Wenn die Photovoltaik (PV)-Module am Standort nahe dem Eglinger Ortsteil Neufahrn kommendes Jahr betriebsbereit sind, hat das Münchner Solar-Unternehmen Vispiron drei Nutzungsoptionen. Die Anlage auf 6,6 Hektar Grund nördlich der Staatsstraße 2070 zwischen Wolfratshausen und Egling kann Strom erzeugen, zwischenspeichern und Energie für sechs E-Ladepunkte liefern. Werbewirksam spricht Projektentwickler Stefan Fußeder beim offiziellen Spatenstich am Mittwoch daher von "wohl einer der innovativsten Anlagen in Deutschland" - und hält die Bezeichnung Energiepark für angemessen.
Eglings Bürgermeister Hubert Oberhauser (Freie Wähler) erklärte: "Wir möchten einfach ein Zeichen setzen für die regenerative Stromerzeugung." Als die Gemeinde und Vispiron im Jahr 2019 erstmals über den Standort gesprochen hätten, sei das Thema noch nicht so im Fokus gewesen wie jetzt. "Aber es schadet nicht, manchmal der Zeit voraus zu sein", so Oberhauser.
Die Anlage kann laut den Betreibern im Jahr so viel Energie erzeugen, dass damit Elektro-Autos 44,7 Millionen Kilometer weit fahren können. Ebenso könnten damit 1917 Haushalte ihren Jahresverbrauch abdecken. "Das sind um die 50 Prozent des Strombedarfs der Gemeinde", so Oberhauser. Egling komme damit dem Ziel, energieautark zu werden, schon sehr nahe. Beteiligen könnten sich daran auch die Bürger - und zwar mittels Nachrangdarlehen. Für den kommenden Oktober kündigt Oberhauser dafür eine Informationsveranstaltung an.
Im Januar 2024 sollen die sechs E-Ladepunkte betriebsbereit sein
Für Nutzer elektrisch betriebener Fahrzeuge sollte es von Januar 2024 an interessant werden. Zu diesem Termin sollen, so Projektleiter Eduard Schindler, die sechs E-Ladepunkte betriebsbereit sein. Drei davon werden Schnellladestationen sein. Damit sei ein Fahrzeug innerhalb von 20 bis 30 Minuten aufzuladen. Bezahlen könnten die Nutzer dann mit einer Ladekarte, aber auch per EC- oder Kreditkarte.
Ausschlaggebend für die Standortwahl war insbesondere, dass eine Starkstromleitung des Bayernwerks nah daran vorbeiführt. So kann Vispiron den erzeugten Strom laut Schindler effizient über das dort verlaufende Erdkabel ins Netz einspeisen. Dafür wird eine kleine Übergabestation errichtet.
Die Solarmodule generieren auch über die Unterseite Energie
Die Anlage könne zudem zehn Megawattstunden Energie speichern. Bei Überkapazitäten im Stromnetz müsse Vispiron die Leistung im Energiepark nicht herunterfahren. Dies erhöhe die Stabilität der lokalen Stromnetze. Effektiver machten die Anlage auch die bifacialen Solarmodule. Damit lasse sich auch an deren Unterseite Strom generieren, insbesondere wenn im Winter Schnee die Sonneneinstrahlung reflektiere.
Insgesamt 30 000 Quadratmeter Fläche umfassen die PV-Module laut Bürgermeister Oberhauser. Die Gemeinde Egling fasste im Oktober 2021 den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan des Energieparks und änderte den Flächennutzungsplan. Im Juli dieses Jahres folgte der Satzungsbeschluss. Die Kommune wird auch direkt finanziell profitieren. Der Betreiber zahlt Egling je Kilowattstunde erzeugten Stroms 0,2 Cent.
Vispiron hat den Grund für den Energiepark von drei Landwirten gepachtet. Laut Schindler werden 1,3 Kilometer Zaun um die Anlage installiert. Nur Tiere sollen hindurchschlupfen können. Die Modulreihen lassen zwischen 80 Zentimeter und 3,50 Meter Platz über dem Boden. So soll darauf Schafbeweidung möglich sein, auch um Magerrasenflächen und damit besondere Pflanzen aufkommen zu lassen.