Verkehrssicherheit:Fokus auf ältere Autofahrer

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Viele Jahre lang hatte die Verkehrswacht vor allem Kinder und Jugendliche im Blick. Bei der bayerischen Jahrestagung in Bad Tölz ging es vor allem um die Sicherheit von Senioren

Von Klaus Schieder

Wenn junge Leute einen Verkehrsunfall bauen, waren sie oftmals zu schnell unterwegs, manchmal sind auch Alkohol oder Drogen im Spiel. Wenn ältere Menschen einen Zusammenstoß verursachen, hat dies meist andere Gründe: Sie sehen nicht mehr gut, reagieren zu langsam oder haben Probleme mit der Technik im Auto. Mit ihrer Aufklärungsarbeit wollen die bayerischen Verkehrswachten künftig gezielt Senioren ansprechen. Die Jahrestagung der Landesverkehrswacht am Freitag und Samstag im Tölzer Landratsamt stand daher unter dem Motto "Älter werden - mobil bleiben".

Gerade in einem ausgedehnten Landkreis wie Bad Tölz-Wolfratshausen sei das eigene Auto für Senioren wichtig, sagte Horst Schneider, Präsident der Landesverkehrswacht. Die körperliche Einschränkungen, mit denen betagte Fahrer zuweilen zu kämpfen haben, lassen sich seiner Ansicht nach "zum größten Teil problemlos" kompensieren. Das sieht Georg Fischhaber, Leiter der Verkehrsbehörde im Landratsamt, ganz ähnlich. "Mindestens 50 Prozent der Beeinträchtigungen wären schon zu lösen, wenn die Leute einmal zum Augenarzt gehen würden", sagte er. Manche Senioren verzichteten statt dessen aber lieber darauf, sich in der Nacht oder zu Stoßzeiten ans Steuer zu setzen.

18 000 Schulweghelfer, 13 000 Schülerlotsen, 4000 Spannbänder über den Straßen zum Schuljahresbeginn, die Aktion "Sicher zur Schule - sicher nach Hause", Jugendverkehrsschulen: In ihrem Bemühen, mehr Sicherheit im Verkehr zu bewirken und die Zahl der Unfalltoten zu senken, haben die Verkehrswachten im Freistaat seit vielen Jahren einen Schwerpunkt auf die Jugend gelegt. Die Informationsarbeit soll nun ob des demografischen Wandels ergänzt werden.

Den Fokus stärker auf die ältere Generation zu legen, ist für den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ein notwendiger Schritt. Allerdings erfordere dies "andere didaktische Überlegungen als bei Schulkindern", sagte er bei der Jahrestagung in Tölz. Man müsse auf "Einsicht und Freiwilligkeit" setzen, um Senioren dafür zu gewinnen, ihre Reaktionen und ihre Sehstärke testen zu lassen. Die Verkehrswachten wollen ältere Fahrer außerdem über technische Neuerungen in Fahrzeugen und neue Verkehrsvorschriften informieren, wie Präsident Schneider ankündigte.

Ein weiteres Thema sind seiner Ansicht nach Elektro-Fahrräder, die gerade für Senioren "ein interessantes Fortbewegungsinstrumentatrium" darstellen. "Es ist wichtig , dass man damit richtig umgeht", sagte er. Dem stimmte Fischhaber zu. Mit E-Bikes komme man zwar leichter einen Berg hinauf, die Geschwindigkeit sei mit 25 Stundenkilometern aber auch mehr als doppelt so hoch wie bei einem normalen Fahrrad.

Sicherheit im Straßenverkehr umfasst für Innenminister Herrmann mit dem Blick auf Senioren ein ganzes Paket an zusätzlichen Maßnahmen. Unter anderem trat er für verstärkte Tempokontrollen an Altenheimen ein, wie dies an Schulen schon üblich sei. Straßen müssten so konzipiert sein, dass sie an den Seitenrändern einen festen Untergrund bieten und "nach der Asphaltdecke nicht in den Abgrund führen". Außerdem rief er die Autoindustrie dazu auf, "altersgerechte Fahrzeuge" zu entwickeln. Jedes dieser Ziele sei "kein Allheilmittel", sagte Herrmann, sondern Themen, "die wir weiter entwickeln müssen".

Für den Tölzer Bürgermeister Josef Janker (CSU) gehört dazu auch, Städte barrierefrei zu gestalten. "Das ist mal das Erste." Um die Mobilität von Senioren zu gewährleisten, müssten Kommunen überdies eine ausreichende Zahl von Behinderten-Parkplätzen zur Verfügung stellen und kontrollieren, dass andere Autofahrer ihr Fahrzeug dort nicht abstellen. "Darauf achten wir in Bad Tölz sehr restriktiv", sagte Janker. In der Pflicht sind für ihn aber auch die älteren Fahrer selbst: "Es muss klar sein, dass man mal einen Gesundheits-Check macht - und nicht erst, wenn die Polizei das sagt".

© SZ vom 10.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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