nummern und Objekten werden oder Worte umgedreht werden." Hassreden populistischer Art verzerrten Gesichter - ebenso wie Rassismus oder Antisemitismus.

Auch der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh legte den Schwerpunkt seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag auf das Wort. "Alles beginnt mit dem Wort, auch wenn es ganz leise, nur gedacht oder geseufzt ist", sagte er in der Karlsruher Stadtkirche. Leben vor und mit Gott heiße Leben mit Worten.

"Weihnachten macht Mut und gibt Kraft, da zu sein für die, die es schwer haben. Die guten Worte zu finden, die Menschen in ihrem Gottvertrauen stärken und ihnen Mut machen", betonte er. Das fange zu Hause an und gehe in der Politik weiter. Christen seien auch politisch gefragt - um etwa dafür einzutreten, dass "zivile Konfliktlösungen" gestärkt würden.

Bischof Gebhard Fürst von der Diözese Rottenburg-Stuttgart zeigte sich in seiner Weihnachtsbotschaft besorgt über Unfrieden, Gewalt und humanitäre Katastrophen weltweit. Er betonte: "Gewalt, Kriege, Terror zerstören das gemeinsame Haus, in dem wir leben - doch das Christentum ist die Religion des Friedens und der Versöhnung."

Etwa zwei Drittel der Baden-Württemberger bekennen sich zu einer der beiden großen Kirchen, wie aus jüngsten Daten des Statistischen Landesamtes hervorgeht. Zuletzt gab es demnach knapp 3,2 Millionen evangelische und fast 3,7 Millionen katholische Christen im Südwesten.

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