Stilkritik "Eierlikör":Ei love you

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Aneinanderreihungsfreiheit: Eierlikörhersteller können so viel "Eieiei" verteilen, wie es ihnen nice erscheint. (Foto: Robert Günther/dpa)

Zwei Eierlikörhersteller streiten vor Gericht, ob "Ei, Ei, Ei, Ei, Ei" den Markenschutz von "Eieiei" verletzt. Höchste Zeit, den Zweilaut "ei" auf einigen Zeilen zu feiern.

Glosse von Nadeschda Scharfenberg

Ein Geschreibsel, das um Ei und Eierlikör kreist, muss einfach mit den beiden Buchstaben "ei" eingeleitet sein. Ist der geneigte Leserkreis bereit für allerlei kurzweilige Zeilen im Gleichklang? Dann hinein in die Lautmalerei!

Soeben schneite eine Eilmeldung aus der Eierlikörbranche herein, die derzeit von einem Streit entzweit wird. Es geht dabei um kleine Details der Selbstbeweihräucherung. Eierlikörfabrikant eins findet es eine dreiste Schweinerei, dass Eierlikörfabrikant zwei seine Flüssigkeit mit dem Leitmotto "Ei, Ei, Ei, Ei, Ei" anpreist. Das sei eiskalte Abschreiberei des eigenen Dreiklangs "Eieiei". Die Juristerei musste entscheiden und zeigte sich nun, zum Leidwesen von Eierlikörfabrikant eins, uneinsichtig. Weil Eierlikör Ei beinhalte, dürfe ein jeder so zahlreich mit Eieiei um sich schmeißen, wie es ihm nice erscheine. Ein feines Beispiel für die Aneinanderreihungsfreiheit.

Zweifelsfrei: Die Ame Ise heißt eigentlich Ameise

Bei so viel Bohei ums Ei fällt einem siedend heiß ein, dass es an der Zeit ist, dem Zweilaut endlich ausreichend Aufmerksamkeit zuzuteilen. Das wird aber beileibe keine reine Lobhudelei, denn die Zeichenkombination e plus i macht es einem nicht leicht. Nach der Einschulung leiden die Kleinen meist erst einmal an der Aneinanderreihung dieser beiden Lauteinheiten, und es dauert eine Weile, bis sie begreifen, dass die Ame Ise in Wahrheit Ameise heißt. Dieses erkenntnisreiche Ereignis gehört zweifellos zu den Highlights in Klasse eins.

Die Einschätzung, ein Ei gleiche dem anderen, ist eigentümlich, denn zu seinem Leidwesen ist das ei nicht alleine. Neidvoll schweift sein Blick zum ai, das besonders im Mai Aufmerksamkeit heischt. Zugereist in die deutsche Sprachmelodei (frei nach der Loreley von Heinrich Heine) sind zur Verzweiflung des ei gemeine Eindringlinge wie I, -igh oder -ail, die ihm ebenfalls seine Alleinstellung streitig machen. Ei der Daus!

Was bleibt jetzt noch zu schreiben nach diesem eigenartigen Streifzug durch die Ei-samkeit? Vielleicht einfach: geile Zeilen, leider vorbei.

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