Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen:Auf dem Weg zu einem Konzept

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Die Bürgermeister des Landkreises einigen sich darauf, den Klimaschutz künftig gemeinsam zu planen.Manchen geht das zu langsam.

K. Schieder, F. Amler, B. Lohr und I. Hügenell

Als einziger der drei Landkreise in der Bürgerstiftung Energiewende Oberland hat Weilheim-Schongau bereits ein Klimaschutzkonzept. Bad Tölz-Wolfratshausen ist nun auf dem Weg dorthin. In ihrer Dienstbesprechung im Landratsamt kamen Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) und die Bürgermeister am Montagnachmittag überein, ebenfalls ein solches Konzept zu erstellen.

Für den Landkreis soll ein Klimaschutzkonzept entwickelt werden. (Foto: Manfred Neubauer)

Erst einmal wollen sie jedoch die landesplanerischen Vorgaben abwarten. Der Planungsverband Region Oberland solle zunächst Daten ermitteln, teilte der Tölzer Bürgermeister Josef Janker (CSU) auf Anfrage mit. Jankers Fazit nach der Unterredung im Landratsamt: "Es ist definitiv nicht so, dass wir hinterherhecheln." Auch sein Lenggrieser Kollege Werner Weindl (CSU) sieht jetzt die Zeit für ein Konzept gekommen. Zu spät sei man nicht dran.

Dies sah ihre Amtskollegin Cornelia Irmer (parteifrei) bei der SZ-Podiumsdiskussion zur Energiewende anders, was die Windkraft anbelangt. Sie hatte einen gemeinsamen Flächennutzungsplan aller Kommunen im Landkreis gefordert, wo Windräder aufgestellt werden dürfen. Dazu seien jedoch landesplanerische Arbeiten nötig, die nun "zeitnah" in einem halben bis dreiviertel Jahr abgeschlossen werden sollen, berichtet Janker. Denn Windräder könnten nicht überall positioniert werden, zum Beispiel nicht in Flora-Fauna-Habitat-Gebieten, Naturschutzgebieten oder auf Flächen, auf denen Wiesenbrüter leben.

Die öffentliche Debatte über die Energiewende verengt sich nach dem Dafürhalten des Tölzer Bürgermeisters derzeit allzu sehr auf die Windkraft. Diese sei etwa im Isarwinkel nicht möglich - "das geht nicht" -, wohingegen Wasserkraftanlagen im oberen Isartal wenig Sinn hätten. "Ein Hirngespinst" nennt Weindl die Idee von Landrat Niedermaier, Windräder aufs Brauneck zu stellen.

Außerdem gehe es bei einem Klimaschutzkonzept auch um alternative Energieerzeugung durch Biomasse, Photovoltaik oder Wasserkraft, finden der Tölzer und der Lenggrieser Rathauschef gleichermaßen. Ein solches Gutachten müsse "gut durchdacht und überhaupt gut sein", findet Janker. "Wir dürfen nicht planlos irgendwo reinrennen." Weindl findet wichtig, dass die Gemeinden gemeinsam planen können, wofür ein Gesamtkonzept notwendig sei. Für ihn steht die Energieeinsparung an erster Stelle, die restliche Energie könne man regenerativ erzeugen, ist er überzeugt.

Die Tiefflugzone soll verlegt werden

Janker führt als Beispiel für gemeinsame Planung den Tiefflugkorridor für die Bundeswehr für nächtliche Übungsflüge an, der einen großen Teil des Landkreises überdeckt. Kreisrat Paul Wildenauer (Grüne) hat dazu dem grünen Bundestagsabgeordneten Omid Nouripour geschrieben. Dieser solle die Bundesregierung fragen, welche Optionen es gebe, die Tiefflugzone "zu verlegen, abzuschaffen oder anderweitig zu verändern, damit Windkraftnutzung möglich ist." Auch Bürgermeisterin Irmer hält die Tiefflugzonen nicht für unverrückbar festgeschrieben. Es sei derzeit politisch viel in Bewegung, sagte sie am Dienstag der SZ.

Zu den Grundlagen eines Klimaschutzkonzepts gehört die Ermittlung des Energieverbrauchs der Region. Wie der Stiftungsvorsitzende Wolfgang Seiler im SZ-Gespräch sagte, ist diese Bestandsaufnahme bisher nur für Weilheim-Schongau geleistet. Für Miesbach und Bad Tölz-Wolfratshausen gibt die Internetseite der Stiftung zumindest ein grobes Bild, in dem sie die Situation im Jahr 2004 darstellt. (Unter www.energiewende-oberland.de auf "Die Energiewende" klicken, dann links auf den Menüpunkt "Die Situation heute: Der Verbrauch".) Demnach wurden im Jahr 2004 in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach zusammen knapp 6000 Gigawattstunden Energie verbraucht.

Über das Ergebnis der Bürgermeister-Dienstbesprechung will Landrat Niedermaier die Öffentlichkeit am kommenden Freitag informieren. Auch die Regierung von Oberbayern, für die Regionsbeauftagte Cornelia Kübler an dem Gespräch teilnahm, hält sich derweil bedeckt. "Wir wollen dem Landrat nicht vorgreifen", sagt Pressesprecherin Michaela Krem.

Guido Kamp, Geschäftsführer des Planungsverbandes Region Oberland, mag sich ebenfalls nicht vorab äußern. Auch Irmer lehnt es ab, die Entscheidung zu kommentieren. Sie sagte allerdings am Rande der Verleihung des Solarpreises der Bürgerstiftung Oberland an Geretsried am Dienstag, die Energiewende gehe ihr persönlich "ein bisschen zu langsam".

© SZ vom 20.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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