Öffentlicher Nahverkehr:Per Straßenbahn nach Geretsried

Lesezeit: 2 min

Die Karlsruher Stadtbahn, die innerstädtische Straßenbahnstrecken mit Eisenbahnstrecken im Umland kombiniert, könnte für Fraas als Vorbild dienen. (Foto: ARTIS - Uli Deck/Karlsruher Verkehrsverbund GmbH/OH)

Weil eine S-Bahn-Verlängerung auf sich warten lässt, fordert der ehemalige Wolfratshauser Stadtrat Fraas eine Tram als Alternativlösung. Die betroffenen Kommunen und der Landkreis sollen selbst bauen.

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen/Geretsried/Königsdorf

Statt weiter auf eine S-Bahn-Verlängerung nach Geretsried zu warten, spricht sich der ehemalige Wolfratshauser Stadtrat Alfred Fraas (CSU) für eine Straßenbahn als Verbundlösung aus. Diese sogenannte "S 7+" wäre aus Sicht des früheren Kommunalpolitikers eine effizientere und kostengünstigere Alternative zur öffentlichen Verkehrsanbindung der größten Stadt im Landkreis beziehungsweise Königsdorfs.

Dies soll dadurch gelingen, dass die Städte Geretsried und Wolfratshausen sowie der Landkreis selbst diese Alternative zur S-Bahn-Verlängerung bauen. Dafür könnten die bisher zur Tieferlegung des S-Bahnhofs in Wolfratshausen jeweils zugesagten zehn Millionen Euro - insgesamt also 30 Millionen Euro - verwendet werden. Mit dieser Summe wäre das Projekt für Fraas nahezu finanziert. Er erwartet aber, dass auch die Deutsche Bahn beziehungsweise das bayerische Wirtschaftsministerium die "S 7+" unterstützen.

Vorbild ist für Fraas etwa die Karlsruher Stadtbahn. Dieses Verkehrssystem kombiniert innerstädtische Trambahnlinien mit Eisenbahnstrecken im Umland. Fahren könnte die "S 7+" durch Geretsrieder Stadtgebiet ohne Oberleitung mit Batterieantrieb. Dafür könnten die Wagen mit Fahrleitungsstrom auf der Strecke zwischen Wolfratshausen und Geretsried-Nord aufgeladen werden.

Unter dem Slogan "Die Bahn kommt zu den Menschen, nicht die Menschen zur Bahn!" wirbt Fraas für sein Projekt. Die als "S7+" bezeichnete Straßenbahnverlängerung beginnt demnach am Endbahnsteig der S 7 in Wolfratshausen. Laut Fraas könnte die Straßenbahn die Spurweite und Stromart der Bahn nutzen. Die Fahrgäste bräuchten nur die Bahnsteigseite zu wechseln, um umzusteigen, so seine Idee. "Das bedeutet keine große Belastung." Bis Geretsried-Nord könnte die Strecke über das existierende Industriegleis verlaufen. Anschließend ließen sich durch das Stadtgebiet teils ehemalige, abgebaute Gleistrassen wieder nutzen. "Ansonsten werden die neuen Gleise in freien Flächen oder auf der Straße direkt in die Stadtgebiete zu den Nutzern des ÖPNV geführt", so Fraas. Damit könnte die S 7+ für ihn viele öffentliche Bus- und Stadtbuslinien ersetzen und so einen zusätzlichen Nutzen generieren.

In weniger als 20 Minuten könnte die Straßenbahnverbindung die circa zwölf Kilometer lange Strecke zwischen Wolfratshausen, Geretsried und Königsdorf zurücklegen. So rechnet dies Fraas vor. Anhand einer dem Schreiben an die Bürgermeister der drei Kommunen beigelegten Skizze wird deutlich, dass die Trasse südlich von Geretsried entlang der Grundstraße bis nach Königsdorf geführt werden könnte. Dort würde die "S 7+" wie am Industriegleis im Norden über Fahrdrähte geführt. Innerhalb des Geretsrieder Stadtgebiets könnte die Straßenbahn leise und umweltschonend mit Elektroantrieb fahren. Oberleitungen bräuchte es dort nicht.

Vorteilhaft ist die Straßenbahn- anstelle der S-Bahn-Lösung für Fraas vielfach. Weil die Kommunen selbst bauten, ließe sich die "S 7+" relativ schnell realisieren, argumentiert der frühere Wolfratshauser Stadtrat. Teure Querungsbauwerke seien nicht erforderlich. Die Flächen für Schienen und Halteflächen seien bereits in öffentlicher Hand. Außerdem könnten die Wolfratshauser Stadtteile Farchet und Waldram, anders als bei der S-Bahn-Verlängerung, direkt angebunden werden.

Zwar räumt Fraas ein, dass der Verkehr durch die Querungen der Schienen über Straßenkreuzungen kurz warten müsse. Zudem verlängerten die vielen Haltestellen die Fahrzeit im Vergleich zur S-Bahn. In Wolfratshausen umsteigen zu müssen, sei aber nicht schlimmer als vom Bus in die S-Bahn. "Das Projekt ist für die Region."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Nach Kritik der SPD
:Ministerium nennt S-7-Planung transparent

Ausbau der S-Bahn bis Geretsried bleibt offen. Planfeststellungsbeschluss "frühestens nächstes Jahr".

Von Felicitas Amler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: