Freund und Helfer:Auf hohem Ross, aber näher am Menschen

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Streife am See: Uwe Meixner (rechts) auf Vulkan und sein Kollege Christian Stöhr auf Cappuccino. (Foto: Benjamin Engel)

Am Ostufer des Starnberger Sees patrouillieren Polizisten auf Pferden. Das schafft Gesprächsstoff - auch über CO2-Emissionen.

Von Benjamin Engel, Münsing

Helmut Dietls Filmaufnahmen sind legendär: Tscharlie (dargestellt von Günther Maria Halmer) und seine beiden Kumpels reiten auf Pferden mitten durch die Ludwigsstraße. Damit ist ihnen in der Serie "Münchner Geschichten" die Aufmerksamkeit gewiss. Am Siegestor wird das zu Fasching als Cowboys verkleidete Trio von drei Polizisten der Münchner Reiterstaffel gestoppt und festgenommen.

Hoch zu Ross sind zwar auch Uwe Meixner und Christian Stöhr im Ambacher Erholungsgelände am Starnberger See unterwegs. Gefangen nehmen wollen die Polizisten der Reitergruppe der Operativen Ergänzungsdienste aus Rosenheim am vergangenen Mittwoch aber niemanden. Die Beiden wollen Präsenz zeigen und mit den Leuten ins Gespräch kommen. Das funktioniert unter den Badegästen sofort. Weil Meixners Pferd Vulkan - mit seinen 21 Jahren übrigens das dienstälteste Polizeipferd in Oberbayern - die Zunge heraushängen lässt, fragt ein älteres Paar, ob das Tier Durst habe. Polizeihauptkommissar Meixner kann beruhigen. "Das ist nur seine Angewohnheit", entgegnet er. Solche Begegnungen mag Meixner. "Das ist gelebte Bürgernähe", sagt er. Die Distanz zu den Menschen werde auf dem Pferd viel kleiner.

Erstmals hat der Leiter der Wolfratshauser Polizeiinspektion, Andreas Czerweny, die Mitglieder der Reitergruppe aus Rosenheim ins Ambacher Erholungsgelände geholt. Er freut sich, wenn die Kollegen zu Pferd ihn und seine Kollegen unterstützen. Sie hätten einfach eine andere Präsenz, sagt er. Im Erholungsgelände kontrolliere die Polizei unregelmäßig. Es sei zwar kein Kriminalitätsschwerpunkt. Doch dort träfen viele Leute aufeinander. Die Polizisten achteten darauf, dass Radfahrer nicht zu schnell unterwegs oder Hunde angeleint seien. Czerweny warnt auch vor den Kleingrills, die viele Badegäste mitbrächten. In der Sommerhitze zündeten die Leute die Geräte abseits der Feuerstellen im Schatten unter den Bäumen an. Dort sei es aber besonders trocken, sagt der Wolfratshauser Polizei-Chef. "Denen ist gar nicht bewusst, wie schnell etwas brennen kann."

Als die Polizisten auf ihren Pferden am Weg direkt am Seeufer reiten, reagieren die Passanten positiv. "Oh wie schön", ruft eine Frau, eine andere "das ist aber umweltfreundlich, kein CO2." Darauf antwortet Meixner mit einem "fast". Manchmal pupsten die Pferde auch. Zu 98 Prozent reagierten die Menschen positiv, ergänzt Polizeioberkommissar Stöhr auf Cappuccino. Doch die in Sindlhausen im Landkreis Rosenheim stationierte Reitergruppe mit sechs Kollegen und fünf Pferden ist auch bei Großveranstaltungen wie Fußballspielen oder Demonstrationen im Einsatz. "Da müssen die Tiere schon ein bisschen was wegstecken", sagt Meixner.

Am Starnberger See bleibt es indes ruhig. Schüchtern wagt sich auch der neunjährige Aljoscha ganz nah an die Pferde heran und macht mit Meixner "High Five".

Als "Geschenk" begreift es Czerweny, in der schönen Gegend arbeiten zu dürfen. An die Anwohner appelliert er, nicht nur über die Erholungssuchenden aus der Stadt zu klagen. "Wir müssen alle verstehen, dass wir zusammenrücken müssen", sagt er.

© SZ vom 19.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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