Sexuelle Übergriffe:Kevin Spacey steht in London vor Gericht

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In London muss sich Kevin Spacey wegen sexueller Übergriffe vor Gericht verantworten. (Foto: Tayfun Salci/IMAGO/ZUMA Wire)

In New York endete ein ähnlicher Prozess mit einem Freispruch. Auch diesmal plädiert der Schauspieler auf "nicht schuldig" und hofft, dass er sich rehabilitieren kann. Worum geht es genau? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Von Nadja Lissok

Er habe versucht, kein Arschloch zu sein. Aber in gewissem Maße war er es doch. Diese Erkenntnis ist das, was einem Schuldeingeständnis des einstigen Hollywoodstars Kevin Spacey am Nächsten kommt. Vor einigen Wochen widmet ihm das Zeit-Magazin eine Titelgeschichte, in der sich die Reporterin fragt, wie man als gecancelter Metoo-Beschuldigter so lebt. Im Artikel bestreitet Spacey nach wie vor alle Vorwürfe, gibt lediglich zu, dass der Erfolg nicht die besten Seiten in ihm hervorgerufen habe.

Nach einem Freispruch in New York steht der 63-Jährige am Mittwochmittag nun in London erneut wegen des Vorwurfs sexueller Übergriffe vor Gericht. Er gibt sich optimistisch, dass dieser Prozess ebenfalls mit einem Freispruch enden wird, der ihn endgültig rehabilitiert. Worum geht es diesmal? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Worum geht es beim Prozess in London?

Dem zweifachen Oscar-Gewinner ("American Beauty", "Die üblichen Verdächtigen") werden sexuelle Straftaten gegen vier Männer vorgeworfen. Die Delikte, die ihm zur Last gelegt werden, reichen von Belästigung bis hin zu Nötigung zum Geschlechtsverkehr und sollen sich zwischen 2001 und 2013 ereignet haben. In einem der Fälle wird Spacey beschuldigt, eine Person zu "penetrierenden sexuellen Aktivitäten" genötigt zu haben. Im Jahr 2005 soll er einen Mann, der heute in seinen Vierzigern ist, bei zwei Gelegenheiten sexuell genötigt haben. Einen ähnlichen Vorwurf macht ihm ein anderer Mann, der heute in seinen Dreißigern ist.

Spacey lebte länger in London, von 2004 bis 2015 leitete er das renommierte Londoner Theater "Old Vic". Wegen der Schwere des Anklagepunktes, in dem es um den erzwungenen Geschlechtsverkehr geht, muss Spacey nach britischem Recht persönlich vor Gericht erscheinen, wenn er sich verteidigen will. Deshalb wird er zum Prozessauftakt im Southwark Crown Court erwartet. Für die Verhandlung ist eine Dauer von vier Wochen angesetzt.

Wie äußerte er sich vorher zu den Vorwürfen?

Als Spacey Anfang des Jahres in der Vorverhandlung digital vor dem Londoner Gericht erscheinen musste, plädierte er per Videoschaltung auf "nicht schuldig". Auch im Interview mit dem Zeit-Magazin zeigte er sich zuversichtlich, dass die Vorwürfe in sich zusammenfallen werden. Dies sei bei der Klage in New York so gewesen und werde auch jetzt wieder so sein.

Welche Vorwürfe gab es bislang gegen Spacey?

Los ging es 2017, als der Schauspieler Anthony Rapp in einem Interview mit Buzzfeed News erzählte, dass Spacey ihn 1986, als Rapp 14 Jahre alt war, auf einer Feier sexuell belästigt habe. Vor Gericht schilderte er später, dass er bei einer Party im Apartment des damals 26-jährigen Spacey Fernsehen schaute, als Spacey offenbar betrunken reinkam, ihn auf ein Bett warf und sich an ihn drückte. Spacey bestreitet diese Anschuldigungen bis heute, beziehungsweise sagt, dass er an einen solchen Vorfall keine Erinnerung habe.

Es folgten mehr als ein Dutzend Vorwürfe anderer Männer, die Spacey beschuldigten, er habe sie beispielsweise in Bars oder am Set an den Genitalien angefasst oder sich ungefragt vor ihnen entblößt.

Wie sind die Gerichtsprozesse in den USA ausgegangen?

Eine US-Jury sprach Spacey im Oktober in New York einstimmig vom Vorwurf des sexuellen Übergriffs mit Körperverletzung auf den Schauspieler Anthony Rapp frei. Während der Befragung durch Spaceys Anwälte verstrickte sich Rapp, der auf 40 Millionen Dollar Schadensersatz geklagt hatte, in zahlreiche Widersprüche zu dem Vorfall. Die Entscheidung der Jury in New York biete einen Ausblick darauf, wie es mit den Vorwürfen gegen Spacey insgesamt weitergehen werde, sagte seine Verteidigerin Jennifer Keller damals.

Zuvor waren bereits zwei weitere Verfahren in Los Angeles und in Nantucket eingestellt worden. In einem Fall starb das mutmaßliche Opfer, im anderen will der Hauptbelastungszeuge nicht mehr aussagen.

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