Kommunalwahl 2020 in Bad Tölz-Wolfratshausen:Überraschungskandidatin soll Landrätin werden

Lesezeit: 2 min

Das Landratsamt in Tölz: Hier würde Fiiliz Cetin nach den Wahlen 2020 gerne als Landrätin einziehen. (Foto: Manfred Neubauer)

Die SPD will 2020 mit Filiz Cetin zur Wahl antreten. In der Region ist die 43-Jährige noch recht unbekannt - anders als etwa in Niederbayern.

Von Florian Zick, Bad Tölz

Die SPD im Landkreis war zuletzt nur noch ein Häufchen Elend. Bei den jüngsten Ergebnissen aber auch kein Wunder: Bei der Landtagswahl vergangenes Jahr hat die einst so stolze Volkspartei in der Region nur noch gut 6,2 Prozent geholt, bei der Europawahl Ende Mai waren es auch nur knapp mehr als sieben Prozent. Ziemlich niederschmetternd! Nun herrscht bei den Genossen im Landkreis aber wieder eine gewisse Euphorie. Und der Grund ist diese Frau: Filiz Cetin, 43 Jahre alt, eine gebürtige Schwäbin mit türkischen Wurzeln.

Am Montagabend hat die SPD Cetin völlig überraschend als ihre Kandidatin für die Landratswahl im kommenden Frühjahr präsentiert. Als sich die Meldung im Internet verbreitete, gingen über die sozialen Netzwerke plötzlich Glückwünsche von Sozialdemokraten aus ganz Bayern ein: "Viel Erfolg", "eine gute Wahl" und "das kann Tölz nur guttun", hieß es da, um nur eine kleine Auswahl wiederzugeben.

Cetin wohnt zwar erst seit ungefähr einem Jahr in Bad Tölz. Sie arbeitet dort als Gesundheitsexpertin bei einer großen Krankenkasse. Unter den Genossen hat sich die designierte Landratskandidatin aber schon einen Namen gemacht. Auch, weil sie bis Januar noch Mitglied im Landesvorstand der Bayern-SPD war. Vor allem aber, weil sie ein Stück weit auch bayerische Geschichte geschrieben hat.

Im niederbayerischen Essenbach, wo Cetin zuletzt gewohnt hat, hat sie es 2014 auf Anhieb in den Gemeinderat geschafft. Zudem saß sie im Landkreis Landshut auch im Kreistag - als erste Lokalpolitikerin mit Migrationshintergrund überhaupt, der dort der Einzug gelungen ist.

Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen hat sich diese Geschichte bislang noch nicht herumgesprochen. Er jedenfalls habe Cetin bislang nicht gekannt, sagt Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler). "Ich werde sie aber bestimmt jetzt dann kennenlernen", so der 55-Jährige, der am Dienstag zufällig im Raum Landshut unterwegs war, Cetins alter Heimat. Ob er sich vor der neuen Konkurrentin hüten müsse, habe man ihm aber dort nicht sagen können. Er freue sich aber, dass die SPD wieder jemanden für die anstehende Wahl gefunden habe. Das belebe das politische Geschäft, so Niedermaier.

Cetin hat einen 16 Jahre alten Sohn. Als alleinerziehende Mutter will sie sich unter anderem dafür einsetzen, dass in der Region der öffentliche Nahverkehr sinnvoll ausgebaut wird. "Es ist wichtig, dass unsere Kinder auch ohne Mama-Taxi mobil sein können", sagt sie. Bei vielen Paaren hätten inzwischen beide Elternteile einen Vollzeitjob. Da könnten die Eltern nicht immer einen Chauffeur-Service bieten. Zudem will Cetin die Gleichstellung von Mann und Frau voranbringen. Unter anderem deshalb kandidiert sie auch als Landrätin. Kommunalpolitische Gremien müssten jünger und weiblicher werden, so Cetin. "Unsere Gesellschaft wird immer komplexer und vielschichtiger", sagt sie. Diese Entwicklung sollten auch Gemeinde- und Stadträte widerspiegeln.

Die öffentliche Ernennung von Cetin zur Landratskandidatin will die SPD am 13. Juli im Tölzer Binderbräu vornehmen. Aber auch vor dem offiziellen Akt ist bei den Genossen die Begeisterung über die Personalie groß. Mit Filiz Cetin habe die SPD eine Kandidatin, "die nicht nur ihr Handwerk versteht, sondern auch viel Charisma besitzt", so Wolfgang Werner, der Chef der Kreis-SPD. "Mit Filiz spielen wir auf Sieg", ist der frühere Eishockeyspieler überzeugt.

© SZ vom 26.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: