Wirtschaft in Penzberg:Wundersame Diffusion

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Hat sich von ihrem Investment zurückgezogen: BMW-Erbin Susanne Klatten. (Foto: Stephan Rumpf)

Vor seiner möglichen Ansiedlung in Penzberg hat das Start-up Marvel Fusion mehrere Abgänge zu verzeichnen - unter anderem den von Susanne Klatten und ihrer Investmentgesellschaft.

Von Alexandra Vecchiato und Florian Zick, Penzberg

Beim Energieunternehmen Marvel Fusion zeichnen sich mehrere Veränderungen ab: Die BMW-Erbin Susanne Klatten und ihre Investmentgesellschaft Skion haben sich als Geldgeber zurückgezogen. Mit dem Kernphysiker Markus Roth verliert das Start-up Ende März zudem einen seiner wichtigsten Wissenschaftler. Marvel Fusion hält dennoch an seinen Plänen fest, bis 2030 ein Fusionskraftwerk zu bauen, für das auch Penzberg weiter ein möglicher Standort ist.

Zwar bestätigt das Unternehmen die Abgänge. Skion sei bereits Ende 2020 als Minderheitsgesellschafter ausgeschieden. Über die Gründe dafür sei Stillschweigen vereinbart worden, so eine Unternehmenssprecherin von Marvel Fusion. Und auch die Gerüchte über eine bevorstehende Trennung von Markus Roth stimmten, so die Sprecherin. Der Professor von der TU Darmstadt wolle sich wieder mehr seiner universitären Forschung widmen. Deshalb habe man die Zusammenarbeit in beiderseitigem Einvernehmen beendet. An seinen Zielen hält das Unternehmen trotzdem unverändert fest.

Die finanzielle Planung sei vorerst gesichert, heißt es bei Marvel Fusion. Für die nächsten zwei, drei Jahre stünden knapp 100 Millionen Euro bereit. Um wie geplant eine Forschungsanlage für die Lasertechnik bauen zu können, seien gleichwohl noch weitere Investitionen nötig. Aber auch mit dem Abgang von Markus Roth habe sich an der wissenschaftlichen Strategie nichts geändert. Personelle Veränderungen und Anpassungen seien "in der agilen Startup-Welt an der Tagesordnung", so die Sprecherin von Marvel Fusion. Und schließlich seien an dem Projekt auch noch viele andere weltweit führende Wissenschaftler beteiligt, darunter Georg Korn, der wissenschaftliche und technologische Direktor des international renommierten Laserzentrums ELI in Prag, der theoretische Physiker Karl-Georg Schlesinger, der schon in Princeton, am MIT und in Berkeley geforscht hat, oder Todd Ditmire, ein Spezialist für hochintensive Laser und zugleich Direktor des Texas Center for High Intensity Laser Science.

Penzbergs Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) gibt sich derzeit noch gelassen. "Trotz der Neuigkeiten bin ich entspannt", sagt er. Bei Firmen könne es schließlich immer wieder Änderungen bei Personal und Investoren geben. Gerade der Absprung von Skion als Geldgeber könnte für Penzberg aber weitreichende Folgen haben. Noch hat sich Marvel Fusion nämlich nicht entschieden, ob es sich neben Roche im Gewerbegebiet Nonnenwald ansiedelt - oder doch lieber ganz woanders. An anderen Standorten wurden dem Unternehmen nämlich offenbar staatliche Fördermittel in Form von Zuschüssen für Strukturmaßnahmen in Aussicht gestellt. Marvel Fusion will seine Optionen deshalb noch einmal in Ruhe prüfen.

"Natürlich ist die finanzielle Ausstattung bei einem Start-up ein Knackpunkt", sagt Bürgermeister Korpan. Der Anwalt der Stadt ist trotzdem schon dabei, den Kaufvertrag für das entsprechende Grundstück am Nonnenwald fertig zu machen. Korpan wartet unterdessen auf ein Statement von Marvel Fusion. So lange es keinen Abschluss mit dem Start-up gibt, ist für ihn das Grundstück auf dem Markt - und er gesprächsbereit für andere Interessenten.

© SZ vom 26.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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