Bürgerversammlung:"In Bad Tölz rührt sich ständig irgendwas"

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Etwa 60 Tölzerinnen und Tölzer waren trotz Schneetreibens zur Bürgerversammlung ins Kurhaus gekommen. (Foto: Manfred Neubauer/Manfred Neubauer)

Nahwärmenetz, Post-Areal, Moraltwerke oder Campus Tölz: Bürgermeister Ingo Mehner informiert in einem 75-minütigen Vortrag über Projekte und Entwicklungen in der Stadt. In den Bürgerfragen geht es unter anderem um Bahnhof, Wandelhalle, Beachvolleyball und Vandalismus.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Thomas Holz (CSU) hielt ein Blatt Papier hoch. Normalerweise geht der stellvertretende Landrat vor dem Besuch einer Bürgerversammlung ins Landratsamt und fragt dort nach, welche Probleme in und mit der Kommune bestehen. Was Bad Tölz angeht, blieb das Papier unbeschrieben. Das Hausaufgabenheft sei leer, "alles in bester Ordnung", sagte Holz vor etwa 60 Teilnehmenden in der Bürgerversammlung am Mittwochabend im Kurhaus. Dies bedeutet für ihn allerdings nicht, dass in der Kreisstadt nichts los ist. Im Gegenteil: "In Bad Tölz rührt sich ständig irgendwas."

75 Minuten benötigte Bürgermeister Ingo Mehner (CSU), um alle Projekte und Entwicklungen in der Stadt zu erläutern. Große Neuigkeiten verkündete er nicht, sein verbaler Parforceritt führte von Sachstand zu Sachstand. Ganz vorne dran: das neue Nahwärmenetz. Der Ausbau durch die Stadtwerke erfordere derzeit viele Baustellen und gehe doch nicht so schnell voran, "wie die Versorgung von potenziellen Anschließern gewünscht ist", sagte Mehner. Die neue Wärmeenergiezentrale am Feuerwehrhaus, dem Herzstück des Nahwärmenetzes, dürfte rund 30 Millionen Euro kosten. Erst wenn diese Zahl gesichert sei, werde auch über die Sanierung des Hallenbades entschieden, so der Bürgermeister. Vermutlich dann 2025.

In 75 Minuten ließ Bürgermeister Ingo Mehner die Projekte und Entwicklungen in der Stadt Bad Tölz Revue passieren. (Foto: Manfred Neubauer)

Moraltwerke: Die Verhandlungen über einen städtebauliche Vertrag mit dem Eigentümer laufen, bei der Entwicklung der Stadtquartiers mit Gewerbe, Wohnungen für 1000 Leute, Gastronomie und Plätzen sei die ZoBoN (Zukunftsorientierte Bodennutzung) zu berücksichtigen. Campus Tölz: Von dem Technologiepark an der B13 nördlich der Lettenholzsiedlung erhoffe man sich "einen großen Nutzen für die gesamte Region". Kindergarten: Eine zusätzliche Kita sei höchstwahrscheinlich nötig, die Bedarfsplanung werde gerade erstellt; dies gelte auch für die Ganztagsbetreuung für Grundschüler vom Schuljahr 2025/2026 an. Spielplätze: Der große Spielplatz, der wegen des Josefistift-Neubaus an der General-Patton-Straße verlegt wird, soll nicht nahe an der Bundesstraße entstehen.

Ellbach-Quartier: Die Pläne der Firma Aureus für das ehemalige Post-Areal unterstützt der Bürgermeister, auf den unvermittelten Abriss des alten Postgebäudes mochte er nicht weiter eingehen. Ein neuer Nahversorger, Post, Gastronomie, Büros, Arztpraxen, mehrgeschossige Tiefgarage - "Ziel muss es sein, dass auf diesen Flächen möglichst bald etwas Gutes entsteht, was der Innenstadt als ganzer hilft". Kurhaus: Die Planungen für den Erweiterungsbau laufen. Stadtleben: 2023 fanden alleine 200 städtische Veranstaltungen an 300 Tagen statt, hinzu kamen noch jene von Privatanbietern; Mehner hob unter anderem den internationalen Streichquartett-Wettbewerb, das Musical "West Side Story" der Sing- und Musikschule und des Gymnasiums sowie zahlreiche Open Airs hervor.

Der Zweckverband Kommunale Dienste Oberland und die Tölzer Stadtwerke waren im Kurhaus mit Info-Ständen vertreten. (Foto: Manfred Neubauer)

In seiner Gesamtschau sprach der Bürgermeister auch das Thema Asyl an. Bad Tölz hat derzeit 939 Asylbewerber und Geflüchtete untergebracht, im gesamten Landkreis sind es 3177. Mehner forderte einmal mehr eine gleichmäßige Verteilung der Schutzsuchenden im Landkreis. Die Kommunale Sozialplanung der Stadt leiste viel in der Flüchtlingshilfe, sagte er. "Diejenigen, die da sind, können wir bisher gut integrieren." Aber insgesamt müssten "die Zahlen runter". Thomas Holz gab da wenig Hoffnung. Jeden Monat kämen 100 Asylsuchende und Flüchtlinge im Landkreis an, sagte der Zweite Landrat. Bürgermeister seien gemeinsam nach Berlin gefahren, der Deutsche und der Bayerische Städtetag hätten an die Bundesregierung geschrieben. "Ergebnis: null", sagte Holz. Die Situation werde in nächster Zeit nicht besser. "Wir müssen einfach zusammenhalten."

Tölzer Bahnhof, Wandelhalle, Sicherheitsdienst und Müll in Farchet

Um den seit vielen Jahren unansehnlichen Zustand des Tölzer Bahnhofs ging es unter anderem in den Bürger-Anfragen, etwa von Corinna Eck und Milosch Dryanski. Auch der neue Stadtrat habe mit dem Eigentümer Erwin Fritz über eine Sanierung verhandelt, so Mehner. "Aber wir sind da leider nicht weitergekommen." Eine Enteignung sei juristisch kaum möglich. Richard Haas bemängelte den Verfall der Wandelhalle und des Parkplatzes im Kurviertel. Mit der Jod AG werde man "keine Verhandlungslösung finden, ehe nicht alles ausgeurteilt ist", verwies der Bürgermeister auf die laufenden Gerichtsverfahren.

Über zu viel Müll in Farchet drehten sich einige der zahlreichen Fragen, die Sabine Ibelherr eingereicht hatte. Die Wirtschaftsförderung der Stadt werde versuchen, die Unternehmen im Gewerbegebiet darauf anzusprechen, versprach Mehner. Die Öffnung des Beachvolleyballplatzes an der Südschule für alle Sportler nach 19 Uhr forderte Inge Hake. Dies lehnte der Rathauschef wegen der Gefahr des Vandalismus und der damit verbundenen Kosten ab. Wer abends Beachvolleyball spielen möchte, solle Mitglied des Turnvereins werden oder den Platz im Naturfreibad Eichmühle nutzen, sagte er.

Robert P. Keller, der gerne mehr Blumenkübel in der Marktstraße hätte, regte eine Sicherheitswacht wie in anderen Kommunen Bayerns an. Mehner erwiderte, dass der Sicherheitsdienst der Stadt deutlich besser ausgebildet sei und bei Bedarf personell verstärkt werden könne. Milosch Dryanski kritisierte, dass Radfahrer auf dem schmalen Weg der Grünanlage an der General-Patton-Straße "in vollem Speed" nahe an den Fußgängern vorbeirasten, auch an Kindern. Eine Lösung dafür wusste Mehner nicht. Sein Appell: "Alle müssen ein bisserl aufeinander schauen."

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