Seit einigen Wochen erscheint auf den Lokalsport-Seiten einiger Stuttgarter Zeitungen eine Serie, von der man keine Folge verpassen sollte: "Sportler und ihre Tattoos" ist mittlerweile bei Teil 11 angelangt, und tatsächlich wird man nicht müde, online, digital oder auf Papier von den Gründen zu lesen, die zum Beispiel einen Kampfsportler aus Bopfingen dazu bewogen haben, sich neben dem Geburtsgewicht seiner Tochter auch einen Clown mit ausgestrecktem Mittelfinger in die Haut stechen zu lassen. Eine Rommelshausener Fußballerin wiederum erklärte jüngst hier, was das Entspannungsmantra an ihrem rechten Unterarm zu bedeuten hat, und ein Gewichtheber aus Oeffingen, warum der Pirat auf seiner Wade für ihn so schmerzhaft war: "Der Grund dafür liegt im dünnen Unterhaut-Fettgewebe".
Sportler und ihre Tattoos - das ist eine interessante Geschichte mit mal apotropäischem, mal provokativem, mal unitarischem Charakter. Und Vorsicht: Das gewählte Motiv gibt viel Persönliches preis. So wurde jetzt die argentinische Fußballspielerin Yamila Rodríguez wegen eines Cristiano-Ronaldo-Tattoos auf dem linken Unterschenkel von der digitalen Öffentlichkeit gerügt. Während der Frauenfußball-WM ragte ihr Waden-Bild beim Gruppenspiel gegen Italien aus dem Strumpf. Als Argentinierin hätte sich Rodríguez besser Messi stechen lassen sollen, so die Meinung. Als ihr der Shitstorm nun zu viel wurde, twitterte sie: "Bitte, es ist genug". Ruhe kehrte auch danach nicht ein.
Tätowierte Speisereste im Gesicht für den Smalltalk
Die österreichische Künstlerin Valie Export erklärte kürzlich in einem Interview, dass sie als junge Frau ernsthaft darüber nachgedacht habe, sich Speisereste ins Gesicht zu tätowieren. Sie habe gedacht, das sei vielleicht ganz gut, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Aus heutiger Sicht sei sie glücklich, dass sie es nicht getan habe. Tatsächlich ist gerade der ältere Mensch froh über jeden Speiserest, den er nicht im Gesicht hat.
Und das ist das Lästige mit den Tattoos: Man wird sie nur schwer wieder los. Dennoch steigt der Anteil der Tätowierten an der Gesamtbevölkerung kontinuierlich: Mindestens ein Viertel der unter 35-jährigen Deutschen soll mittlerweile tätowiert sein. Zum Beispiel mit einem Wolf auf der Brust.
Schon schade also, dass es die Serie "Sportler und ihre Tattoos" bislang nicht in den überregionalen Teil der Zeitungen geschafft hat. Zu interessant wäre es doch zu erfahren, wie der Spruch auf der Brust des italienischen Stürmers Balotelli zu deuten ist: "Ich bin die Strafe Gottes". Oder, ob der Spanier Fernando Torres noch immer mit jener Frau zusammen ist, deren erstes gemeinsames Date er sich ins Schienbein stechen ließ. Doch so muss sich der Leser mit dem Hedelfinger Turner Matthias K. zufrieden geben, von dem es in der Serie heißt, er hätte sich bereits als Jugendlicher gerne tätowieren lassen: "Doch meine Eltern waren dagegen." Um sie zu überzeugen, habe er sich später die Koordinaten ihres Hauses auf die Innenseite seines Oberarmes stechen lassen. Was Tätowierungen angeht, sind sie schon ungeheuer pfiffig, unsere Sportlerinnen und Sportler.