Die Kriminalität im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ist 2022 im Vergleich zum Jahr davor um 6,3 Prozent gestiegen. 4259 Straftaten wurden insgesamt registriert und damit 254 mehr als im Jahr 2021. Vor allem Einbruchdiebstähle und Sexualdelikte haben im Vorjahr erheblich zugenommen. Im Landkreis sei die Sicherheitslage aber nach wie vor sehr gut, konstatierte Manfred Hauser, Leiter des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, bei einem Sicherheitsgespräch im Tölzer Landratsamt.
Nach der Aufhebung der Corona-Maßnahmen sei mit einer höheren Kriminalität zu rechnen gewesen, erklärte Hauser. "Aber obwohl das normale Leben wieder losgegangen ist, war der Anstieg der Straftaten sehr moderat." Als Indikator, dass die Menschen im Landkreis relativ sicher leben können, nannte Hauser die Häufigkeitszahl - also die Summe der registrierten Straftaten pro 100 000 Einwohner. Die lag 2022 im Landkreis bei 3278, im Polizeipräsidium Oberbayern Süd bei 3626 und in ganz Bayern bei 4260.
Erfreut war Polizeipräsident Hauser auch über die Aufklärungsquote in Bad Tölz-Wolfratshausen, die sich zwar von 69 Prozent im Jahr 2021 auf 68,6 Prozent verschlechtert habe, aber immer noch über dem bayernweiten Durchschnitt von 67,7 Prozent liege. Landrat Josef Niedermaier (FW) zeigte sich mit den Ergebnissen des Sicherheitsgesprächs zufrieden: "Die Zahlen nehmen wir natürlich sehr erfreut zur Kenntnis", erklärte er, "in dem Bewusstsein, dass man schon begonnen hat, schlecht zu werden, wenn man sie zu viel feiert."
"Das Risiko, Opfer im virtuellen Bereich zu werden, war noch nie so hoch."
Sorgen bereitet Hauser dagegen die Steigerung bei den Sexualdelikten um 42,9 Prozentpunkte. Dies liege jedoch nicht an der Zunahme schwerer Sexualdelikte, die im Landkreis von fünf auf 13 angestiegen seien und sich größtenteils im häuslichen Bereich abgespielt hätten, sondern vor allem an der Verbreitung pornografischer Inhalte. Als Erklärung für den Anstieg der Sexualdelikte nannte Hauser das National Center for Missing & Exploited Children, das das Internet nach Kinderpornografie durchforstet und seine Treffer an die zuständigen Länder weiterleitet. In diesem Zusammenhang warnte Hauser auch nochmals eindringlich vor den Gefahren des Internets: "Das Risiko, Opfer im virtuellen Bereich zu werden, war noch nie so hoch." Durch die zunehmende Verlagerung ins Digitale sei der Online-Betrug das "neue Kriminalitätsfeld der Zukunft."
Es gibt aber auch gute Nachrichten: Nach dem Ende der Corona-Pandemie habe man von einer schlechteren Verkehrsbilanz ausgehen müssen. Stattdessen kam es im vorigen Jahr zu 3275 Unfällen, das sind 143 weniger als noch 2021. Auch die Anzahl der Verkehrsverletzten sei deutlich von 732 auf 670 gesunken. Vier Menschen - immerhin zwei weniger als 2021 - haben auf den Straßen ihr Leben verloren.
Auch bei der Gewalt gegen Polizeibeamte konnte Hauser keinen Anstieg feststellen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte in der vergangenen Woche von "schwerwiegenden Angriffen" auf die Einsatzkräfte berichtet. Diese Entwicklung habe sich im Landkreis bislang jedoch nicht abgezeichnet. Als erfreulich bezeichnete Hauser außerdem den Rückgang der Diebstähle im Vergleich zu 2019 um 17,6 Prozent. "Die Kriminalität ist zwar wieder auf dem Niveau vor der Corona-Pandemie, aber in diesem Bereich haben wir sogar einen Rückgang verzeichnen können."