Britisches Königshaus:Prinz William: "Wir sind keine rassistische Familie"

Lesezeit: 2 min

Prinz William am Donnerstag bei einem Besuch einer Schule im Osten Londons. Zuvor hatte es geheißen, er werde sich nicht zu den Vorwürfen seines Bruders äußern. Das tat er dann aber doch. (Foto: Justin Tallis/AFP)

Der Thronfolger weist die Vorwürfe von Meghan und Harry entschieden zurück. Seine Reaktion fällt sehr viel deutlicher aus als das Statement der Queen.

Von Alexander Mühlauer, London

Am Donnerstag besuchte Prinz William eine Schule in Stratford. Zusammen mit seiner Frau Kate war er in den Osten Londons gekommen, um mit Schülerinnen und Schülern zu sprechen, die seit dieser Woche wieder im Klassenzimmer unterrichtet werden. Es war Williams erster öffentlicher Auftritt, seit sein Bruder Harry und dessen Frau Meghan das Königshaus in einem Fernsehinterview des Rassismus bezichtigt hatten. Vor dem Termin hatte der Palast die Presse darum gebeten, dazu keine Fragen zu stellen. Prinz William, so hieß es, werde darauf nicht antworten. Doch genau das tat er dann doch.

Als der Duke und die Duchess of Cambridge den Schulhof in Stratford betraten, wollte ein Reporter von William wissen, ob er seit dem Interview schon mit seinem Bruder gesprochen habe. "Nein", antwortete der Prinz, "ich habe nicht mit ihm gesprochen, aber ich werde das tun." William ging weiter, doch da fragte der Reporter noch, ob die königliche Familie eine rassistische Familie sei. Der Prinz fasste sich kurz an seine Maske im Gesicht, schaute in Richtung des Reporters und sagte: "Wir sind ganz sicher keine rassistische Familie."

Nach der Queen, die an Tag zwei nach dem Interview eine Stellungnahme verschickt hatte, ist Prinz William nun das zweite Mitglied des Königshauses, das sich öffentlich zu den Rassismusvorwürfen von Meghan und Harry geäußert hat. Es ist zwar nur ein Satz, aber dafür ein sehr deutlicher. Es ist ein Satz, der, anders als das Statement der Königin, keinerlei Spielraum für Interpretationen zulässt. Die Queen hatte die Anschuldigungen von Meghan und Harry "besorgniserregend" genannt und erklärt, dass die Familie diese Vorwürfe ernst nehme. Indem sie aber darauf hinwies, dass Erinnerungen voneinander abweichen könnten, nährte sie Spekulationen, dass es im Königshaus womöglich in der Tat Gespräche über die Hautfarbe von Harrys und Meghans Sohn Archie gegeben haben könnte.

Die britische Presse ahnte nicht, dass Prinz Harry sich in Liam Neeson verwandeln würde, wenn sie die Jagd auf seine Frau eröffnen würde. (Foto: Joe Pugliese/Harpo Productions via AP)

Genau das hatten die beiden in ihrem Fernsehinterview mit Oprah Winfrey behauptet. Vor laufender Kamera erzählte Herzogin Meghan, dass während ihrer Schwangerschaft mit Archie Bedenken in der Königsfamilie geäußert worden seien, wie dunkel dessen Hautfarbe sein könnte. Auf die Frage, wer das thematisiert habe, wollten die beiden allerdings nicht antworten. Erst nach der Veröffentlichung des Interviews stellte Winfrey im Namen von Meghan und Harry klar, dass es weder die Queen noch deren Ehemann Prinz Philip gewesen seien. Königin Elizabeth II. hatte in ihrem knappen Statement daraufhin erklärt, dass die Familie die Rassismusvorwürfe "privat" klären werde.

Unruhe in anderen Commonwealth-Staaten

Derweil rumort es in einigen Commonwealth-Staaten gewaltig. Der frühere konservative Premierminister Australiens, Malcom Turnbull, sagte etwa, dass sich sein Land ernsthaft die Frage stellen sollte, ob der Nachfolger der Queen "unser Staatsoberhaupt werden soll". Und in Kanada erklärte der Oppositionsführer der New Democratic Party, Jagmeet Singh, dass es so aussehe, dass die königliche Familie rassistisch sei. Auch aus mehreren afrikanischen Staaten gab es Stimmen bitterer Enttäuschung.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

MeinungMeinung am Mittag: Großbritannien
:Die Monarchie muss sich erneuern

Noch hält die Queen den Laden zusammen, aber der Wunsch nach einer Modernisierung des Königshauses wird immer drängender. Das letzte Wort werden irgendwann die Wähler haben.

Kommentar von Stefan Kornelius

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: