Kanye West auf Twitter:Er braucht wieder Aufmerksamkeit

Lesezeit: 2 min

Kanye West bei der Ankunft auf der Paris Fashion Week. (Foto: Jacopo M. Raule/Getty Images For Balenciaga)

Kanye West twittert nach zwei Jahren Pause wieder - und verbreitet antisemitischen Unsinn. Nun hat nach Instagram auch Twitter den Account des US-Rappers gesperrt.

Von Christian Helten

Treffen sich Elon Musk und Kanye West auf Twitter - man könnte sich einige Witze und Memes vorstellen, die so beginnen. Und jetzt geraten sie auch wieder in den Bereich des Möglichen: Kanye West twittert wieder, Elon Musk heißt ihn dort in einem Antwort-Tweet willkommen. Dennoch hat die Rückkehr Wests auf Twitter wohl einen Hintergrund, der alles andere als lustig ist.

Fast genau zwei Jahre hat West sich auf der Plattform nicht zu Wort gemeldet, sein letzter Tweet stammt vom Tag nach der US-Präsidentschaftswahl. Jetzt meldet er sich zurück und scheint den Faden gleich an der Stelle wieder aufzugreifen, wo er ihn 2020 liegen ließ. In seinem Tweet ist ein Baseballcap mit der Aufschrift "2024" zu sehen. Dann wählen die US-Amerikaner wieder einen Präsidenten, und Kanye West ist es zuzutrauen, dass er findet, dieser Präsident sollte am besten Kanye West heißen. Schon 2020 hatte er sich für das Amt des US-Präsidenten beworben. Wegen verpasster Anmeldefristen schaffte er es jedoch in den meisten Staaten nicht auf den Wahlzettel.

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Seit seiner Rückkehr setzte West einige weitere Tweets ab, die meisten mit politischem Touch. Er fragt nach den Erfindern der Cancel Culture, was man fast schon als philosophisch angehauchte rhetorische Frage durchgehen lassen könnte, und zeigt sich solidarisch mit den Protestierenden in Iran.

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Aber Kanye West wäre nicht Kanye West, wenn er nicht auch pöbeln und provozieren würde. In beleidigtem Tonfall beschwert er sich bei Mark Zuckerberg, dass dieser ihn von Instagram "gekickt" habe. Um das gleich klarzustellen: Kanye Wests Konto dort wurde nicht gesperrt. Ein Sprecher des Mutterkonzerns Meta sagte laut CNN, man habe Inhalte von Wests Konto gelöscht und eine Beschränkung verhängt, weil er gegen die Unternehmensrichtlinien verstoßen habe.

Was genau zu beanstanden war oder welche Art von Einschränkung auferlegt wurde, machte der Sprecher nicht bekannt, dennoch dürfte das so ziemlich jedem klar sein, der Kanye Wests Gebaren der vergangenen Woche ein wenig verfolgt hat. Denn das wirkte wie ein Lehrbucheintrag in einem Handbuch für "Aufmerksamkeitsökonomie und Provokation", das man mit Anekdoten aus dem Leben des Rappers leicht befüllen könnte.

Antisemitische Posts

Zunächst überraschte West am Montag die (Mode-)Welt, als er auf der Fashion Week in Paris ein T-Shirt mit der Aufschrift "White Lives Matter" trug, was als rassistische Antwort auf die Black-Lives-Matter-Bewegung verstanden werden kann und vielfach auch wurde. Die darauf folgende Kritik beantwortete West mit, klar, weiterer Provokation. Zum Handeln gezwungen sahen sich die Verantwortlichen bei Instagram, als West einen antisemitischen Post absetzte, in dem er insinuierte, sein Rapperkollege Diddy (der Wests T-Shirt-Aktion kritisiert hatte) werde von Juden kontrolliert. Das American Jewish Committee kritisiert den Post als "antijüdisch".

Dass er derlei Inhalte bei Instagram nicht posten konnte, trieb den Beleidigten nun offenbar zu Twitter. Wo er mit weiteren kruden Behauptungen zum Thema Antisemitismus allerdings wieder die Plattform-Ordnungshüter auf den Plan rief. Einer seiner Tweets wurde gelöscht, weil er gegen die Twitterregeln verstoßen habe. Darin äußerte West sich feindlich gegenüber Juden und behauptete im selben Twitterzug, er könne kein Antisemit sein, denn Schwarze seien ja eigentlich auch Juden. Diese Behauptung scheint angelehnt an den Glauben und die Rhetorik der Black Hebrew Israelites zu sein , einer obskuren religiösen Strömung von Afro-Amerikanern, die behaupten, Nachfahren antiker Israeliten zu sein, und denen zum Teil rassistisches Überlegenheitsdenken vorgeworfen wird.

Kaum ist West also zurückgekehrt auf Twitter, löst er auch hier gleich wieder Debatten aus. Man kann davon ausgehen, dass die Provokationsspirale sich in den kommenden Tagen weiterdrehen wird - auf welcher Bühne auch immer. Sein Twitter-Account allerdings, das bestätigte ein Sprecher des Unternehmens am Montag CNN, wurde "wegen Verstoßes gegen die Twitter-Richtlinien" schon wieder gesperrt.

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