SZ-Kolumne "Bester Dinge":Die Lehren des Monsieur Hulot

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(Foto: imago stock&people)

Vor 70 Jahren wurde Jacques Tatis Komödie "Les Vacances de Monsieur Hulot" in Frankreich zum Kinohit. Warum sein Film noch heute ein Knaller ist.

Von Martin Zips

Wird eigentlich schon wieder gestreikt, in Frankreich oder Deutschland? Noch nicht? Ja, dann sollte man aber dringend mal mit dem Zug nach Saint-Nazaire fahren, zum Strand Saint-Marc-sur-Mer, und sich dort auf ein paar Nächte im Hôtel de la Plage einmieten. Denn hier hat der wirklich große Komiker Jacques Tati einst "Die Ferien des Monsieur Hulot" gedreht. Das Hotel gibt es, leicht verändert, immer noch. Der Strand ist mittlerweile, logisch, nach Monsieur Hulot benannt - und wer den Film nicht kennt, der sollte ihn sich jetzt dringend mal anschauen.

Weil womöglich kaum ein anderes cineastisches Meisterwerk das menschliche Leben, Lieben und Sterben in seiner grotesken Ameisenhaftigkeit besser auf den Punkt bringt als dieses. Mit vielen Totalen, wenig Dialogen, absurden Geräuschen und mitreißender Musik wird der Sommerurlaub eines lebensfrohen Außenseiters beschrieben - zwischen Strand, Hotel, Tennisplatz und Friedhof. Wes Anderson ist da nicht weit weg.

"Die Ferien des Monsieur Hulot" kam zwar schon im Februar 1953 in die französischen Kinos. Zum Kassenschlager machte den Film jedoch auch der Umstand, dass im Sommer jenes Jahres in Frankreich ausgiebig gestreikt wurde: Die Leute hatten Probleme, in die Ferien zu kommen, drum träumten sie sich im Kino den Strand herbei. Bei wem sollte ihnen das besser gelingen als bei Jacques Tati? Der zeigt als Pfeife rauchender Monsieur Hulot, dass das Leben auch im vermeintlichen Paradies weiter kompliziert bleibt, zum Beispiel, wenn man im Speisesaal den Salzstreuer haben will, am Meer ein Klappboot mietet oder sich fürchterlich in einen zwar wunderbaren, aber ganz und gar unerreichbaren Menschen verliebt. Von außen betrachtet, und das gilt 1953 wie 2023, handelt es sich bei den meisten Dingen des Lebens freilich nur um: eine einzige, wenn auch tragisch-heitere Komödie.

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