Münsing:Wechsel nach dem Winterschlaf

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Ruhe vor dem Generationswechsel: Der Fischmeister in Ambach, hier der Blick vom Biergarten auf den See im Februar, ist vom 6. November bis zum frühkajr 2024 geschlossen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das Gasthaus Zum Fischmeister in Ambach schließt am 5. November bis zum kommenden Frühjahr. Dann soll der Münchner Amédée Till das beliebte Lokal am Starnberger See übernehmen.

Von Benjamin Engel, Münsing

Das Gasthaus Zum Fischmeister ist eines der beliebtesten Ausflugslokale rund um den Starnberger See. Seine Gäste werden aber in den kommenden Monaten darauf verzichten müssen - für einen Generationenwechsel im kommenden Frühling. Das bisherige Betreiber-Trio hört am Sonntag, 5. November, auf. Geöffnet ist nur noch das kommende Wochenende. Anschließend will die Eigentümerfamilie Bierbichler, zu der Schauspieler und Schriftsteller Sepp Bierbichler gehört, das Lokal am See während der Wintermonate renovieren.

Im Frühjahr 2024 soll dann Amédée Till als Wirt das Gasthaus direkt an der Ambacher Dampferanlegestelle in der Gemeinde Münsing übernehmen. Der Münchner ist in der Musik-Szene als DJ und Veranstalter bekannt, er trat früher mit seinem Bruder Milen als Duo "Kill the Tills" auf. Ihr Vater, Wolfgang Till, leitete einst lange Jahre das Münchner Stadtmuseum.

Was aus dem Fischmeister in einigen Monaten werden soll, bestätigt Thomas Hausmann am Donnerstagnachmittag. Mit Cordula Smolka und Florian Orecher bildet er noch das derzeit aktive Gesellschaftertrio. "Es soll mit dem gleichen Mitarbeiterteam und in der gleichen Ausrichtung weitergehen", sagt Hausmann. "Amédée Till hat sich jüngst in einer Personalversammlung vorgestellt." Laut Hausmann soll der Münchner geschäftsführender Gesellschafter einer neuen Gesellschaft mit Sitz in Ambach werden.

In jüngster Zeit hatte der Fischmeister mit Personalmangel zu kämpfen

Der neue Pächter ist in seinen früheren Dreißigern und damit deutlich jünger als die bisherigen Gesellschafter, die alle drei um die 60 Jahre alt sind. Das war einer der Gründe, warum sich vor allem Smolka und Orecher als Betreiber aus der Gastronomie zurückziehen wollten. Doch das Trio hatte in jüngster Zeit auch vermehrt mit dem branchenweit verbreiteten Personalmangel zu kämpfen. Das dürfte die Entscheidung, aufzuhören, zusätzlich beschleunigt haben.

Als Sommelier ist Hausmann bislang für die Getränkeauswahl im Fischmeister verantwortlich. Das Weinlager mit Verkauf im Erdgeschoss des abgerissenen und maßstabsgetreu wiedererrichteten, früheren Remisengebäudes will er vorerst bis Weihnachten weiterführen. Künftig könne er sich vorstellen, in diesen Funktionen im neuen Gasthaus-Team weiterzumachen, sagt Hausmann. "Aber nicht mehr als Teilhaber, sondern nur noch als Angestellter." Spruchreif sei dies allerdings bis dato noch nicht.

Die bisherigen Gesellschafter Cordula Smolka, Thomas Hausmann und Florian Orecher (von links) ziehen sich zurück. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Als Ziel der Münchner Boheme hat das Gasthaus Zum Fischmeister eine lange Historie. Die Familie Bierbichler errichtete das heutige Gebäude mit Hochparterre und zwei Obergeschossen im 19. Jahrhundert. Gäste konnten dort einst zur Sommerfrische übernachten. Schwung kam in den Betrieb insbesondere durch die Ende des 19. Jahrhunderts eingerichtete Isartalbahn. Mit dem Zug fuhren die Münchner bis nach Eurasburg im Loisachtal. Von dort aus wanderten die Ausflügler durch die Moränenlandschaft nach Ambach am Ostufer des Starnberger Sees. Um zum Schiff nach Starnberg zu gelangen und Anschluss an die Bahn zurück nach München zu bekommen, mussten sie direkt am Fischmeister vorbei.

Der Gasthaus-Name geht auf die einst angesiedelten Hofbeamten zurück

Der Name geht auf die bayerischen Hofbeamten zurück, die an selber Stelle seit dem 14. Jahrhundert residierten. Dem Ambacher Fischmeister unterstanden alle Fischer am oberen Teil des Würmsees, wie der Starnberger See bis 1962 offiziell hieß. Er kaufte den Fischern ihren Fang ab, um ihn an den Hof zu liefern. Ende des 18. Jahrhunderts übergab der letzte Fischmeister das Anwesen an seinen Knecht Johann Castolus Bierbichler. Dieser beantragte eine Schankerlaubnis. Seitdem besteht die Gastwirtschaft.

Heute ist die Küche dort für bayerische Klassiker wie Schweinsbraten und mediterran angehauchte Gerichte, inklusive Fisch, bekannt. Während der Sommermonate kommen die Münchner immer noch gerne zum Fischmeister und konkurrieren um die knappen Parkplätze. Im weniger überlaufenen Winter schätzen vor allem die Einheimischen die Einkehr. Münchner Ursprünge hatte auch die heutige Betreiberstruktur. Mitte der 1980er-Jahre übernahm eine Gruppe um Konrad Förster und Karl Edelmann aus dem bis heute kollektiv betriebenen Lokal "Ruffini" das Ambacher Gasthaus. Zum Gesellschafter-Kollektiv stießen bald darauf Smolka und Orecher. Auch Hausmann jobbte bereits damals im Gasthaus.

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Die Kollektivzeiten sind zwar inzwischen vorbei. Doch wenn nun alle drei derzeitigen Gesellschafter zum Jahresende aus der Gaststätten-GmbH ausscheiden, endet eine Ära. Hausmann betont, dass ihm und seinen derzeitigen Mitgesellschaftern wichtig sei, dass das Gasthaus in ihrem Sinne weitergeführt werde und das Team von knapp zwei Dutzend Personen inklusive Aushilfen weiterarbeiten könne, wenn es das wolle. Das sei mit dem Wechsel sichergestellt.

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