Tarifverhandlungen:Lautstarker Warnstreik in Wolfratshausen

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Warnstreik der IG Metall bei Weber Schraubautomaten in Wolfratshausen: Mitarbeiter protestieren für höhere Löhne. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Am Werkstor von Weber Schraubautomaten nennen IG-Metall-Vertreter das Verhalten der Arbeitgeber skandalös. Im Betrieb ist die Stimmung von Unsicherheit geprägt.

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Wie hitzig die Stimmungslage unter den gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmern der Metall- und Elektroindustrie ist, lässt sich am Mittwochnachmittag auch in Wolfratshausen beobachten - beim Warnstreik der Mitarbeiter von Weber Schraubautomaten. Es sei ein "Skandal", sagt Karl Musiol, dass die Arbeitgeberseite selbst in der vierten Tarifverhandlungsrunde tags zuvor kein konkretes Angebot für eine dauerhafte, tabellenwirksame Gehaltserhöhung genannt hat. "So provoziert gefühlt habe ich mich noch nie seit ich Gewerkschafter bin", sagt der stellvertretende Geschäftsstellenleiter der Industriegewerkschaft (IG) Metall in Weilheim. Währenddessen blasen etwas mehr als 30 Mitarbeiter des Maschinen- und Anlagenbauers lautstark in ihre Tröten und rasseln mit Ratschen. Gleichzeitig erklingt das italienische Partisanenlied "Bella Ciao".

Etwa 855 000 Beschäftigte sind insgesamt in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie tätig. Die Gewerkschaft fordert in den Tarifverhandlungen, die Löhne dauerhaft um acht Prozent zu erhöhen. Das begründet sie unter anderem mit der hohen Inflation. Bislang hat die Arbeitgeberseite lediglich eine steuer- und sozialabgabenfreie Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro angeboten. Der Tarifvertrag soll dafür 30 Monate gelten.

Am Werkstor von Weber Schraubautomaten in Wolfratshausen meldet sich auch der Geschäftsstellenleiter der IG Metall in Weilheim Helmut Dinter zu Wort. Er war bei der vierten Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern am Vorabend in München dabei. "Es war kein Vergnügen für mich", berichtet Dinter. Dass die Arbeitgeber keine konkrete Zahl für eine Tariferhöhung in einer vierten Verhandlungsrunde genannt hätten, habe er in fast vier Jahrzehnten als Gewerkschafter noch nie erlebt. Im Gespräch deutet er an, dass bald weitere Streiks in der Branche folgen könnten, sollte die Situation so bleiben.

Die IG Metall in Weilheim vertritt die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Landsberg am Lech, Weilheim-Schongau sowie in Teilen Starnberg. Laut Dinter betreut seine Gewerkschaft in der Region 40 Betriebe. Nur bei zweien wisse er von wirtschaftlichen Problemen. Laut Dinter zählen Weber Schraubautomaten und die Woodward L'Orange GmbH in Wolfratshausen, Uniccomp-Bauer Kompressoren sowie DMG Mori in Geretsried und die Sitec Aerospace GmbH zu den wichtigsten Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Der Dichtungshersteller Eagle Burgmann sei eine Art Sonderfall. Im Unternehmen gelte der Textiltarifvertrag, so Dinter. Die gewerblichen Mitarbeiter würden trotzdem nach Metalltarifvertrag bezahlt. Das rühre daher, dass Dichtungen früher vornehmlich aus Textilien gefertigt worden seien, so der Weilheimer Gewerkschaftsführer.

Für die 320 Mitarbeiter bei Weber Schraubautomaten in Wolfratshausen spricht der Betriebsratsvorsitzende Kenan Hrustanovic von einer "wechselhaften Stimmungslage". Das Unternehmen habe volle Auftragsbücher, Kurzarbeit habe es in der Pandemie nie gegeben, sagt er. "Wir haben sogar Mehrarbeit." Die Belegschaft sorge sich aber auch, was passiere, wenn künftig doch einmal Lieferketten abbrächen und nicht gearbeitet werden könne, berichtet Hrustanovic. "Es gibt eine gewisse Unsicherheit."

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