Der Erinnerungsort Badehaus in Wolfratshausen wird erneut ausgezeichnet. Die Grünen-Fraktion im Bezirkstag von Oberbayern verleiht ihren Kulturpreis "Der Grüne Wanninger" im kommenden Jahr an den Verein "Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald", der für die Waldramer Einrichtung verantwortlich ist. "Der Verein leistet mit seiner großartigen Arbeit einen wichtigen Beitrag für unsere Demokratie", erklärt die Fraktionsvorsitzende im Bezirkstag, Martina Neubauer, in einer Mitteilung der Partei. "Erinnern, Mahnen, Bilden, Räume für Diskussionen anbieten, all das zeichnet den Verein mit seiner Vorsitzenden Dr. Sybille Krafft mit aus." Gefeiert werden soll die offizielle Preisverleihung am 7. Mai kommenden Jahres mit einer Matinee im Badehaus.
Den alternativen Kulturpreis wird die Fraktion der Grünen im Bezirkstag damit bereits zum 30. Mal vergeben. Und er kehrt gewissermaßen an seinen Ursprungsort zurück: Die erste Preisverleihung fand 1988 in der Wolfratshauser Loisachhalle statt. Die Partei zeichnete die Fraunhofer Saitenmusi sowie die Kabarettgruppen "Freising strahlt" und "Narrenschaukel" aus. Der Preis fungierte damals noch unter der Bezeichnung "der andere Kulturpreis von Oberbayern". Damit wollen die Grünen Menschen ermutigen, sich weiterhin für die Kultur und Soziales zu engagieren und nicht aufzugeben. Pate dafür steht der Buchbinder Wanninger. Die Figur von Karl Valentin versucht per Telefon vergeblich Auskunft zu erhalten und wird von einer Stelle an die nächste weiterverwiesen.
Nach einem Besuch im Erinnerungsort Badehaus im vergangenen November habe die Bezirkstags-Fraktion entschieden, das ehrenamtliche Engagement des Vereins mit seinen mehr als 550 Mitgliedern zu würdigen, heißt es. "Der Verein hat eminent wichtige Bedeutung für die Region, aber auch weit darüber hinaus", äußert sich Bezirksrat Georg Buchwieser aus Garmisch-Partenkirchen. Er sei dem Verein als Mitglied beigetreten.
Die "Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald" existieren seit zehn Jahren. In dem Gebäude dokumentieren die Mitglieder mit einer Ausstellung die facettenreiche Entwicklungsgeschichte des Vereins. Das Haus diente als Männerbad für die Arbeiter der von den Nazis im Wolfratshauser Forst errichteten beiden Rüstungsfabriken. Nach Kriegsende wurde Föhrenwald zu einem Lager für jüdische Displaced Persons, ehe daraus 1956 eine Siedlung für katholische Heimatvertriebene wurde, die den Namen Waldram erhielt. Die Vereinsmitglieder hätten sich bislang mehr als 45 000 Stunden ehrenamtlich für das Projekt engagiert, so die Grünen-Fraktion. Es sei eine "lebendige Stätte der Begegnung und des Lernens" entstanden.
Diese Version des Artikels wurde korrigiert. In der ursprünglichen Fassung wurde fälschlicherweise berichtet, dass die Grünen-Fraktion im Bezirkstag Oberbayern 1988 die Wolfratshauser Faschingsgesellschaft "Narreninsel" ausgezeichnet habe. Es handelte sich damals aber um die inzwischen aufgelöste Kabarettgruppe "Narrenschaukel". Zum einstigen Ensemble zählten Hias Röttig, Claus Steigenberger, Peter Haustein, Thomas Gania und Christoph Abeck.