SZ-Kolumne "Bester Dinge":Echte Konkurrenz für Balu

(Foto: Joe Burbank/dpa)

Ein Bär in Floridas "Disney World"? Nichts Besonderes eigentlich. Aber was, wenn in dem Pelz kein kostümtragender Mindestlohnverdiener steckt?

Von Alexander Menden

Das Schöne oder, je nach Betrachtungsweise, Schreckliche an Themenparks ist die Künstlichkeit der Welt, die ihre Besucher erwartet. Traditionell sind das Fantasielandschaften aus Pappmaschee und Holz, in denen pünktlich zur vollen Stunde Piraten auf fest installierten Schiffen miteinander kämpfen, wo man per Achterbahn durch nachgebaute Azteken-Pyramiden rasen oder mehrmals täglich durchziehenden Paraden mit Menschen in permagrinsenden Kostümen zuwinken kann.

Der Disney-Konzern, der bei solchen Sachen immer vorneweg ist, betreibt zudem seit ein paar Jahren immer mehr Simulatoren, in denen "die physische und die digitale Welt verschmelzen, wobei Wearables, Smartphones und digitale access points die Gäste in das Metaverse eintauchen lassen", wie der Konzern das formuliert.

Umso erstaunlicher, dass jetzt im "Magic Kingdom", einem Teil von Disney World in Florida, ein echter, ausgewachsener Schwarzbär in einem Baum auftauchte. Teile des Parks, darunter das "Frontierland", wurden laut einem Bericht von CBS News daraufhin geschlossen, bis das Bärenweibchen eingefangen und in den Ocala National Forest nordwestlich von Orlando gebracht worden war.

Verständlich, aber auch irgendwie bedauerlich, dass ausgerechnet das "Frontierland" geschlossen war, als ein Bär darin herumstreifte. Die Besucher sollen darin erleben, wie es im Wilden Westen zuging - da hätte ein freiwillig teilnehmender Bär zur realistischen Atmosphäre beitragen können. Ein access point mit Zähnen, sozusagen. Jetzt muss man sich, wenn man in "Disney World" irgendetwas mit Bären erleben will, wohl wieder auf die Suche nach einem Mindestlohnverdiener im grinsenden Balu-Kostüm machen.

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