Betrugsverdacht:Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Fynn Kliemann

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Der Youtuber Fynn Kliemann steht in der Kritik, weil er in seinem Onlineshop in Asien produzierte Corona-Schutzmasken als Waren aus Europa deklariert haben soll. (Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa)

Der Unternehmer steht im Verdacht, beim Verkauf von Masken betrogen zu haben. Jan Böhmermann hatte den Fall publik gemacht, nun prüft die Justiz den Vorwurf.

Die Staatsanwaltschaft Stade hat ein Ermittlungsverfahren gegen den Unternehmer und Musiker Fynn Kliemann eingeleitet. "Wir prüfen den Vorwurf des Betruges, nachdem sich der Anfangsverdacht bestätigt hat", sagt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf SZ-Nachfrage. Zuvor hatten die dpa und die Wirtschaftswoche berichtet.

Fynn Kliemann war in die Kritik geraten durch einen TV-Beitrag des Satirikers Jan Böhmermann. In der Sendung wurde angedeutet, Kliemann habe falsch deklarierte Masken verkauft und mangelhafte Ware gespendet. Im Moment prüfe man einen hinreichenden Tatverdacht auf Betrug, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft, im Laufe der Ermittlungen könnten jedoch weitere Straftatbestände hinzukommen. Auch sei nicht auszuschließen, dass noch gegen weitere Beschuldigte ermittelt werden wird, im Moment gehe es aber nur um Kliemann.

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Kliemann, der einen Event-Standort in der Nähe von Bremen betreibt, und eine Textilfirma aus Nordrhein-Westfalen waren Anfang Mai durch den TV-Beitrag im ZDF in die Kritik geraten. Kliemann betreibt den Online-Modeshop Oderso, über den er in Europa produzierte Kleidung anbietet. Zu der Textilfirma Global Tactics pflegte er Geschäftsbeziehungen. Im Kern des TV-Beitrags wurde die Frage aufgeworfen, ob bei Geschäften der Textilfirma mit einem Großhändler im Jahr 2020 ganz bewusst das Produktionsland verschwiegen wurde - Masken kamen aus Asien statt aus Europa. Bei den Vorwürfen geht es auch um fehlerhafte Masken, die an Geflüchtete gespendet wurden.

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Kliemann und die Textilfirma hatten sich Stück für Stück mit Details und Erklärungen zu dem Fall geäußert, die Rede war auch von Missverständnissen und Fehlern. Der Fall ist sehr kleinteilig. Der Influencer distanzierte sich von der Firma und sagte seiner Community auf Instagram, dass es im leid tue, und dass er bei sich aufräume. Er habe sich vor allem mit seiner Bekanntheit, seinem Namen und unentgeltlich dafür eingesetzt, dass in der Pandemie schnell Masken hierzulande auf Großhandelsebene organisiert werden.

Kliemann präsentiert sich als Selfmade-Typ und Freigeist. Neben seiner Musikkarriere ist das wohl bekannteste Projekt das "Kliemannsland", ein Bauernhof im niedersächsischen Ort Rüspel bei Bremen. Dort hat er eine Art Abenteuerspielplatz für Erwachsene gebaut, wo gebastelt, geschraubt, Musik gemacht wird und man Workshops buchen kann. Den Musiker und Geschäftsmann, der an mehreren Firmen beteiligt ist, kennen viele ursprünglich durch seine Do-it-yourself-Clips auf Youtube, wo ihm Hunderttausende folgen. Eine Anfrage der dpa bei Kliemann, wie er das Bekanntwerden der Ermittlungen aufnehme, blieb zunächst unbeantwortet.

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