Öffentlicher Bus- und Schienenverkehr:Kreis-DGB fordert 29-Euro-Ticket

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Auf der S 7 profitieren Fahrgäste künftig auch im Winter von einem durchgehenden 20-Minuten-Takt zwischen circa 9 und 19 Uhr. (Foto: Hartmut Pöstges)

Mobilität droht nach Ansicht der Gewerkschaft zum Luxusgut zu werden.

Von Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

Für den Kreisverband des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) ist das bundesweit geplante 49-Euro-Ticket im öffentlichen Nah- und Regionalverkehr ein wichtiger Fortschritt zur bezahlbaren Mobilität - und doch ungenügend. Die Gewerkschaft fordert vom Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, politisch Druck auszuüben, damit die Staatsregierung ein bayernweites Monatsticket für 29 Euro einführt. Gleiches sollte geschehen, um zügig mehr in das Schienennetz wie das der S-Bahn-Linie 7 zu investieren. Ebenso sollten die Oberlandbahn dieselfrei modernisiert, Langsamfahrstellen beseitigt und die Kochel-, Werdenfels- sowie die Oberlandbahn ausgebaut werden. Für Senioren, Menschen mit Beeinträchtigung, Schüler und Bedürftige sollten der Landkreis und Kommunen zudem kostenlose Sozialtickets einführen, so der Kreis-DGB.

Mit den zunehmenden finanziellen Nöten insbesondere der mehr als 25.000 täglichen Pendler aus dem Landkreis begründet die Gewerkschaftsorganisation ihre Forderungen. "Zusammen mit den gestiegenen Spritpreisen und der Umstellung auf Elektro-Kfz droht Mobilität zum Luxus zu werden", so der Kreis-DGB. Der Arbeitsweg belaste viele Leute finanziell immer mehr, verursache Stress und koste Zeit. Selbst für Durchschnittsverdienende aus dem Landkreis seien die aktuellen Tarife für Monatskarten und Einzelfahrscheine viel zu hoch. "Das stellt aus sozialen und wettbewerblichen Gründen eine enorme Hürde für die dringend gebotene Verkehrswende dar."

Der Freistaat ist aus Sicht der Gewerkschaft viel mehr gefordert, als nur den mit dem Bund vereinbarten Anteil für das 49-Euro-Ticket zu leisten. Im 2018 mit den Freien Wählern geschlossenen Koalitionsvertrag sei versprochen worden, das 365-Euro-Jahresticket für den öffentlichen Nahverkehr einzuführen. Das entspreche einer Reduzierung der Monatsticketpreise auf 29 Euro. Geht es nach dem Kreis-DGB soll der Freistaat zudem Kommunen unterstützen, die ihre öffentlichen Verkehrsmittel stärken und barrierefrei machen. Für den öffentlichen Verkehrssektor in der Zuständigkeit des Freistaats brauche es eine Investitionsoffensive.

Denn das gesamte öffentliche Verkehrs- und Schienennetz ist aus Sicht der Gewerkschaft seit Jahrzehnten unterfinanziert. Es hätten sich erhebliche strategische, infrastrukturelle und personelle Defizite aufgebaut. Im Verkehrssektor sei der Weg der Privatisierung und Liberalisierung gescheitert. "Die Beseitigung dieser Mängel bedarf jetzt energischer Kraftanstrengungen aller staatlichen Ebenen", so der Kreis-DGB. Ausdrücklich lobt die Gewerkschaft, dass der Landkreis die Busverbindungen durch die Expressbusse verbessert hat. Gleichzeitig müsse es für den Landkreis von Interesse sein, das Angebot besser auszulasten, so der DGB. "Es macht keinen Sinn, die notwendigen Investitionen gegen ein kundenfreundliches und bezahlbares Tarifsystem auszuspielen."

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