Ergebnis der Landratswahl Bad Tölz-Wolfratshausen:Demmel zwingt Niedermaier in die Stichwahl

Lesezeit: 2 min

Bei einem Wahlkampf-Speeddating im Tölzer Pistolero-Club hatten Anton Demmel (ganz links) und Josef Niedermaier (ganz links) noch ihren Spaß zusammen. In zwei Wochen wird es zwischen den beiden nun jedoch ernst. (Foto: N/A)

Ausgerechnet die beiden Kontrahenten, die sich vor zwei Jahren politisch überworfen haben, treten nun bei der Landrats-Stichwahl gegeneinander an

Von Petra Schneider und Florian Zick, Bad Tölz–Wolfratshausen

Beim Kampf um eine dritte Amtszeit muss Josef Niedermaier (Freien Wähler) in die Stichwahl. Der amtierende Landrat erhielt am Sonntag zwar mit deutlichem Abstand die meisten Stimmen. Mit 41,9 Prozent (Stand 22 Uhr) reichte es am Ende aber nicht ganz für die absolute Mehrheit. In zwei Wochen muss sich der 56-Jährige deshalb nun noch einmal mit Anton Demmel messen. Der CSU-Kandidat kam auf 30,5 Prozent. Klaus Koch (Grüne) holte 18,5 Prozent, Filiz Cetin (SPD) 7,0, Sebastian Englich (Linke) 2,0.

Dass Niedermaier nun noch einmal gegen den scheidenden Königsdorfer Bürgermeister Demmel ran muss, entbehrt nicht einer gewissen Brisanz. Erst vor zwei Jahren hat Demmel im Streit die Freien Wählern verlassen und ist zur CSU gewechselt. Er hatte sich mit Niedermaier wegen einer vom Gesundheitsamt geforderten Ultrafiltrationsanlage für das Königsdorfer Trinkwasser überworfen. Menschlich habe man sich immer verstanden, betonte Demmel damals, aber "fachlich und politisch" sei man ganz weit auseinander.

Seit dieser Auseinandersetzung ist Demmel politisch nicht mehr gut auf Niedermaier zu sprechen. Dass er nun in der Stichwahl ist, dazu sagt Demmel kurz und knapp: "Minimalziel erreicht." Der Diplomfinanzwirt, der seit 2008 Mitglied des Kreistags ist, setzte seit dem Bruch mit Niedermaier immer wieder Nadelstiche. So wirft Demmel dem Landrat mangelnde Umsetzungsbereitschaft vor: Strukturelle Probleme, etwa fehlende Pflegeplätze, seien seit Jahren bekannt. Investitionen in die Landkreisschulen seien verzögert worden und müssten nun in einer Hochpreisphase umgesetzt werden.

Landrat Josef Niedermaier hat mit 38 Prozent gerechnet - am Ende lag er sogar leicht über seiner eigenen Prognose. (Foto: Manfred Neubauer)

Niedermaier bewertet das Ergebnis indes als Bestätigung seiner Arbeit in den vergangenen zwölf Jahren. Er selbst hätte sich bei etwa 38 Prozent gesehen, sagt er. Insofern sei er mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Auch die Werte der anderen Kandidaten hätten ihn nicht großartig überrascht. Er gehe nun entspannt in die Stichwahl. "Ich stehe für Kontinuität, das ist mein Angebot", sagt Niedermaier. Er hofft auf eine hohe Wahlbeteiligung bei der Entscheidung in zwei Wochen.

Niedermaier hat sich in den vergangenen Jahren keine größeren Schnitzer erlaubt. Beim interkommunalen Hallenbad bewies er großes Durchhaltevermögen. Dort beteiligen sich nach zähem Ringen nun der Landkreis und acht Kommunen an den Kosten. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2008 hat der Landkreis 41 Millionen Euro Schulden getilgt. Zudem setzt sich Niedermaier für den öffentlichen Nahverkehr ein: Derzeit wird ein Nahverkehrsplan erarbeitet, mit dem Ziel, bis zum Jahr 2023 ein vereinfachtes Ticket- und Fahrplansystem im Landkreis einzuführen.

Anton Demmel hat sein Wahlergebnis in kleinem CSU-Kreis im Posthotel Hofherr in Königsdorf gefeiert. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Als großen Erfolg verbucht Niedermaier die Isarverordnung, die Ruhezeiten für den Fluss festlegt und seiner Ansicht nach "deutschlandweit Vorbild für Natur- und Artenschutz" sei. Den demografischen Wandel mit seinem steigenden Bedarf an Pflegeplätzen und Pflegekräften sieht er mit Sorge und versäumt es bei keiner Bürgerversammlung, auf die dramatisch steigenden Sozialausgaben des Landkreises hinzuweisen.

Klaus Koch ist bereits zum dritten Mal für die Grünen bei der Landratswahl angetreten. Dabei konnte er seinen Stimmenanteil jedes Mal steigern. Dass er nun bei rund 20 Prozent steht, sei "sehr ordentlich", findet der 55-Jährige. Aber Niedermaier und Demmel hätten zusammen gut 70 Prozent der Stimmen bekommen. Das sei eben das konservative Wählerpotenzial im Landkreis. Dagegen komme man als grüner Kandidat kaum an, sagt Koch.

Die Stichwahl kann er nun von außen beobachten. "Das ist eine absolut ergebnisoffene Situation", so Koch. Auch für einen an sich beliebten Landrat wie Niedermaier sei das kein Selbstläufer. Dass der persönliche Zwist zwischen Niedermaier und Demmel diesem Duell noch einmal eine besondere Schärfe verleihen wird, glaubt Koch indes nicht. "Der Wahlkampf war sehr fair - von allen", sagt er.

© SZ vom 16.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: