Sport und Spiel:Wasserspaß auf Plastikplanen

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Auch ein Skimboarding-Camp in Waldram gehörte zu den beliebten Angeboten des diesjährigen Ferienpasses in Wolfratshausen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ein Höhepunkt im Wolfratshauser Ferienprogramm: Seit diesem Jahr können Kinder und Jugendliche auf einer eigens dafür angeschafften Anlage das Skimboarding ausprobieren.

Von Hannah Mosbach, Wolfratshausen

Zu gelungenen Sommerferien dürfte für die meisten Jugendlichen ein bisschen Sonne dazugehören, und natürlich Spaß. In Wolfratshausen aber kommt es für viele in diesen Tagen mit "Skimboarding", einer in Deutschland noch weitestgehend unbekannten Sportart, zu einem Dreiklang. Nötig dafür ist ein quietschgelber, 25 Meter langer Plastikpool, der auf einer großen Rasenfläche aufgebaut ist. Gekauft hat diesen der Kinder- und Jugendförderverein Wolfratshausen (KJFV), um Skimboarding hierzulande und nun auch im Rahmen des Ferienpasses anbieten zu können.

Der Kurs ist restlos ausgebucht, sechs Jungs im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren sind am späten Nachmittag eingetrudelt und setzen sich mit dem mobilen Jugendarbeiter Simon Friedt unter einem schattenspendenden Baum in einem Kreis zusammen. Friedt lässt die Kinder sich vorstellen und fragt, was sie bis zum Ende des Kurses lernen wollen. "Diesen Trick, bei dem sich das Brett um hundertachtzig Grad dreht", antwortet einer der Jungs mit leuchtenden Augen und die nach ihm folgenden Kinder schließen sich ihm an. Doch erstmal muss herausgefunden werden, mit welchem Fuß man überhaupt vorne steht - das ist nämlich bei jedem unterschiedlich. Dafür lässt Friedt die Jungs sich in einer Reihe aufstellen und tippt sie von hinten an. Der Fuß, mit dem man zuerst nach vorne ausfällt, steht später auf dem Brett an der Spitze.

Grundlagentraining auf dem Trockenen

Dann folgt das Grundlagentraining auf dem Trockenen. Zunächst sollen alle ihre Bretter flach vor sich auf das Gras werfen. Das Werfen wird später das A und O sein, denn liegt das Brett schief, wird es mit einer entsprechenden Weiterfahrt schwierig. Nach etwa zehn Probewürfen werden die ersten Sprünge aufs Board geübt. Dann geht es auch schon aufs Wasser, aber erst, nachdem man sich in einem kleinen Plastikeimer das Gras von den Füßen gewaschen hat. Zuerst darf jeder einmal mit ein wenig Anlauf üben, während das Brett festgehalten wird. Kurz darauf muss man schon alles selbst machen: werfen, laufen, springen und bestenfalls weiter skimmen.

Skimming, das kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie "flüchtig berühren" oder "über etwas hinweg streichen". Und das macht diesen Sport aus, mit dem Skimboard gleitet man nämlich nur, und das auf wenig Wasser.

Hat man das Brett geworfen, gilt es, schnell hinterherzurennen und sanft aufzuspringen, um die Geschwindigkeit nicht herauszunehmen. Der Sprung kostet einige Überwindung: Man muss seinen Körper um 90 Grad drehen, damit man anschließend mit einem Fuß nach vorne zeigend in Fahrtrichtung steht. Einmal auf dem Brett braucht auch die Gewichtsverlagerung einige Übung, sonst entgleitet einem das Board nach vorne oder man bremst sich - bei zu viel Gewicht auf dem vorderen Fuß - selbst ab.

Ein fester Stand und ein gutes Gleichgewicht helfen, um sich auf dem Skimboard zu halten. (Foto: Hartmut Pöstges)

Einer der Jungs, Vitus, der extra für den Kurs aus der Jachenau gekommen ist, hat den Bogen schon raus und schafft es auf dem Brett bis ans Ende der Bahn. Viele der Jungs haben bereits Erfahrungen in verwandten Sportarten, wie etwa dem Skateboarding oder Surfen. Das helfe, meint Friedt, der selbst passioniert surft und seit zweieinhalb Jahren auch skimboardet. Er geht auf die einzelnen Kinder ein, leitet an, gibt hier und da Tipps. Grundsätzlich können sich alle aber frei und in ihrem eigenen Tempo ausprobieren. Die bereits Fortgeschrittenen, wie Vitus, üben schon erste Tricks. Es ist erst eine halbe Stunde vergangen, da fragen er und Lukas, der ebenfalls Vorerfahrungen mitbringt, nach der Sprungschanze. Nachdem auch die anderen schon etwas sicherer auf den Brettern geworden sind, erfüllt Friedt den Jungs den Wunsch und baut sie auf.

Im vergangenen Jahr noch auf Lkw-Planen, jetzt auf eigener Anlage

Im vergangenen Jahr wurde der Sport im Wolfratshauser Ferienprogramm auch schon angeboten, damals allerdings noch auf Lkw-Planen, die mit einem Gartenschlauch nass gehalten wurden. Tatsächlich kann man eigentlich fast überall skimboarden, solange man eine nicht allzu tiefe Wasserfläche und genügend Platz zum Anlauf hat. Theoretisch reicht sogar eine große Pfütze oder ein Bach. Auf Planen, Anlagen und allgemein flachen Gewässern nennt sich diese Unterart des Skimboardings dann Flatlandskimming. Obwohl der Sport auf jeglichen Wasserflächen möglich ist, freuen sich trotzdem alle über die professionelle Anlage im Ort, die diesen Sommer erstmals auf dem Family Fun Fest des KJFV eingeweiht wurde und von denen es laut Friedt in Deutschland bislang erst drei gebe. Er sagt auch: "Wir betreiben hier Pionierarbeit". Denn das Skimboarding, das ursprünglich aus Kalifornien in den USA kommt, wo es als "Waveskimming" in bewegtem Wasser am Strand betrieben wird, sei in Deutschland erst wenig bekannt.

In Mülheim an der Ruhr und in Duisburg gibt es mittlerweile wachsende Szenen, die versuchen, mit Events und eigens organisierten Wettbewerben mehr Menschen für das Skimboarding zu begeistern. Diese Ambition hat auch der Wolfratshauser KJFV: Wenn im nächsten Jahr ein eigenes Gelände für den Pool bereitsteht, sollen mehr Leute sich auf der Bahn ausprobieren können. Und vielleicht, das erhofft sich zumindest Simon Friedt, bildet sich dann auch im Landkreis eine eigene Szene.

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