Gemeinsam für Infrastrukturausbau:Große S-Bahn-Demo geplant

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Weil bei der Verlängerung der S 7 nichts vorwärts geht, wollen Geretsried und Wolfratshausen nächstes Frühjahr auf die Straße gehen. Als Route für den Protestzug ist auch die B 11 vorgesehen

Von Florian Zick, Geretsried/Wolfratshausen

Seit fast 50 Jahren kämpft Geretsried um einen Anschluss ans Münchner S-Bahn-Netz. Passiert ist seitdem aber - nichts. Zumindest nichts, was man sehen könnte. Zwar laufen seit gut fünf Jahren die konkreten Planungen für eine Verlängerung der S 7. Im Herbst soll das Planfeststellungsverfahren wieder starten. Und auch am Termin für die Jungfernfahrt im Dezember 2028 hält die Bahn weiter fest. Wirklich greifbare Fortschritte sind aber schon länger nicht mehr zu beobachten.

Nächstes Frühjahr wollen die betroffenen Städte Geretsried und Wolfratshausen des Projekt deshalb mit einer Großdemo etwas beschleunigen. Ursprünglich habe man die Bürger schon für Mitte September dazu auffordern wollen, für den Ausbau der S 7 auf die Straße zu gehen, erzählt Wolfratshausens Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung). Davon habe man aber wieder Abstand genommen. "Das wäre jetzt nicht der richtige Zeitpunkt", sagt der 52-Jährige. Denn auch, wenn man nichts sehen könne: "Die Bahn arbeitet ja", so Heilinglechner. Es sei aber trotzdem sinnvoll, etwas Druck aufzubauen.

Zwar stehen Gespräche mit Bayerns Bahn-Chef Klaus-Dieter Josel noch aus. Grundsätzlich sind die Pläne für die Großdemo aber fix. Natürlich gebe es Gründe, warum sich das Verfahren so lange hinziehe, so Heilinglechner. Die Tieferlegung des Wolfratshauser Bahnhofs zum Beispiel und die damit verbundene Umlegung von Leitungen und Rohren. Wegen dieser Umplanung habe ja auch das Planfeststellungsverfahren noch einmal gestoppt werden müssen - alles sehr kompliziert. Wenn man als Bürger aber ein Jahr lang nichts Neues mehr höre, immer nur die gleichen Sachstandsberichte, so der Wolfratshauser Rathauschef, da verliere man vielleicht irgendwann auch den Glauben daran, dass die Verlängerung überhaupt noch komme. Wenn so lange Stillstand herrsche, "dann ist das den Leuten nicht mehr zu vermitteln", sagt auch der CSU-Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber. Er hofft deshalb, dass mit der geplanten Demo nächstes Frühjahr ein starkes Signal Richtung Berlin zum Eisenbahnbundesamt geschickt werden könne. Die Demonstration könnte dabei ungefähr nach dem Muster von Garmisch-Partenkirchen ablaufen, so Bachhuber. Dort war bei einer Radl-Demo für den Wanktunnel 2018 die B 2 gut eine Stunde lang für den Verkehr gesperrt. "Und so ärgerlich das für den einen oder anderen auch ist", sagt der Landespolitiker, "es ist nötig, da ein Zeichen zu setzen."

Im Fall der S 7-Demo könnte es die Bundesstraße 11 sein, die gesperrt werden muss. Er erwarte sich schon mehrere Tausend Teilnehmer, sagt Bachhuber. Diese könnten sich dann auf halber Strecke zu einer Kundgebung treffen. Die einen laufen in Wolfratshausen los, die anderen in Geretsried - ungefähr in der Mitte könnte es auf der B 11 dann zum Zusammenschluss kommen, so die derzeitigen Überlegungen.

Initiiert haben die Protestaktion die Freien Wähler. Man habe sich entschlossen, die Demonstration nun doch erst nächstes Frühjahr zu machen, sagt Dominik Irmer, Geretsrieder Stadtrat und stellvertretender Vorsitzender der örtlichen Wählergruppierung. Bis dahin sei im besten Fall das Planfeststellungsverfahren schon abgeschlossen. Dann wisse man auch, welche Einwände es gegen das derzeit auf 204 Millionen Euro geschätzte Schienenprojekt gebe. Vor der Demo müssten sich aber noch einmal die beiden Stadträte von Geretsried und Wolfratshausen zu der Aktion bekennen, so Irmer.

Dass es im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens Einwände gegen die S-Bahn-Strecke geben wird, da ist sich Irmer sicher. "Bei so einem so großen Verfahren ist das auch kein Wunder." Damit es mit der Fertigstellung der S 7-Verlängerung bis 2028 klappt, müsste es also schon sehr gut laufen. Auch deshalb sei eine große Beteiligung an der Demo wichtig, sagt Irmer. "Es hilft nix, wenn da dann nur 200 Leute kommen." Freistaat und Bahn müssten deutlich erkennen können, wie wichtig den Leuten die S-Bahn-Anbindung sei. "Wir wollen den Druck auf jeden Fall hochhalten", so der Geretsrieder Stadtrat.

© SZ vom 21.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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