China:Wo ist Zhao Wei?

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Zhao Wei, hier auf ihrem Weingut in Südfrankreich, ist eine der bekanntesten Schauspielerinnen Chinas. Nur: Im chinesischen Internet ist sie plötzlich nicht mehr zu finden. (Foto: Nicolas Tucat/AFP)

Sie ist eine der bekanntesten Schauspielerinnen Chinas und dort plötzlich nicht mehr im Internet zu finden. Auch weitere Prominente hat die Kommunistische Partei digital ausradieren lassen. Der Grund: moralische Erziehung - von Stars und Fans.

Von Lea Sahay, Peking

Wer in diesen Tagen im chinesischen Internet nach der Schauspielerin und Sängerin Zhao Wei sucht, findet: nichts. Keine Videos, keine Blogbeiträge, nicht einmal ihr Mitwirken in ihren größten Filmerfolgen lässt sich auf den Streamingdiensten noch entdecken. Andere Stars löschten gemeinsame Fotoaufnahmen.

Eigentlich ist Zhao Wei ein Superstar. Sie gilt als äußerst beliebt und ist in China mindestens so bekannt wie hierzulande Julia Roberts oder Jennifer Lawrence. Auf der Onlineplattform Weibo hatte sie zuletzt 86 Millionen Follower. 2015 war sie laut Forbes die reichste Schauspielerin der Welt. Nun wirkt ihr Leben und Schaffen wie ausradiert.

In der Vergangenheit gingen die chinesischen Behörden schon gegen Stars vor. Die Dimension ist jedoch neu. Der Grund, warum es gerade Zhao getroffen hat, ist bisher nicht bekannt. Staatsmedien schreiben lediglich, die Schauspielerin sei "in Skandale verwickelt". Neben der 45-Jährigen traf es bisher noch eine weitere Schauspielerin, ihr wird Steuerhinterziehung vorgeworfen.

Fankultur als Gefahr für junge Menschen

Beide scheinen in eine Kampagne der KP geraten zu sein, die den Künstlern des Landes neue Moral und mehr Liebe für die Partei lehren soll. Auch mit der gottgleichen Verehrung durch ihre Fans ist es nach dem Willen Pekings vorbei. In Zukunft regeln Richtlinien, was Fanklubs im Umgang mit Promis noch dürfen. Für die Kommunistische Partei ist die Fankultur eine Gefahr für junge Menschen. Es fehlten "korrekte Werte" und "ideologische Sicherheit". Die gesamte Branche leide unter Vulgarität, die Männer seien "verweichlicht".

Die Unterhaltungsindustrie in China ist ein gigantisches Geschäft. Fanklubs locken Anhänger mit vermeintlicher Nähe zu ihren Vorbildern. Besonders für Jüngere sind die Stars Bezugspersonen. Wegen ihnen verbringen sie jeden Tag Stunden im Netz. Unternehmen zahlen Millionen, um ein bekanntes Gesicht als Markenbotschafter zu gewinnen.

Dabei kommt es immer wieder zu unrühmlichen Momenten. Bei einer Promishow im Mai konnten Fans ihre Stars mit dem Kauf von Milch eines Sponsors unterstützen. Einige erwarben diese in großen Mengen und warfen sie danach einfach weg. Die verantwortliche Videoplattform gab sich nach dem digitalen Verschwinden von Zhao reumütig. In Zukunft werde man klarere Grenzen zu "ungesunden Tendenzen" ziehen. Alle Promi-Formate der Plattform, die in China sonst so beliebt sind, wurden gestoppt. Auch andere Anbieter kündigten an, ihr Programm entsprechend den neuen Regeln zu überarbeiten.

Staatliches Zeitlimit für Online-Spiele

Die Kommunistische Partei mischte sich zuletzt immer stärker in alle Bereiche des Lebens ein. Chinas Staats- und Parteichef hat angekündigt, verstärkt gegen die Ungleichheit im Land vorzugehen. Mit strikteren Vorgaben sollen die Gewinner des neuen Wohlstands in die Pflicht genommen werden. Unternehmen sollen wieder dem Volkswohl dienen, nicht den Profiten.

So traf es diese Woche auch die Spieleindustrie, in der Peking seit langem Volkserziehung betreibt. Seit Mittwoch dürfen Minderjährige unter der Woche überhaupt nicht mehr online spielen, freitags und am Wochenende sind nicht mehr als drei Stunden erlaubt.

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