Denkmalschutz im Oberland:Online-Spenden für Nikolauskapelle

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Das Dach der Nikolauskapelle wird dieses Jahr saniert. Dafür können Dachschindel-Patenschaften übernommen werden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Interessengemeinschaft will die Sanierung des drei Jahrhunderte alten Gotteshauses in Geretsried dieses Jahr beenden. Für die Dachschindel-Patenschaft setzt der Verein auf die Digitalisierung.

Von Benjamin Engel, Geretsried

Ein digitaler Klick reicht aus, um für die Sanierung der Geretsrieder Nikolauskapelle zu spenden. Für eine Dachschindel-Patenschaft können Interessierte auf der Homepage für die 300 Jahre alte Nikolauskapelle eines der noch frei verfügbaren Symbolelemente anwählen und reservieren. Danach müssen sie noch den entsprechenden Betrag überweisen. Die Mindestsumme liegt bei 30 Euro. Damit will die Interessengemeinschaft laut Josef Urso vor allem die jüngere Generation ansprechen. "Wir sind nach wie vor dabei, Spenden einzusammeln", sagt der zweite Vorsitzende und Kirchenpfleger. Für knapp 38 Prozent der angepeilten Zielsumme sind - Stand 20. Februar - Patenschaften vergeben.

Bis Ende Oktober soll die Sanierung abgeschlossen sein

Unterdessen soll demnächst die finale Phase der Sanierungsarbeiten für das älteste Gebäude von Geretsried und damit für eines der Wahrzeichen der Stadt beginnen. Dafür wurden bereits im Sommer vorigen Jahres die Nagekäfer begast und eliminiert, die sich in die oftmals jahrhundertealten Holzelemente gefressen hatten. Im März soll es damit nun weitergehen. Arbeiter bauen Gerüste an der Außenfassade und im Innenraum auf. Damit können die Zimmerer dann ab April ihre Restaurierungsaufgaben angehen, ehe im Herbst die Kirchenmaler tätig werden. "Bis Ende Oktober wollen wir fertig werden", erklärt Florian Sachers, Vorsitzender der Interessengemeinschaft zum Erhalt der Nikolauskapelle.

Bis zum Oktober will die Interessengemeinschaft zum Erhalt der Nikolauskapelle um die beiden Vorsitzenden Florian Sachers (li.) und Josef Urso die Renovierungsarbeiten beenden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Bis dahin bleibt allerdings noch einiges unter der Leitung des beauftragten Architekten Michael Thurner aus Bad Tölz zu erledigen. Vor allem geht es um den von Fäulnis, Pilzen und Nagekäfern angegriffenen Dachstuhl mit seiner Holzkonstruktion, die seit drei Jahrhunderten unverändert geblieben ist. Zu ersetzen ist überdies das Schindeldach, zu restaurieren sind die Vergoldungen an der Turm- und Dachbekrönung mit Erdkugel und Doppelkreuz. Kirchenmaler werden die Fassade wie den Innenraum neu streichen, schließlich sind noch einige Bodenfliesen auszutauschen. Zudem lässt die Interessengemeinschaft eine neue Blitzschutzvorrichtung installieren.

Die Interessengemeinschaft rechnet mit Kosten von mehr als einer halben Million Euro

Das wird laut Urso wohl etwas mehr als eine halbe Million Euro kosten. Mit dem vom Ordinariat der Erzdiözese München und Freising verlangten Sicherheitsaufschlag von um die zehn Prozent gehe es um 570 000 Euro, so der Kirchenpfleger. Dabei haben die Stadt Geretsried sowie die Erzdiözese München und Freising 200 000, beziehungsweise 80 000 Euro konkret zugesagt. Außerdem kommen Urso zufolge 2500 Euro vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Gespendet haben unter anderem auch die ortsansässige Feuerwehr, die Eghalanda Gmoi, die Tyczka-, die Sparkassen- und die Krämmel-Stiftung, ebenso die Baugenossenschaft Geretsried. Zudem rechnet Urso nach eigenen Angaben mit einer weiteren Fördersumme in mittlerer fünfstelliger Höhe.

Darüber hinaus finanzieren die Interessengemeinschaft und die Kirchenstiftung der Pfarrgemeinde Maria Hilf, die in die Geretsrieder Stadtkirche integriert ist, die Sanierung. Um weitere Unterstützungsgelder zu generieren, denkt Urso darüber nach, in einige der ausrangierten Dachschindeln das Motiv der Nikolauskapelle einbrennen zu lassen und gegen eine Spende etwa am Rande des Pfarrfestes oder der Fronleichnamsprozession abzugeben.

Die Nikolauskapelle stammt aus dem Jahr 1722 und ist das älteste Gebäude von Geretsried. (Foto: Hartmut Pöstges)

Den Renovierungsprozess bezeichnet der Kirchenpfleger als aufwendig. Das gelte insbesondere für den Glockenturm mit seiner Zwiebelhaube und für den Dachstuhl. Das Gerüst im Innenraum der Kapelle solle auch die darunter eingezogene Decke abstützen. Es gelte, jede Einsturzgefahr auszuschließen, wenn sich die Zimmerer darauf für die Dachstuhlsanierung bewegten.

Obwohl alles noch heuer fertig werden soll, steht ein festlicher Einweihungsgottesdienst in der neu renovierten Nikolauskapelle wohl erst im Frühjahr 2025 an. Schließlich stünden im Herbst erst einmal das lange ausgefallene Pfarrfest und das 60-jährige Bestehen der Gemeindekirche Maria Hilf auf dem Programm, so Urso. Alles auf einmal sei kaum zu stemmen.

Die Nikolauskapelle

Der oktogonale Sakralbau stammt aus dem Jahr 1722. Die einstige Filialkirche der Pfarrei Königsdorf ist eine historische Wallfahrtskapelle. Station sollen etwa die Flößer gemacht haben, die nach ihren Fahrten auf Isar und Donau zu Fuß in die Heimat zurückkehrten. Bemerkenswert sind die schlichten um die Kerzenhalter gemalten Apostelkreuze, das originalgetreu erhaltene Gestühl, der rote Ziegelsteinboden sowie das Altarbild mit dem Heiligen Nikolaus und den 14 Nothelfern.

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Kirche in Geretsried
:Nothelfer für die Nikolauskapelle

Der Sakralbau ist 300 Jahre alt und damit für das junge Geretsried historisch identitätsstiftend. Die etwa eine halbe Million Euro teure Sanierung soll im kommenden April beginnen.

Von Benjamin Engel

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