Bad Tölz-Wolfratshausen:CSU verteidigt Direktmandat

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Trotz erheblicher Verluste für seine Partei zieht Alexander Radwan wieder in den Bundestag ein. Dort ist er künftig nicht mehr der einzige Vertreter aus dem Wahlkreis. Auch Karl Bär von den Grünen bucht ein Ticket nach Berlin.

Von Konstantin Kaip,Klaus Schieder, Florian Zick und Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Der Landkreis bleibt im Kern schwarz, bei der Bundestagswahl am Sonntag mussten die CSU und ihr Direktkandidat Alexander Radwan aber empfindliche Einbußen hinnehmen. Radwan errang mit 41,32 Prozent zwar wieder mit deutlichem Abstand zu seiner Konkurrenz das Direktmandat, blieb aber deutlich unter seinem Ergebnis von 2017. Da hatten sich noch 46 Prozent der Wähler für Radwan entschieden. Die CSU verlor dazu analog zum bayernweiten Trend und kam nach 41,2 Prozent vor vier Jahren nun nur noch auf einen Stimmanteil von 34,21 Prozent.

Ob es wohl reicht? Ja, am Ende hat es für CSU-Kandidat Alexander Radwan (rechts) wieder gereicht - und das mit klarem Vorsprung. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Radwan zeigte sich am Wahlabend trotz der Verluste mit seinem persönlichen Ergebnis zufrieden. In den kommenden Wochen erwartet er schwierige Verhandlungen in Berlin wegen der Regierungsbildung. Kritik übte er an den Freien Wählern und der Bayernpartei. Die Stimmen, welche die beiden konservativen Gruppierungen, die ohne große Chancen auf einen Einzug in den Bundestag angetreten waren, abschöpft hätten, seien der CSU verloren gegangen. "Verschenkte Stimmen", nennt es Radwan. "Mit diesen zusätzlichen Stimmen könnten wir die Regierung fortsetzen."

Sehr zufrieden mit Radwans Ergebnis ist der CSU-Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber. Jubeln mag er dennoch nicht. Er habe viele Wahlen mitgemacht, "seit 1984 stehe ich persönlich zur Wahl", so Bachhuber. Das Ergebnis des Sonntags sei aber sehr ernüchternd, findet er - auch wenn es sich abgezeichnet habe. Mit der Nominierung von Armin Laschet habe er Schlimmstes befürchtet, sagte Bachhuber bei einer Zusammenkunft von lokalen CSU-Größen im Bräuwirt in Miesbach. Nun sei die Union mit zwei kräftig blauen Augen davongekommen. Zur Tagesordnung dürfe die Partei trotzdem nicht übergehen. "Mund abwischen und weiter so, das darf nicht sein."

Etwas weiter nördlich, im Oberbräu in Holzkirchen, wo sich die Grünen trafen, ist die Stimmung etwas ausgelassener. Karl Bär, der Direktkandidat der Grünen, zeigte sich mit dem Ausgang der Bundestagswahl sehr zufrieden. "Das ist ein besseres Ergebnis als letztes Mal, das ist doch schön", sagte der 36-Jährige, der über die Landesliste in den Bundestag einziehen wird. Dort war er auf Platz zwölf angetreten, das Bundesergebnis der Grünen, das fast doppelt so hoch ist wie 2017, reicht ihm nun für ein Ticket nach Berlin. "Wir haben ein gutes Wahlresultat", sagte Bär. "Das bedeutet, dass Millionen Menschen, die vorher anders gewählt haben, sich dieses Mal für die Grünen entschieden haben." Und auch sein eigenes Ergebnis im Wahlkreis liegt mit 15,51 Prozent etwas über den 13,6 Prozent von vor vier Jahren. Er gehe davon aus, "dass wir in der Region zweite Kraft werden", so Bär. Am liebsten wäre dem Grünen-Kandidaten ein Linksbündnis gewesen. Aber nach dem schwachen Abschneiden der Linken ist dieses nicht mehr möglich. So tritt er nun für eine Ampelkoalition ein. Er hoffe, dass sich "die anderen nicht in eine Große Koalition wegschleichen", sagte Bär. "Denn wir brauchen eine Regierung ohne CDU und CSU."

Die SPD-Wahlparty in der Geretsrieder Mitmachwerkstatt "Nadel und Faden" am Sonntagabend war ausgelassen. Die Genossen feierten den Erfolg ihrer Partei nach dem historisch schlechtesten Ergebnis auf Bundesebene 2017. Im Landkreis wurde die SPD zwar knapp nur Dritter, konnte aber mit 13,5 Prozent der Zweitstimmen ihr Ergebnis der vergangenen Bundestagswahl verbessern. Und Direktkandidat Hannes Gräbner, der noch kurz vor dem Wahltag in Geretsried und Holzkirchen von Haustür zu Haustür gegangen war, konnte mit 11,48 Prozent ein paar mehr Erststimmen einfahren als bei seinem Debut vor vier Jahren. Ob das für einen Sitz im Bundestag reicht wusste der Holzkirchner, der auf Platz 25 der SPD-Landesliste angetreten ist, am Sonntagabend noch nicht. "Für mich war es wichtig, im Landkreis einen Wahlkampf zu führen, der zum Wiedererstarken der SPD beigetragen hat", sagte er. "Ich denke, es ist uns gelungen." Das gute SPD-Ergebnis bezeichnete er als "Gemeinschaftsleistung". Üblicherweise stelle die stärkste Partei die Regierung, sagte er zu den anstehenden Koalitionsverhandlungen. Und die Umfragen hätten gezeigt, wen die Mehrheit als Kanzler wolle.

© SZ vom 27.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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