Klimaneutralität:Angeheizt

Lesezeit: 3 min

Rauchende Schormsteine über Wolfratshausen, dessen Stadtrat gerade eine kommunale Wärmeplanung beschlossen hat. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die sogenannte kommunale Wärmeplanung soll die Abkehr von fossilen Wärmerzeugern erleichtern und im kommenden Jahr Gesetz werden. Manche Kommunen im Landkreis preschen vor, andere zögern noch.

Von Veronika Ellecosta, Bad Tölz- Wolfratshausen

Nachdem der Spätsommer gütig war, hat nun mit dem Kälteeinbruch im Herbst die Heizsaison wieder begonnen. Passend dazu soll im Januar das Wärmeplanungsgesetz in Kraft treten. Es verpflichtet Großstädte bis 2026 und kleinere Gemeinden bis 2028, einen Wärmeplan zu erstellen. Dieser soll Bürgerinnen und Bürgern eine Übersicht bieten, wie sie sich jeweils an klimaneutrale Wärmeversorgung anschließen können - ob etwa in ihrer Nähe eine Hackschnitzelheizung geplant ist oder eine Fernwärmeversorgung mit Geothermie. Für Gemeinden unter 10 000 Einwohner gibt es keine Pflicht zur kommunalen Wärmeplanung. Im Landkreis sind also Bad Tölz, Geretsried und Wolfratshausen angesprochen. Dennoch arbeiten auch manche kleineren Kommunen daran, Wärmepläne zu erstellen.

Wolfratshausen

Der Wolfratshauser Stadtrat hat in der jüngsten Sitzung am Dienstag mit großer Mehrheit beschlossen, einen kommunalen Wärmeplan aufzstellen zu lassen und per Ausschreibung ein Ingenieurbüro dafür zu suchen. Dass das Thema nun zackig durchgewunken wurde, liegt an den Förderrichtlinien. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördert die Erstellung des Wärmeplans mit 90 Prozent, wenn Gemeinden den Antrag bis Ende dieses Jahres einreichen. Auch wenn das Wärmeplanungsgesetz mit "heißer Nadel gestrickt worden" sei, wolle er sich Fördermittel nicht nehmen lassen, sagte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung Wolfratshausen).

Mit Ausnahme der Wolfratshauser Liste stimmten ihm alle Fraktionen zu. Die Stadt hofft zudem, in den kommenden Monaten neue Erkenntnisse aus der Geothermie-Bohrstelle in Gelting zu bekommen. Wolfratshausen strebt ein gemeinsames Fernwärmenetz mit Geretsried an. Manfred Fleischer von der Wolfratshauser Liste erklärte seine Ablehnung damit, dass "der Habeck-Weg ein Holzweg" sei und das Gesetz nach der nächsten Bundestagswahl gekippt werden könnte.

Bedenken gab es, weil Wolfratshausen bereits 2015 sein Stadtgebiet auf Energieeffizienz hin untersuchen ließ - und damit nicht förderfähig sein könnte. Der damalige Energienutzungsplan sei aber ungenau formuliert worden, deshalb stehe er einem Förderantrag nicht im Wege, versicherte Heilinglechner.

Bad Tölz

Bad Tölz zeigte sich als Vorreiter und ließ die Energiewende Oberland (EWO) bereits 2016 einen Energienutzungsplan erstellen, der 2018 präsentiert wurde. Dieser sieht vor, ein Nahwärmenetz auszubauen und dazu verschiedene Heizkraftwerke und Wärmeinseln über die Stadt miteinander zu verbinden. Das Wärmenetz soll sich aus bis zu 75 Prozent regenerativer Energie speisen und am Feuerwehrhaus von einer großen neuen Wärmeenergiezentrale aus gesteuert werden. Nicht angebunden werden können manch abgelegene Gebiete, etwa die neuen Häuser auf der Zwickerwiese.

Geretsried

Geretsried gab bereits 2018 einen Energienutzungsplan bei der EWO in Auftrag, der aber zum Teilenergienutzungsplan verkümmerte, nachdem die Geothermie in Gelting für gescheitert erklärt worden war. Trotzdem behielt es sich die Stadt vor, künftig regenerative Wärme aus Geothermie, sollte sie zur Verfügung stehen, in entstehende Wärmenetze einzuspeisen. Solche Wärmenetze empfiehlt der Plan jeweils am Neuen Platz (Hackschnitzel), um die Isardammschule (Hackschnitzel) und beim Ortsteil Stein (Heizcontainer). Tatsächlich sind vom Hofgut Breitenbach bei Gelting Fortschritte zu vermelden, wo das kanadische Unternehmen Eavor im Sommer mit den Bohrungen für ein technisch neuartiges Geothermie-Kraftwerk begonnen hat. Ein Fernwärmenetz ins Gewerbegebiet Gelting und nach Geretsried könnte schätzungsweise in zehn Jahren fertig sein.

Bad Heilbrunn

Als kleine Gemeinde ging Bad Heilbrunn mutig voraus und präsentierte 2018 einen ebenfalls von der EWO erstellten Energienutzungsplan. Besonders Solarthermie wurde damals empfohlen, bei der Bioenergie sah man die Möglichkeit, Hackschnitzel und Pellets aus der Region zu beziehen. Wärmeverbundnetze wurden damals etwa beim Feuerwehrgerätehaus vorgeschlagen und am Krebsenbach. Letzteres wurde aber wegen mangelnden Interesses der Anrainer wieder gekippt.

Eurasburg

Einen Teilenergienutzungsplan von der EWO hob die Gemeinde Eurasburg im vergangenen Jahr aus der Taufe: Denkbar ist demnach eine sogenannte Dorfheizung mit Holz aus heimischen Wäldern. In Beuerberg könnte diese könnte Dorfkern, Klosteranlage, Raiffeisenbank und Schule umschließen sowie das Gebiet rund um den Bahnhof. Für die Orte Eurasburg und Achmühle wäre die Dorfheizung nicht rentabel, weil die Grundstücke zu weit auseinander liegen.

Icking

Icking hat die Bundesförderung bereits im Sommer beantragt. Außerdem hat die Gemeinde Daten von vor zehn Jahren aus Untersuchungen zur Wärmenutzung im Landkreis vorliegen. So wurde etwa der damals empfohlene Wärmeverbund im Bereich des Rilke-Gymnasiums mittlerweile umgesetzt und geht im Herbst in Betrieb. Für alle anderen Bereiche wurde Einzelversorgung der Privathäuser empfohlen. Nun will Icking die Daten aktualisieren und vor allem auf den Ortsteil Dorfen fokussieren, weil dort demnächst umfangreiche Tiefbauarbeiten anstehen, bei denen ein Wärmenetz mit verlegt werden könnte.

Mit 800 Einwohnern ist die Jachenau weit entfernt von der Einwohnerzahl, die zu einer kommunalen Wärmeplanung verpflichtet. Es gibt eine Hackschnitzelheizung, welche die Schule, den Kindergarten und die Turnhalle versorgt, für die Zukunft ist ein Nahwärmeversorgungsnetz geplant. Aktuell hat die Gemeinde auch ein Förderprogramm beantragt, um ein energetisches Konzept für die Kommune erstellen zu lassen. Reichersbeuern eröffnete kürzlich ein gemeindeeigenes Nahwärmenetz mit Hackschnitzelanlage. Kommunale Wärmeplanung gibt es nicht. Auch Dietramszell hat keinen Wärmeplan, jedoch im Rahmen des "Energiecoaching Plus" von der EWO Wärmedichtekarten erstellen lassen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

BCF protestiert
:"Unsere Kinder brauchen unsere Sporthalle zurück"

Der Wolfratshauser Sportverein demonstriert gegen die anhaltende Unterbringung Geflüchteter. Vorsitzender Manfred Fleischer spricht von 150 Austritten. Seine Forderung sei "existenziell".

Von Celine Chorus und Benjamin Engel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: