Öffentlicher Personennahverkehr:Am Bahnhof gestrandet

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Insbesondere abends stranden S-Bahn-Nutzer, die mit dem Bus nach Ambach fahren möchten, am Wolfratshauser Bahnhof. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Weil die S7 störungs- und verspätungsanfällig ist, klappt in Wolfratshausen das Umsteigen zum Bus nicht immer. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht.

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen/München

Acht Minuten können lang scheinen und doch manchmal viel zu kurz sein: Genau so viel Zeit hat ein Passagier laut Fahrplan abends am Wolfratshauser Bahnhof, um von der S-Bahn in den letzten Bus der Linie 373 des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) nach Ambach (Gemeinde Münsing) umzusteigen. Doch die Strecke der S7 zwischen München und der Flößerstadt ist störanfällig, die Züge verspäten sich immer wieder.

Daher ist der Ambacher Rolf Dechamps bei seinen regelmäßigen Ausflügen in die Landeshauptstadt München wiederholt an der Wolfratshauser Endhaltestelle der S-Bahn gestrandet. Der Anschlussbus ist ohne ihn abgefahren. Seine Idee: Könnten die Fahrer nicht auf die verspäteten S-Bahn-Passagiere warten? "Für Leute, die etwa wenig Geld haben, ist das wichtig." Eine einzige Taxifahrt von Wolfratshausen nach Ambach koste mehr als 30 Euro.

Die Regionalverkehr Oberbayern (RVO) GmbH fährt auf der Strecke der Linie 373 im Auftrag des MVV. Die letzte Abendverbindung startet fahrplanmäßig um 18.42 Uhr am Wolfratshauser Bahnhof. Dort kommt eine S7 um 18.34 Uhr an, wenn der Zug pünktlich ist.

Auf Anfrage bestätigt der MVV, dass die S7 insbesondere wegen der eingleisigen Strecke sehr anfällig für Störungen und Verspätungen sei. Zuständig und dafür verantwortlich, dies zu lösen, seien allerdings die S-Bahnen-München als linienbetreibendes Verkehrsunternehmen sowie die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) als Besteller. So heißt es aus der MVV-Pressestelle. Eine direkte Einflussmöglichkeit habe die MVV GmbH nicht. "Derzeit gibt es im MVV-Regionalbusverkehr im Alltagsbetrieb kaum beziehungsweise keine Möglichkeit, eine Anschlusssicherung zwischen den Verkehrsmitteln (etwa S-Bahn und Bus) in ausreichendem Umfang sicherzustellen."

Die Busfahrer wissen nicht, wann die S-Bahn ankommt

Das begründet das Unternehmen damit, dass das Buspersonal keine gesicherten Informationen habe, wann andere Verkehrsmittel einträfen. Teils verstellten auch Lärmschutzwände oder Gebäude die Sichtachse zwischen den Zug- und Bushaltestellen. Momentan könnten laut MVV-Pressestelle also nur die Fahrer von Regionalbussen individuell entscheiden, ob auf eine verspätete S-Bahn gewartet werden könne. Grundsätzlich müssten sich der MVV und die beauftragten Busverkehrsunternehmen abstimmen, um Vorgaben zu entwickeln. Dafür brauche es ein strukturiertes technisches System, das dem Fahrer automatisch mitteile, ob und wie lange dieser auf ein verspätetes Zubringerverkehrsmittel warten könne.

Daran lässt der MVV zwar laut Pressestelle arbeiten. Dafür brauche es als Basis aber Echtzeitdaten der einzelnen Verkehrsmittel. Für den MVV-Regionalbusverkehr stünden solche in guter Qualität fast flächendeckend bereit. "Die Analysen der Echtzeitdaten aus anderen Echtzeit-Systemen haben jedoch gezeigt, dass die beauskunfteten Echtzeitdaten (beispielsweise der S-Bahn) nicht immer ausreichend verlässlich sind."

Dagegen scheint es der Bayerischen Regiobahn (BRB) mit Verbindungen nach Bad Tölz und Lenggries unkompliziert zu gelingen, den Anschluss sicherzustellen. "Die Busfahrer rufen an, ob der Zug schon da ist oder wann dieser kommt", sagt Sprecherin Anette Luckner. "Uns ist sehr daran gelegen, dass die Fahrgäste von der Endhaltestelle weiterkommen." Im Normalfall warteten die Busfahrer. Beschwerden von gestrandeten Zugpassagieren seien ihr nicht bekannt. Nach Darstellung der MVV-Pressestelle sei das Modell "zu telefonieren", auf andere Örtlichkeiten schwer zu übertragen. Denn dafür sei es nötig, sich mit mehreren Verkehrsunternehmen abzustimmen und Folgeanschlüsse sicherzustellen.

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