Nahverkehr:Kreis bremst bessere Busverbindung zwischen Bad Tölz und Wolfratshausen aus

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Der Kreis will den Busverkehr erst dann neu organisieren, wenn die Verlängerung der S 7 nach Geretsried fertig ist. (Foto: Florian Peljak)

Viele Bürger wünschen sich einen dichteren Takt. Doch der Umweltausschuss stellt den Antrag der Grünen zurück - und lehnt auch eine Linie in Egling ab.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz-Wolfratshausen

Im Nahverkehr hat der Landkreis ein großes Problem: Die S-Bahn fährt nur in den Norden bis Wolfratshausen, die Bayerische Oberland-Bahn schrammt an der östlichen Kreisgrenze entlang nach Bad Tölz und Lenggries. Wer hingegen ohne Auto von Wolfratshausen nach Tölz will oder umgekehrt, ist vor allem auf die MVV-Linien 379 und 377 angewiesen. Beide Busse sind auf den Schüler- und Pendlerverkehr ausgelegt, dazwischen fahren sie eher selten. Die Grünen im Landkreis fordern einen kürzeren und engeren Takt, um die Nord-Süd-Achse zu stärken. Ihren Antrag, ein eigenes Fachbüro mit Vorschlägen zu beauftragen, hat der Ausschuss für Umwelt und Infrastruktur des Landkreises am Montag jedoch erst einmal zurückgestellt.

Zwei von drei Teilnehmern der SZ-Umfrage vom Mai fordern eine bessere Verbindung zwischen Tölz und Wolfratshausen. Eine Verlängerung der S 7 bis in die Kreisstadt hält Landrat Josef Niedermaier (FW) für illusorisch - schon deshalb, weil 60 Prozent der Flächen im Landkreis unter Naturschutz stehen. Das wissen auch die Grünen, die deshalb auf einen Ausbau des Busverkehrs setzen. Die Grünen verweisen unter anderem auf Schüler der FOS/BOS in Tölz, die Probleme haben, mit dem Bus nach dem Unterricht etwa wieder nach Geretsried zu gelangen. Außerdem argumentieren sie mit der Energiewende 2035. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse sich das Mobilitätsverhalten "grundlegend ändern".

Den Antrag hält Johann Kunz, zuständig für den Öffentlichen Personen-Nahverkehr im Landratsamt, für unausgegoren. Völlig unklar sei zum Beispiel, ob die zusätzlichen Busse den S-Bahnhof Wolfratshausen anfahren, ob und welche Haltestellen sie in Geretsried bedienen, welche Strecke sie zwischen Königsdorf und Tölz nehmen sollen. "Ich beauftrage ungern einen Verkehrsplaner mit der Maßgabe: Mach' mal", sagte Kunz. Was die Schulverbindungen anbelangt, hält er zusätzliche Busse alleine wegen der FOS/BOS oder auch der Montessori-Schule in Bad Tölz nicht für geboten. Gewisse Wartezeiten seien zumutbar, sagte er. Außerdem könnten auch die Schulen ihre Unterrichtszeiten durchaus mal an Fahrpläne anpassen.

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Für das Verbundnetz, die Fahrpläne und die Verkehrsleistungen sei laut Gesellschaftervertrag die MVV GmbH zuständig, die dabei mit dem Landkreis zusammenarbeite, erklärte Kunz. Die MVV-Linie 379 sei bis Ende 2024 genehmigt, genauso lange laufe der Verkehrsleistungsvertrag. Für Kreisrat Michael Häsch (CSU) handelt es sich beim Antrag der Grünen bloß um einen Wunsch, "ohne dass Busse ausgelastet oder gar überlastet wären". Cornelia Irmer (Freie Wähler) plädierte dafür, zunächst Antworten auf die noch offenen Fragen abzuwarten. "Dann wissen wir wenigstens worüber wir reden", sagte sie. Dem stimmte der Umweltausschuss einmütig zu.

Eine Verbesserung im Busverkehr wünscht sich auch die Gemeinde Egling. Sie hat beantragt, den Ortsteil Endlhausen mit dem S-Bahnhof in Sauerlach zu verbinden. Dies würde Pendlern und auch Senioren mehr Flexibilität verschaffen. Möglich wäre dies zum einen mit einer Erweiterung der Linie 375 (Endlhausen-Wolfratshausen) bis nach Sauerlach. Dafür wären zwei Busse statt wie bisher einer nötig, die Mehrkosten beliefen sich auf 50 000 bis 80 000 Euro pro Jahr.

Ein Problem sieht Kunz dabei im Vergaberecht. 2014 sei der Auftrag für die Buslinie per Vertrag auf zehn Jahre erteilt worden, "eine zusätzliche Leistung kann nicht so ohne Weiteres umgesetzt werden", sagte er. "Wahrscheinlich müsste man neu ausschreiben." Hinzu kommt auch die Situation am Sauerlacher Bahnhof, wo im Grunde nur ein Bus an der Haltestelle stehen kann, ein zweiter noch im Wendehammer. Im Dezember 2018 soll es eine neue, dritte Buslinie geben, dann sollen auch die Haltekapazitäten ausgebaut werden. "Aber ob Sauerlach mitspielt, dass wir einen zusätzlichen Bus hinfahren, weiß ich nicht", so Kunz. Eine andere Variante wäre, den von Gumpertshausen nach Sauerlach fahrenden Bus der Linie 226 künftig auch nach Endlhausen zu schicken. Das lehnt allerdings der Landkreis München ab. Der Grund: Die Buslinie 226 wird Ende 2018 neu vergeben und soll dann von Deisenhofen über Altkirchen nach Sauerlach verkehren. Das findet Kunz "ein bisserl schade".

Mit drei Gegenstimmen lehnte der Umweltausschuss den Wunsch der Gemeinde Egling ab. Irmer, die für den Antrag votiert hatte, kritisierte mit Nachdruck, dass man sich im Landkreis mit den Bus-Verbindungen stets nur im Kreis drehe - "und wirklich ändert man nichts". Ob des "grundlegenden Mangels", dass das Nahverkehrsnetz rund um München stern- und nicht ringförmig sei, müsse man dieses Thema endlich angehen. Für Landrat Josef Niedermaier (FW) und seinen Stellvertreter Thomas Holz (CSU) ist dies allerdings nur im Zuge des neuen Nahverkehrsplans sinnvoll, den der Landkreis aufstellen will. Und der wiederum könne erst erarbeitet werden, wenn die Verlängerung der S 7-Strecke nach Geretsried feststehe. "Wir brauchen klare Erhebungen, bis dahin werden wir herumeiern müssen", so Niedermaier.

Etwas Neues hat der Umweltausschuss am Montag aber doch gebilligt: zusätzliche Fahrten der Buslinie 372 (Beuerberg-Wolfratshausen) an Sonn- und Feiertagen. Dies hat die Gemeinde Eurasburg beantragt, weil Einheimische und Touristen diese Strecke zunehmend nutzten. Etwa 15 000 Gäste seien voriges Jahr ins Kloster Beuerberg gekommen, sagte Kunz. Mit je einer weiteren Verbindung am Vormittag und am Nachmittag soll die Anbindung an die S 7 in Wolfratshausen verbessert werden: 10.20 Uhr ab Wolfratshausen nach Beuerberg (10.38 Uhr); 10.56 Uhr ab Beuerberg nach Wolfratshausen (11.18 Uhr); 16.20 Uhr ab Wolfratshausen nach Beuerberg (16.39 Uhr); 16.58 Uhr ab Beuerberg nach Wolfratshausen (17.18 Uhr).

© SZ vom 16.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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