Wolfratshausen/Geretsried:Kontaktlos zur S-Bahn-Verlängerung

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Nach Eingang der Einwendungen und Stellungnahmen zum S 7-Ausbau findet die Anhörung bei der Regierung nun per Online-Konsultation statt. Die ersetzt coronakonform den Erörterungstermin.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen/Geretsried

Als die Bahn Mitte Januar 2020 die Pläne für die Verlängerung der S 7 von Wolfratshausen nach Geretsried in beiden Städten der Öffentlichkeit vorstellte und die "Dialogphase" einleitete, konnte niemand ahnen, dass kurz darauf die Corona-Pandemie weltweit große Teile des öffentlichen Lebens lahmlegen würde. In der Loisachhalle und den Ratsstuben drängten sich die Bürger, um mehr über die 9,2 Kilometer lange Trasse und die vier neuen Bahnhöfe zu erfahren. Kurz darauf wurden die Planfeststellungsunterlagen einen Monat lang öffentlich ausgelegt, die Bahn konnte dann zu den Einwendungen Stellung nehmen und diese an die Regierung von Oberbayern als Anhörungsbehörde weiterleiten. "Wir hoffen", sagte der Bahn-Projektleiter Michael Hatzel damals, "dass der Erörterungstermin noch in diesem Jahr stattfindet."

Die Bahn hat laut einer Sprecherin im November drei große Ordner mit ihren Stellungnahmen an die Regierung von Oberbayern übergeben. Rund 800 Einwendungen und Stellungnahmen seien dort eingegangen, teilt der Pressesprecher der Regierung von Oberbayern, Wolfgang Rupp, mit. Nun geht das Planfeststellungsverfahren in die nächste Runde. Dass die Erörterung Mitte Februar 2021 mit leichter Verspätung beginnt, ist nicht der Pandemie geschuldet, wohl aber der Form, wie die Anhörungen stattfinden sollen. Denn diese findet aus Infektionsschutzgründen als sogenannte Online-Konsultation statt. "Hierbei werden den zur Teilnahme an einem Erörterungstermin Berechtigten (...) die sonst im Erörterungstermin zu behandelnden Informationen für einen gewissen Zeitraum auf einer passwortgeschützten Plattform im Internet zugänglich gemacht", erklärt Rupp.

Möglich macht die Online-Erörterung das sogenannte Planungssicherstellungsgesetz. "Dieses schafft Alternativen für Verfahrensschritte, die normalerweise eine persönliche Anwesenheit der Beteiligten voraussetzen", erklärt Rupp. Laut Bekanntmachung der Städte Wolfratshausen und Geretsried läuft die Konsultation von Montag, 15. Februar, bis Montag, 15. März. Zu den Teilnahmeberechtigten gehören neben der Bahn und den involvierten Behörden auch alle, die im laufenden Verfahren Einwendungen gemacht haben. Alle werden laut Rupp individuell benachrichtigt und erhalten mit ihrem Zugangscode auch die Stellungnahmen der Bahn zu ihren Einwendungen. "Äußerungen von Privatpersonen und die Erwiderungen der Vorhabenträgerin darauf werden nicht über die Plattform zugänglich gemacht."

Die Teilnahmeberechtigten haben dann vier Wochen lang Gelegenheit, die Stellungnahmen der Bahn ihrerseits zu erwidern - online oder per Post an die Regierung von Oberbayern. Die nicht öffentliche Online-Konsultation findet laut Rupp nur in schriftlicher Form statt. "Ein direkter Austausch zwischen den Beteiligten, beispielsweise durch eine Videokonferenz, ist nicht vorgesehen." Nach Ablauf der Frist leitet die Regierung von Oberbayern dann alle eingegangenen Äußerungen wiederum der Bahn zur Stellungnahme weiter. Anschließend gibt sie selbst eine Stellungnahme zum Ergebnis des Anhörungsverfahren ab, das damit abgeschlossen wird. "Das weitere Planfeststellungsverfahren liegt danach in den Händen des Eisenbahn-Bundesamts", erklärt Rupp. Dieses erlässt dann schließlich den Planfeststellungsbeschluss. Wann dieser erfolgen könnte, dazu gibt es von der Bahn keine neuen Angaben. Vor einem Jahr hatte ihn Projektleiter Hatzel im Jahr 2022 anvisiert. Mit Grundstücksverhandlungen will die Bahn erst beginnen, wenn das Baurecht vorliegt. Allerdings sollen laut einer Sprecherin die Verhandlungen zum Realisierungs- und Finanzierungsvertrag mit dem Freistaat Bayern noch in diesem Jahr beginnen. Zu den Kosten gibt es indes noch keine aktuellen Zahlen. Die bisherige Schätzung von insgesamt 164 Millionen Euro stammt noch von 2012, der Tiefbahnhof in Wolfratshausen wurde zuletzt auf 44 Millionen taxiert.

Wie weit die seit Jahrzehnten ersehnte S-Bahn-Verlängerung gediehen ist, stellt die Bahn im Internet mit einem Zug dar: Der ist in der Grafik nach der Grob- und Feinplanung noch nicht ganz bei der Hälfte des Genehmigungsverfahrens angekommen. Projektleiter Hatzel hatte von einem Baubeginn 2024 und einer möglichen Inbetriebnahme 2028 gesprochen. Das ist allerdings schon ein Jahr her.

Mehr unter www.bahnausbau-meunchen.de

© SZ vom 04.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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