Kirche - Freiburg im Breisgau:Missbrauchsskandal: Jesuit sieht Bischöfe auf falschem Weg

Baden-Württemberg
Jesuitenpater Klaus Mertes spricht. Foto: Marius Becker/dpa (Foto: dpa)

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Berlin/Freiburg (dpa) - Der Jesuitenpater Klaus Mertes fordert eine staatliche Kommission zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche. "Der Staat müsste nach Beratungen im Parlament einen Rahmen dazu anbieten und Standards festlegen. Hier ist die Politik gefragt", schreibt der ehemalige Leiter des Berliner Canisius-Kollegs, der im Jahr 2010 sexuelle Straftaten von Geistlichen an Schülern öffentlich gemacht hatte, in einem Gastbeitrag für die in Freiburg erscheinende "Herder Korrespondenz". Er stellt darin einen Vier-Punkte-Plan für die Einrichtung einer solchen nicht-kirchlichen Kommission ein.

Innerhalb der Kirche sei man sich noch immer nicht einig, wie man mit den massenhaften Missbrauchsfällen umgehen solle. "Die Äußerungen reichen von "es ist nichts geschehen" bis "es muss endlich Schluss sein". Das ist ein Schaden, der nicht nur auf die Kirche zurückfällt, sondern auf das Anliegen der Aufarbeitung selbst", betont Mertes und bezeichnet die Verhandlungen zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesrepublik Deutschland, Johannes-Wilhelm Rörig, als "jahrelanges Pingpongspiel", das "zusätzlich das Ansehen dessen, was ja tatsächlich schon auf den Weg gebracht wurde" mindere.

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte Ende März eine "Gemeinsame Erklärung" mit Rörig, verabschiedet. Darin verpflichten sich die Bistümer, unabhängige Aufarbeitungskommissionen einzurichten. Diesen Weg hält Mertes für falsch, weil "die Zusammensetzung der Kommissionen in letzter Verantwortung durch die Bischöfe selbst erfolgt". "Zu erwarten ist eher, dass die Enttäuschungen und Verletzungen nun für die nächsten zehn Jahre fortwirken werden."

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