Kinderbetreuung:Waldkindergarten vor dem Aus

Lesezeit: 1 min

Ein symbolhaftes Foto: Für den Rechtsanwalt des Irschenhausener Waldkindergartens könnte die Existenz solcher Kindergärten im Freistaat generell infrage stehen. (Foto: Christian Endt)

Das Landratsamt verbietet, den Bauwagen in Irschenhausen als Unterschlupf zu nutzen. Der Grund: Sicherheitsbedenken.

Von Benjamin Engel, Icking

Der Fortbestand des Irschenhausener Waldkindergartens schien noch im vergangen Herbst gesichert zu sein - und steht jetzt doch wieder infrage. 18 Kinder hätten keinen Betreuungsplatz mehr. Aus Sicherheitsbedenken fordert das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen in einem der SZ vorliegenden Schreiben von Ende März 2023, die Nutzung des Bauwagens ab sofort zu unterlassen. Der dafür vorgelegte Bauantrag sei nicht genehmigungsfähig. Die Kreisbehörde argumentiert, dass die Standsicherheit des Bauwagens "hinsichtlich dem Lastfall der vorliegenden Baumwurfgefahr" nicht gegeben sei.

Diese Kehrtwende hat die Leitung des Waldkindergartens überrumpelt. Die Vorgeschichte: Ende 2020 forderte die Kreisbehörde unter anderem, den existierenden Bauwagen zu entfernen. Jahrelange Diskussionen folgten. Bei einem Treffen am Standort des Waldkindergartens im September 2022 signalisierte Kreisbauamtsleiterin Maya Mantel in Anwesenheit von Landrat Josef Niedermaier (FW) und des CSU-Landtagsabgeordneten im Stimmkreis Martin Bachhuber, dass der Bauwagen als Sonderbau genehmigungsfähig sein könnte. Dafür brauche es Nachweise, dass die Kinder unbeschadet blieben, falls ein Baum oder Ast herunter krache.

Die aktuelle Haltung der Kreisbehörde ist für Benno Ziegler unverständlich und könnte aus seiner Sicht sogar exemplarischen Charakter haben. "Das Landratsamt spielt mit dem Feuer", so der von der Leitung des Waldkindergartens eingeschaltete Rechtsanwalt. In ganz Bayern habe kein Waldkindergarten einen Bauwagen, dessen Dach einem Baumwurf standhalten könne. "Nach dieser Rechtsauffassung des Landratsamtes dürfte kein einziger Waldkindergarten in Bayern genehmigungsfähig sein."

Ziegler argumentiert, dass die bayerische Bauordnung Abweichungen von der erforderlichen Standsicherheit zulasse, wenn die Kinder anderweitig geschützt werden könnten. Laut Ziegler falle ein gesunder Baum eben nur bei starkem Wind um. Dann finde in Irschenhausen aber auch kein Betrieb statt. "Niemand hält sich im Wald auf, wenn es Sturm hat", so Ziegler. Um Kinder und Betreuungspersonal umfassend zu schützen, habe etwa die Gemeinde Egling dem Waldkindergarten das Feuerwehrhaus überlassen.

Auf Nachfrage verweist das Landratsamt allein auf den aus Behördensicht nicht gegebenen Standsicherheitsnachweis in Irschenhausen. Die Leiterin des Waldkindergartens Anette Hemme reagiert geschockt. Ihr Team habe alle geforderten Nachweise und Anträge geliefert und fühle sich nun vom Landratsamt im Stich gelassen, so teilt sie mit.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Kinderbetreuung
:Kampf um den Bauwagen

Das Landratsamt hat den Unterschlupf des Irschenhausener Waldkindergarten bislang nicht genehmigt. Nun zeichnet sich eine Lösung ab.

Von Benjamin Engel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: