Kreispolitik:Bergsteigerbus fährt weiterhin in die Eng

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Der Bus in die Eng nach Tirol wird von Ausflüglern gern genutzt. (Foto: RVO/oh)

Der Landkreis muss für die Linie 9569 künftig 35 000 Euro jährlich zuschießen, weil die RVO GmbH sie nicht mehr eigenwirtschaftlich betreiben kann.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Es ist ein Spagat: Einerseits profitieren der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und die Region von Ausflüglern und Urlaubern, andererseits belasten Autokolonnen die Anwohner. Ein gut ausgebauter öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) kann Besucherströme umweltfreundlich lenken. So ein Angebot ist der sogenannte Bergsteigerbus in die Eng in Tirol. Er fährt in den Sommermonaten vom Lenggrieser Bahnhof ab und wird gerne genutzt. Daher dachte man im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen darüber nach, den Takt im kommenden Jahr zu verdichten. Doch daraus wird nichts.

Die Betreiberin der eigenwirtschaftlichen Linie 9569, die RVO GmbH, kann nicht zusätzliche Busse in die Eng schicken. Und selbst der bestehende Fahrplan steht auf der Kippe, wenn der Landkreis nicht 35 000 Euro im Jahr zuschießt. Der Kreisausschuss für Umwelt, Infrastruktur und Tourismus schluckte die Kröte. Man könne sich nicht Natur- und Umweltschutz auf die Fahnen schreiben und dann so ein ÖPNV-Angebot streichen, brachte es Kreisrat Georg Riesch (FW) auf den Punkt.

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Der Bergsteigerbus fährt von Juni bis Oktober in die Eng. Zwei "Fahrtenpaare" gibt es von Montag bis Freitag, sieben an Wochenenden und Feiertagen. Ursprünglich geplant war, dass unter der Woche vier Busse in die Eng und zurück nach Lenggries fahren, Samstag, Sonntag und an Feiertagen dann neun. Doch die Entscheidung zu dieser Taktverdichtung hatte der Ausschuss im Juli vertagt. Inzwischen hat sich eine neue Ausgangslage ergeben. Wie Matthias Schmid, zuständig im Landratsamt für den ÖPNV, in der Sitzung am Dienstag ausführte, sehe sich die RVO GmbH nicht in der Lage, mehr Busse zwischen Lenggrieser Bahnhof und dem Gasthaus in der Eng pendeln zu lassen. Vermutlich stecke dahinter, dass Busunternehmen große Schwierigkeiten hätten, Personal, sprich: Fahrer, zu finden, sagte Schmid. Aber auch den bestehenden Fahrplan wolle die RVO GmbH nicht mehr bedienen, wenn sie keinen Zuschuss vom Landkreis erhalte. Landrat Josef Niedermaier (FW) ergänzte, dass eine Nachverhandlung sinnlos sei. Die RVO GmbH mache ein Angebot, das man akzeptieren könne oder nicht. Bislang bekam die Betreiberin kein Geld, weil sie die Linie eigenwirtschaftlich betrieben hat.

Den Status quo zu halten, sei zwar wünschenswert, so Schmid. Dies erfülle allerdings nicht die Vorgaben des Nahverkehrsplans. Diesen Plan - ein wichtiger Baustein für die Klimawende - möchte der Landkreis sukzessive umsetzen, um den ÖPNV und dessen Akzeptanz bei den Bürgern auszubauen. Schmid erklärte weiter, dass sich der Deutsche Alpenverein in einem Schreiben dafür ausgesprochen habe, den Bergsteigerbus weiterhin anzubieten. Das Problem ist, dass der Zuschuss in Höhe von 35 000 Euro nicht im Haushalt enthalten ist.

Schmid hatte einen Deckungsvorschlag parat, der allerdings ein Risiko birgt: Bislang erhielt der Landkreis stets eine Rückzahlung im sechsstelligen Bereich bei der MVV-Jahresabrechnung. Auch wenn diese noch nicht vorliege, denke er, dass die 35 000 Euro drin sein müssten, so Schmid. Weil der Ausschuss die Linie in die Eng für wichtig erachtet, war er bereit, die finanzielle Unwägbarkeit in Kauf zu nehmen, und stimmte geschlossen für die Weiterführung des Bergsteigerbusses.

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